Fesseln der Sünde
näher, um das Hemd zurück in die Truhe fallen zu lassen. Dann betrachtete sie das Kleid.
»Was meinen Sie?« Sie hielt es hoch, damit er es begutachtete.
O Gott, sie wollte ihn doch nicht etwa vorsätzlich quälen, oder doch? Sie sah so vollkommen unschuldig und unbedacht aus. Was ihm jetzt, wo sein Hirn wieder einigermaßen arbeitete, verdammt eigenartig vorkam.
»Meine Meinung ist hier ganz egal«, sagte er abgehackt. »Könnte es Ihnen passen?«
»Vielleicht. Die Schuhe haben es nicht. Ihre Mutter hatte zierlichere Füße als ich.« Sie hob ihren Rock ein paar Zentimeter hoch und zeigte ihm mit kreisenden Bewegungen ihren nackten Fuß.
Diese Hexe! Sie quälte ihn aus purem Vergnügen. Wäre es ihm möglich, sie zu berühren, er würde ihr verdammt noch mal an die Gurgel gehen.
Nein, würde er nicht. Er würde bis zur Erschöpfung über sie herfallen.
Plötzlich kam ihm in den Sinn, was ihm hätte schon seit langem in den Sinn kommen müssen, nämlich dass es keine gute Idee war, hier oben mit Sarah alleine zu sein. Er hatte gedacht, für sie ein paar Sachen zum Anziehen zu finden und ungeschoren davonzukommen. Dies schien nun ein absurd optimistischer Plan gewesen zu sein.
Zur Hölle, er musste hier raus. Sofort.
Der Dachboden hatte so geräumig gewirkt, als er ihn vorhin betreten hatte. Jetzt fühlte er sich von ihm eingeengt, als würde er ihm die Luft zum Atmen nehmen.
Dabei wusste er schon die ganze Zeit, was ihm die Luft zum Atmen nahm. Sein unstillbares Verlangen
Ungeschickt und eilig rappelte er sich stolpernd hoch. Seine Schultern spannten sich schmerzhaft an. »Alles, was Sie brauchen, ist in dieser Truhe. Ich hole die Dienstboten, damit sie sie in Ihr Zimmer bringen.«
Sie zuckte bei seinem Ton zurück und beugte sich so weit vor, dass sie die Sachen, die sie aus der Truhe herausgenommen hatte, wieder hineinlegen konnte. So nahe, dass ihre Röcke seine Beine mit einem zarten, sinnlichen Flüstern streiften. Sarahs warmer, fraulicher Duft vermischte sich einen Augenblick lang mit dem Rosenparfum seiner Mutter.
Trotz seiner guten Absichten schloss er die Augen und atmete tief ein. Er roch den Duft des Paradieses. Und stand in den Fängen seiner ewigen Qual als Sünder vor dessen Toren.
Er hätte nicht zögern sollen. Er hätte sich auf und davon machen sollen, solange er es noch gekonnt hätte. Verflucht, er hätte von Anfang an nicht mit ihr hier hoch gehen sollen. Mrs Pollett hätte ihr die Truhen genauso gut zeigen können.
Als er wieder die Augen öffnete, stand sie, ihr Gesicht nach oben gerichtet, mit leicht geöffneten Lippen und ausgestreckten Armen vor ihm. Verlangen, Verletzlichkeit und ein verzweifelter, hart erkämpfter Mut lagen in diesem Gesicht.
Es war für ihn nicht zu übersehen, was sie wollte.
Doch selbst mit dieser Erkenntnis blieb er wie angewurzelt stehen. Seine Glieder waren schwer wie Blei. Er wollte etwas Abweisendes sagen, aus seinem Hals drang jedoch nur ein Stöhnen. Er schwankte zurück, aber sie machte bereits einen Schritt auf ihn zu.
Er wand sich verlegen, um ihr auszuweichen, doch sie griff nach seinen Armen. Ihre Finger erfassten sie, es gab für ihn kein Entrinnen. Er stand wie gelähmt vor blankem Entsetzen.
»Gideon, bitte«, sagte sie mit brüchiger Stimme, wodurch sich sein Magen vor Schuld und sündigem Verlangen zusammenzog.
Ihr schlanker, zarter Körper drängte sich gegen seinen. Ihre schmalen, überraschenderweise starken Arme schlangen sich um seinen Nacken. Ihr aufregender Duft benebelte sein Hirn und vertrieb jeden klaren Gedanken.
Zitternd umklammerte er ihre Taille in dem aberwitzigen Bedürfnis, sie von sich zu stoßen. Doch am Schluss versagte ihm der Wille.
Sie spannte sich an, während sie sich streckte. Sie drückte ihren feuchten, begierig heißen Mund auf seinen.
Er stand regungslos da, während sie ihn unbeholfen und leidenschaftlich bestürmte. Feurige Lust durchzuckte ihn wie die Blitze eines Sommergewitters. Seine Hände griffen wie von selbst enger um ihre Taille und zogen sie näher.
In einer Sekunde brennender Leidenschaft verlor er sich in dem erregenden Kuss. Dunkelheit. Vergnügen. Süße. Hitze.
Sein Blut pochte, seine Haut brannte. Sein Mund antwortete mit vorsichtigen Bewegungen auf ihr wildes, ungeübtes Feuer. Ihre Unerfahrenheit und ihre Leidenschaft waren für ihn nicht zu verkennen. Er vermutete, sie war sich der Folgen ihres Handelns nicht bewusst gewesen, als sie sich ihm in die Arme geworfen
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