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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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Tochter acht, Mylord, und bedenkt, sie ist von edlem normannischen Blute.«
    Mit diesen Worten gab der Count de Boisy seine Tochter dem Baron an die Hand, und umhüllt von Weihrauch knieten die Brautleute auf den Stufen vor dem Altar nieder.
    Der Priester, ein beleibter Mann mit rotem Gesicht, graublondem Haar und Augen, die Nicole an die eines Schweins erinnerten, begann die Zeremonie mit den üblichen Formeln und Gebeten. Die Grafentochter hörte jedoch gar nicht richtig hin, denn die Gedanken wirbelten durch ihren Verstand wie Blätter, die der Wind von den Ästen eines Baumes gerissen hatte.
    Würde ihr Gatte häufig Reisen unternehmen und sie zurücklassen? Bestand vielleicht sogar die Möglichkeit, dass er zu einem neuerlichen Feldzug aufbrach? Hatte er gar Feinde?
    Als der Priester schließlich mit der Segnung des Paares begann, schlug sie ergeben die Augen nieder und hoffte im Stillen auf eine glückliche Fügung.
     
    Direkt an die kirchliche Trauung schloss sich das Hochzeitsfest an, zu dem viele Edle der Umgebung geladen waren. Der Baron hatte Musikanten kommen und selbst für seine Bediensteten ein Schwein auf einen Spieß stecken und ein Fass Ale anstechen lassen.
    Die Tafeln in der Festhalle bogen sich unter Gebratenem und Schüsseln voller süßer und würziger Grütze. Ergänzt wurden die Speisen von frischen Feldfrüchten, die es zu dieser Jahreszeit im Übermaß gab.
    Trotz des Überflusses blickte Nicole ein wenig griesgrämig auf die Speisen, denn sie hatte nicht den geringsten Hunger.
    Ein Fest für Bauern ist das, ging es ihr durch den Sinn, die Edlen hier sind nichts weiter als das. Das grobe Auflachen eines der Gäste und das Juchzen der Magd, der er in den Hintern gekniffen hatte, schienen ihre Vorbehalte zu bestätigen.
    Nicole seufzte auf und führte ihren Becher zum Mund. Das Ale schmeckte ein wenig fad, aber auch das würde sich ändern, wenn sie erst einmal das Sagen auf der Burg hatte.
    Ihr Gemahl schien jedenfalls zufrieden zu sein. Immer wieder prostete er den Gästen zu und riss sich Stücke von dem Spanferkel ab, das vor ihnen auf dem Tisch stand.
    Viele Worte hatten sie bislang nicht miteinander gewechselt. Ein paar Höflichkeiten und Komplimente hatten sie ausgetauscht, ansonsten blieb alles streng förmlich.
    Recht so, dachte Nicole. Ich habe nicht vor, ihn näher kennenzulernen. Alles, was ich will, ist das Gold in seinen Schatzkammern.
    Als sie zur Seite blickte, fiel ihr erneut der blonde Begleiter ihres Gemahls auf. Er saß nicht mit an der Tafel, war allerdings ständig in der Nähe.
    Momentan verharrte er neben der weit offen stehenden Pforte, die in den Festsaal führte. Obwohl er sich lediglich mit einem anderen Soldaten unterhielt, strahlte seine Haltung Kraft und Selbstsicherheit aus. Er verkörperte all das, was Nicole sich von einem Mann wünschte. Vielleicht schaffe ich es, ihn eines Tages für mich zu gewinnen, dachte sie, während sie erneut einen Schluck Ale nahm.
    Ein Geräusch neben ihr riss sie aus ihrer Betrachtung fort. Ravencroft erhob sich von seinem Platz.
    Will er etwa jetzt schon ins Schlafgemach?, fragte Nicole sich und wappnete sich innerlich gegen das, was da auf sie zukommen würde.
    Der Baron beugte sich zu seiner frisch angetrauten Gemahlin und sagte dann zu ihrer großen Überraschung: »Entschuldigt mich für einen Moment, meine Liebe, ich möchte mir ein wenig die Beine vertreten.« Ohne eine weitere Erklärung abzugeben, verließ er die Feierhalle.
    Der Blonde wollte sich ihm anschließen, doch er bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er zurückbleiben solle.
    Die Gästeschar war darüber verwundert, aber der Baron hatte den Musikanten zuvor aufgetragen, weiter aufzuspielen, und niemand wagte zu fragen, wohin der Herr des Hauses wollte.
     
    George of Ravencrofts Ziel war der nahe gelegene Bergfried, den er immer dann bestieg, wenn er mit seinen Gedanken allein sein wollte.
    Das hatte er bereits so gehalten, als er von den Schlachtfeldern des Heiligen Landes heimgekehrt war. All die Greuel, die ihm immer wieder in den Sinn kamen, waren für ihn auf der Turmspitze leichter zu ertragen. Es schien, als stünde er hier über allen Dingen – auch über seinen Erinnerungen.
    Er ging an den Wachposten vorbei, die augenblicklich Haltung annahmen, auch wenn ihnen das Ale, das man ihnen zugeteilt hatte, sichtlich zu Kopfe gestiegen war.
    Die Fackeln flackerten vom Luftzug, den Ravencrofts Gewand verursachte, und malten bizarre Schatten an die

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