Fesseln der Unvergaenglichkeit
spät dran.« Ihre Stimme klang dunkel, ein melodischer, singender Tonfall. Ihr Timbre lockte wie eine verheißungsvolle Einladung. Er näherte sich dem Wagen. Wie konnte er sie zurückhalten, ohne sie zu erschrecken?
Sie lachte und küsste den Mann vertraut auf die Wange, als sie einstieg. Der Wagen dröhnte hochtourig und schoss davon.
»Leonardo!« Iwan kam angeschossen. »Habe ich was verpasst?«
Leonardo starrte hinter dem Auto her. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Lass uns ins Theater gehen.«
*
Falko betrat sein Penthouse und augenblicklich fiel die Anspannung von ihm ab. Der hohe Eingang mit den Büsten und Skulpturen spiegelte die Eleganz wider, die er liebte und in der er sich am besten von seiner Arbeit entspannen konnte.
Alexa kam aus der Küche. »Du bist sicher durstig?«
Er roch das Blut der Eingeweihten und konnte sich nicht beherrschen. »Komm her, mein Durst kennt keine Grenzen.« Alexa lächelte. »Ich helfe dir gern, das weißt du.«
Er knurrte, seine Fangzähne verlängerten sich, bis sie über seine Lippen hinausragten.
Die Dhampyrin trat auf ihn zu. Die Hitze, die sie ausstrahlte, verstärkte seinen Durst, den er seit zwei Tagen vernachlässigt hatte. Sobald sie vor ihm stand, bog sie ihren Kopf nach hinten. Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich. Mit seinen Lippen glitt er über ihren Hals. Ein zartes Vibrieren zeigte, wo das Blut durch die Ader floss. Seine Gier, die ihn den ganzen Tag begleitet hatte, ließ sich nicht zurückhalten. Wie ein Skalpell stachen seine Fangzähne in ihre Haut. Sofort strömte das warme Blut in seinen Mund. Falko liebte den Rausch, den die dunkle Flüssigkeit auslöste, wenn sie den Rachen hinunterfloss und seinen Körper erwärmte. Er trank, ohne anzuhalten. Überließ sich Alexas Blut, das nach wilden Kirschen roch, und ihn an das einzige Vergnügen seiner Kindheit erinnerte. Alexa taumelte leicht in seinen Armen. Er wusste, dass er zu hastig und zu viel von der Dhampyrin trank, aber er konnte nicht aufhören. Seine Gier trieb ihn unaufhaltsam weiter, bis er spürte, dass ihre Beine einsackten. Er stützte sie. Behutsam zog er seine Zähne zurück und versiegelte mit seinem Speichel die Bisswunde. »Danke Alexa.« Er leckte sich über seine Lippen. »Ich habe zu lange nicht getrunken.«
Alexa schwankte wie eine Betrunkene und stützte sich an der Wand ab. »Du warst seit zwei Tagen nicht mehr da.«
»Ich konnte nicht anders. Wir hatten einen Patienten mit einem gerissenen Magenaneurysma.«
»Du kämpfst um jedes Menschenleben«, sagte Alexa und richtete sich auf. Sie ließ die Wand los und und warf ihm einen bewundernden Blick zu.
»Ihr Leben ist so zerbrechlich, ich habe den Kampf heute Nacht verloren.« Falko sah sich hasserfüllt in dem großen Spiegel an, der die Eingangshalle seiner Residenz schmückte. Die blonden Haare umrahmten sein breites, makelloses Gesicht, das keine Ermüdungserscheinung zeigte. Die grünen Augen starrten ihn feindselig an. Er hatte versagt. Die Patientin hatte das Aneurysma nicht überlebt. Er hatte gekämpft und bis zuletzt gehofft, dass er ein Wunder bewirken könnte.
»Ich erwarte von mir selbst, dass ich unfehlbar bin.« Falko blieb neben einer Büste der Göttin Athena stehen. »Wie schön wäre es, göttliche Kraft zu besitzen.« Er strich der Büste über den Kopf.
»Das darfst du dir nicht wünschen.« Alexa flüsterte.
Falko drehte sich zu ihr. »Du hast recht. Trotzdem wünschte ich mir, über den Kreislauf des Lebens bestimmen zu können.« Er betrat das Wohnzimmer und setzte sich in den ledernen Sessel vor dem Plasmafernseher. »Ich fühle mich leer, ich werde mich jetzt berieseln und den Stress hinter mir lassen.«
Alexa grinste. »Ich weiß, dass du dich nach kurzer Zeit mit deinen Büchern zurückziehen wirst. Das Fernsehen hat dich noch nie lange fesseln können.«
»Wir werden sehen.« Falko spürte die Sättigung, die das Blut in seinem Körper hervorrief. Er überlegte, sich einen Whiskey zu holen, entschied sich aber dagegen. Der Geschmack des Blutes lag verführerisch auf seiner Zunge.
Alexa ging in die Küche. Falko sah ihr nach. Vor drei Jahren hatte er ihr Herz operiert und erfahren, dass sie eine Stelle bei einem Vampir suchte. Er hatte sich spontan entschieden und sie hatte ihn nicht enttäuscht. Sie spürte, wenn er sich durstig fühlte, ansonsten hielt sie sich im Hintergrund. Er schaltete den Fernseher an. Eine blonde Moderatorin, die in einem Studio saß, lächelte vom
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