Fesseln des Herzens
anstellte. Von dem Tod des Barons hing schließlich Nicoles Leben ab. Das Leben der Frau, die er begehrte und liebte. Und nicht zuletzt auch seine Zukunft.
Nachdem er gesehen hatte, dass der Baron in der Burg verschwunden war, verließ er sein Versteck. Er umging die Kämpfenden, indem er durch eine Seitentür verschwand, und stürmte dann zur Waffenkammer Woodwards, wo er das rechte Mittel gegen Ravencroft zu finden glaubte.
Während draußen jeder kampftüchtige Mann der Feste auf den Beinen war, um sich gegen den Angriff des Heers von Ravencroft zu erwehren, fuhr man im Kerker mit den Verhören anderer Delinquenten fort. Da er die Schäferin schon mal in die Finger bekommen hatte, hatte Woodward auch gleich Prozesse gegen einige andere Männer und Frauen angestrengt, die als Hexer oder Hexen verschrien waren.
Der arme Teufel, der jetzt an Aimees Stelle auf der Streckbank lag, brüllte sich unter der Folter die Stimme aus dem Hals, während der Pater auf ihn einredete. So lange, bis ein dumpfes Klopfen ertönte.
Er blickte auf, und nur einen Atemzug später splitterte die Holztür und sprang auf. Ein blutüberströmter Wächter taumelte in den Raum und ging zu Boden.
»Bei allen Heiligen, was geht hier vor?«, fragte der Pater und erhielt die Antwort auf der Stelle.
George of Ravencroft trat mit zwei Getreuen in den Raum. Kurz sah er sich in dem Verlies um und registrierte, dass Aimee nicht hier war.
»Wo ist sie?«, donnerte seine Stimme durch den Raum.
»Mylord, ich weiß nicht …«
»Die Schäferin Aimee!«, half der Baron dem Verstand des Inquisitors auf die Sprünge.
Augenblicklich erbleichte der Pater, und seine Unterlippe begann zu zittern. Er wusste natürlich genau, wen Ravencroft meinte. Und er erinnerte sich nur zu gut, dass lediglich die Niederkunft von Woodwards Mätresse ihn davon abgehalten hatte, diese Aimee zu foltern.
Jetzt stand der Baron wie ein rächender Engel in der Tür. Oder nein, wie ein Dämon, der seine Jüngerin befreien will. Der Pater wusste genau, was ihm blühte, wenn dem Eindringling die Vorgänge der vergangenen Stunden zu Ohren kamen.
»Ihr seid vom Bösen besessen!«, rief der Geistliche daher aus, griff nach seinem Kreuz und hielt es schützend vor seinen Leib. Schweißperlen rannen ihm über Stirn und Schläfen. »Weiche von mir, Satanas!«
Anstatt zu weichen, machte Ravencroft ein paar Schritte auf den Mann zu.
»Mag sein, dass ich besessen bin. Aber wenn Ihr mir nicht auf der Stelle sagt, wo dieses Weib ist, werde ich Euch mit meinem Schwert aufspießen, und dann mögt Ihr vor Gott Rechenschaft darüber ablegen, dass Ihr eine Unschuldige auf den Scheiterhaufen schicken wolltet!«
»Der Heilige Vater wird Euch dafür exkommunizieren, Baron of Ravencroft!«
»Ah, Ihr kennt meinen Namen!«, entgegnete der Angesprochene. »Dann sei Euch gesagt, dass ich mich vor der Exkommunizierung nicht fürchte, denn Ihr werdet sie nicht mehr anregen können.«
Entschlossen riss er das Schwert hoch und setzte dem Geistlichen die Spitze auf die Brust.
Augenblicklich vergaß der Pater daraufhin seinen Vorsatz.
»Sie ist mit Woodward hinaufgegangen«, presste er, am ganzen Leibe schlotternd, hervor. »Ein Junge platzte in die Befragung und faselte von einer Niederkunft. Daraufhin hat Seine Gnaden sie mitgenommen.«
Diese Worte verwunderten Ravencroft. Eine Niederkunft, die Woodward dazu brachte, eine Hebamme mit in die Kammer der Gebärenden zu schleifen?
»Ihr würdet mich doch nicht anlügen, oder?«, fragte er und ließ die Klingenspitze weiterhin, wo sie war.
Der Pater schüttelte hastig den Kopf. »Nein, Mylord, ganz sicher nicht.«
Zu gern hätte Ravencroft gewusst, wessen Balg Aimee auf die Welt holen sollte. Aber das konnte sie ihm selbst erzählen, sobald er sie aus Woodwards Fängen befreit hatte.
Als er die Klinge vom Hals des Geistlichen nahm, ließ sich dieser schwer atmend auf seinen Stuhl fallen.
Ohne die anderen Anwesenden mit einem weiteren Blick zu bedenken, verließ der Baron mit seinen Gefolgsleuten den Kerker.
In welchem Raum sich die Gebärende befand, wusste er nicht, aber er hoffte, dass sein Gehör ihn leiten würde.
Draußen ertönten noch immer das Schwerterrasseln und das Schlachtgeschrei. Auf dem Weg in die herrschaftlichen Gemächer begegneten Ravencroft und seine Leute noch ein paar Soldaten, doch die stellten kein großes Hindernis dar. Rasch fielen sie durch die Schwertstreiche der Eindringlinge.
Dann vernahmen sie plötzlich
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