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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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hüten, ihm etwas zu verkaufen, was nicht wie angegossen passte.
    David konnte nicht ahnen, dass der kluge Schneider den Anzug tatsächlich für ihn angefertigt hatte. Seit Jahren kam David Parrish jedes Frühjahr für eine Woche nach New Orleans, um sich um seine Geschäfte und den Verkauf der Baumwollernte zu kümmern, und bestellte Anzüge bei De Hule. Dieses Jahr jedoch, nachdem der Schneider von den schweren Verletzungen seines treuen Kunden erfahren hatte, fürchtete er schon, die Anzüge an irgendeinen Dummkopf verkaufen zu müssen. So hatte Olivier für seine baldige Genesung gebetet wie kaum ein Mitglied der Familie Parrish.
    Die Einzelheiten der weiteren Ausstattung waren in fünf Minuten besprochen. Ein Bambusstock mit silbernem Griff bildete den letzten Punkt auf der langen Liste. Den perlgrauen Anzug und den Stock würde Olivier gemeinsam mit den notwendigen Accessoires sofort zum Hotel schicken lassen. Der Rest der Bestellung würde später am Nachmittag fertig gemacht.
    Nachdem alles geregelt war, zog David ein dickes Bündel Scheine aus der Tasche, bezahlte und ging.
    Auf dem Weg zum Hotel hielt er für einen Moment in der Apotheke in der Decatur Street. Geduldig wartete er, bis eine Dame mit honigsüßer Stimme ein paar Magenbonbons aus Anis-Samen gekauft hatte, und bat dann um ein Mittel gegen die Mückenstiche.
    Über die meistbenutzte Straße der Stadt gelangte David schließlich zum Hotel. Das Royal Omini war im Vorjahr eröffnet worden, genau dort, wo vorher das Saint-Louis gestanden hatte. Inzwischen war es das luxuriöseste Hotel der Stadt geworden.
    Nachdem David sich vergewissert hatte, dass sein Pferd anständig versorgt wurde, trug er sich im Hotel ein und ließ sich von einem elegant gekleideten Sklaven in den ersten Stock geleiten.
    Als er in seinem Zimmer ankam, hing schon alles, was er bei Olivier De Hule bestellt hatte, ordentlich im Schrank. Er bat darum, dass ihm ein Bad bereitet wurde, außerdem sollte jemand kommen, der ihn rasierte.
    David wollte die Angelegenheit, die ihn nach New Orleans geführt hatte, so rasch wie möglich regeln. Aber auch wenn er bereits aus Texas ein Schreiben gesandt und sein Kommen angekündigt hatte, wäre es doch höchst ungebührlich, sich ohne direkte vorherige Ankündigung im Haus des reichsten Mannes von New Orleans zu präsentieren. So verfasste er eine kurze Nachricht, in der er seinen Wunsch nach einem Treffen ausdrückte, und übergab sie dem uniformierten Sklaven, der ihn ins Zimmer geführt hatte. Die Nachricht sollte sofort überbracht werden. Wenn alles lief wie erwartet, würde er noch am gleichen Nachmittag eine Antwort erhalten, ob das Treffen am nächsten Tag stattfinden konnte. In nur zwei Tagen würde David dann das letzte Stück seiner Heimreise in Angriff nehmen können.
    Während ein Aufmarsch von Sklaven mit schweren Eimern die kupferne Badewanne füllte, kümmerte sich ein weiterer Bediensteter um seine Rasur. Als die Wanne voll und er endlich allein war, entledigte David sich seiner dreckigen Kleidung. Ein wohliger Seufzer entwich seinen Lippen, als das erfrischende Wasser seinen müden Körper aufnahm. Auf einer Ablage fand er ein Stück Seife und rieb sich gründlich damit ein. Kaum war er sauber, goss er ein paar Tropfen der Mixtur gegen Mückenstiche ins Badewasser und ließ das Mittel einwirken.
    Es wirkte Wunder, daran gab es keinen Zweifel. Innerhalb weniger Minuten spürte er, wie die Schwellungen zurückgingen und der Juckreiz verschwand. Leider gab es auch eine unangenehme Nebenwirkung. Noch Stunden nach der Anwendung haftete ein starker und durchdringender Geruch an seinem Benutzer. Aber das war David egal. Schließlich wollte er das Zimmer erst am nächsten Tag wieder verlassen.
    Die Reise war wirklich anstrengend gewesen. Nach dem Bad fiel David ins Bett und streckte sich behaglich auf der weichen Matratze aus, und ehe er sichs versah, war er tief eingeschlafen.
    ***
    Lautes Klopfen an der Zimmertür weckte ihn. Er wusste nicht, ob er fünf Minuten oder ein paar Stunden geschlafen hatte. Wieder klopfte es.
    «Herein!»
    David erkannte den Sklaven, der die Nachricht für ihn überbringen sollte.
    «Ich bitte um Verzeihung, Monsieur», entschuldigte sich der Mann, als er eintrat und mit seiner behandschuhten Hand einen Brief überreichte.
    Alles lief perfekt. Morgen um Punkt sechs Uhr wurde David in der Residenz der Familie Lacroix in der Esplanade Avenue erwartet. Er würde New Orleans also tatsächlich in zwei Tagen

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