Fesseln des Herzens
werdet diese Frau dort ziehen lassen! Und zwar auf der Stelle!«
Woodward blickte zähneknirschend zu seinem Begleiter hinüber. Der hatte die Hand zwar auf dem Schwertgriff, wusste aber, dass er allein mit dem Baron nichts gegen die Übermacht ausrichten konnte.
»Ihr glaubt doch wohl nicht, dass Ihr einfach so davonkommen werdet!«, giftete Woodward und versuchte damit, seine Angst zu überspielen. »Ich werde dem König von diesem Vorfall berichten! Dass Ihr in meine Burg eingedrungen seid, ist allein ein Kriegsgrund!«
»Die Provokation kam von Eurer Seite!«, entgegnete Ravencroft. »Ihr habt die Patin meines Kindes widerrechtlich gefangen genommen.«
»Wohl eher Eure Hure!«, donnerte der Baron zurück.
»Hütet Eure Zunge!«, fuhr Ravencroft ihn an, doch Woodward ließ sich den Mund nicht verbieten.
»Sie ist eine Hexe!«, brüllte er hasserfüllt. »Dass sie das Kind retten konnte, beweist das. Sie gehört auf den Scheiterhaufen.«
Als Aimee das hörte, erbleichte sie. Offenbar hatte Woodward nie vorgehabt, sie freizulassen. Vielmehr hätte er sie seinen Inquisitoren überlassen, damit sie sie ins Feuer schickten.
Ravencroft blickte die Schäferin an. Die Haft hatte ihr zugesetzt. Ihr Haar war struppig, ihr Gesicht schmutzig wie ihre Kleider. Dennoch war sie in seinen Augen nach wie vor unwiderstehlich schön. Wie gut, dass der Henker ihr nichts von dieser Schönheit genommen hatte.
»Alles, was ich sehe, ist eine Hebamme, die gerade Euer Balg entbunden hat. Jedenfalls nehme ich an, dass es Eures ist, sonst wärt Ihr gewiss nicht hier.«
Schritte folgten seinen Worten. Ein paar Männer kamen waffenrasselnd den Gang entlanggestürmt.
Ein triumphierendes Blitzen zog sich durch Woodwards Augen, denn er hoffte offenbar, dass es sich um seine eigenen Leute handelte.
Ravencrofts Begleiter stürmten daraufhin nach draußen, dann ertönte plötzlich der Ruf: »Es sind unsere Leute!«
Nun war es George, der sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
»Ich schätze, es ist unwahrscheinlich, dass sich das Blatt noch einmal zu Euren Gunsten wendet. Werdet Ihr nun Euren Männern befehlen, den Kampf einzustellen?«
»Niemals!«, donnerte Woodward.
»Wenn das so ist, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Euch zur Sicherheit mitzunehmen!«
»Das könnt Ihr nicht tun!«
»Wenn ich mich recht entsinne, liegt meine Schwertspitze gerade an Eurem Hals, Woodward! Und Euer Mann kann gegen uns nichts ausrichten. Wenn Ihr kämpfen wollt, könnt Ihr es gerne versuchen, allerdings ist das Risiko, dass Eurer Kind auf seinen Vater verzichten muss, recht hoch.«
Woodward schnappte nach Luft. Sosehr sich sein Verstand auch mühte, er konnte keinen Ausweg aus dieser Situation finden.
Ravencroft riss nun der Geduldsfaden.
»Mitkommen, oder Ihr werdet Euch keine Gedanken mehr um Eure Ländereien machen müssen!«, fuhr er seinen Widersacher an.
Nur widerwillig setzte sich Woodward in Bewegung. Ravencrofts Begleiter behielten den Soldaten im Auge. Er hatte zwar sein Schwert abgelegt, konnte aber immer noch eine weitere Waffe unter seinem Wams verborgen haben.
Aimee folgte den Gefangenen, nachdem sie der jungen Mutter das Kind auf den Bauch gelegt hatte. Hinter ihr schlossen sich weitere von Ravencrofts Männern an.
Überall in den Gängen lagen niedergemetzelte Soldaten aus Woodwards Heer. Nur einige wenige Überlebende jammerten vor Schmerz oder reckten hilfesuchend die Arme in die Luft.
So viel Tod und Leid, nur wegen mir, dachte Aimee beklommen. Sie war dankbar, dass Ravencroft erschienen war, doch nie hatte sie gewollt, dass Menschen ihretwegen starben.
Als die Prozession auf dem Hof angekommen war, zwang George seinen Rivalen, die Stimme zu erheben.
»Stellt den Kampf ein!«, kreischte Woodward, wobei sich seine Stimme überschlug. »Ich befehle es euch! Legt die Waffen nieder und lasst uns durch!«
Seine Soldaten blickten ein wenig verwirrt drein, doch dann kamen sie dem Befehl ihres Herrn nach.
»Holt die Pferde!«, wies George of Ravencroft seine Männer an. »Wir reiten zurück zu unserer Baronie. – Und ihr, Männer von Woodward, lasst euch nicht einfallen, uns zu folgen! Wenn wir bemerken, dass ihr uns nachstellt, werden wir euren Herrn in die Tiefen der Hölle schicken!«
Die Soldaten schwiegen entsetzt.
Ravencroft wandte sich daraufhin im Flüsterton an Woodward. »Ich hoffe für Euch, dass diesen Männern etwas an Euch liegt. Anderenfalls habe ich keine Skrupel, meine Worte in die Tat
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