Fesselnde Entscheidung (German Edition)
war ausgeschaltet. Schulte ließ die luxuriöse Ausstattung des Wagens kurz auf sich wirken. Insbesondere die Zierelemente aus schwarzer Holzesche aber auch das Multifunktionslenkrad mit seinen zahlreichen Knöpfen und Hebeln imponierten ihm. Oskar hatte sich eigentlich nie viel aus Luxus gemacht.
„Lange nicht gesehen, Alter. Was kann ich für dich tun?“, unterbrach Oskar als Erster das Schweigen.
„Alter“ hatte Schulte schon eine Ewigkeit niemand mehr genannt. Wenn er sich recht erinnerte, war es eigentlich immer nur Oskar gewesen. Es tat ihm gut, jemanden, den er schon fast sein ganzes Leben lang kannte, jetzt an seiner Seite zu wissen. Schulte verstand auf einmal selbst nicht mehr, weshalb er so lange gezögert hatte, Oskar anzurufen. Er fühlte sich wie in die Vergangenheit zurückversetzt. Einer von beiden hatte Mist gebaut – häufig war das Oskar gewesen – und der andere hatte einfach zugehört. Gemeinsam hatten sie dann immer eine Lösung gefunden. So würde es jetzt auch wieder sein. Nur mit dem Unterschied, dass Schulte sich eigentlich keiner Schuld bewusst war.
„Es ist etwas Schreckliches passiert, Oskar. Ich brauche deine Hilfe. Elisa ist entführt worden.“
Oskar sagte nichts. Er kannte jede psychologische Verhörtaktik und wusste, dass es bei Schulte am besten war, ihn einfach reden zu lassen. Fragen könnte er dann später immer noch stellen.
So fuhr er kreuz und quer durch die Stadt, mal auf die Autobahn, dann wieder runter, hin und her und ließ Schulte währenddessen einfach alles erzählen.
Schulte las mit zitternden Händen den Erpresserbrief vor, berichtete von seinen Vermutungen, seinem unfähigen Wachdienst und schließlich, weil Oskar auch nach längeren Pausen partout nichts sagte, auch von dem Projekt – nicht alles aber viel. Irgendetwas musste es mit Ellis Entführung zu tun haben. Da war sich Schulte zwischenzeitlich sicher. Weshalb wurde sie sonst ausgerechnet an diesem Tag gekidnappt?
Oskar kam sich wie ein Beichtvater vor. Als Schulte seine Ausführungen beendete und auch nach mehreren Minuten nichts mehr hinzufügte, blickte er kurz zu ihm und konzentrierte sich dann wieder auf die menschenleere Straße vor ihm.
„Wir haben gute Chancen, Elisa unbeschadet wieder zu kriegen“, sagte er schließlich.
„Wieso meinst du das?“
„Ich denke, dass es dem oder den Entführern um das Geld geht. Eine Million ist eine verdammt hohe Lösegeldforderung. Außerdem ist in dem Erpresserbrief in keinster Weise die Rede von eurem – sagen wir mal – ethisch nicht ganz einwandfreiem Vorhaben.“
„Du glaubst, es stecken mehrere Täter dahinter?“
„Ich halte es für möglich.“
„Was soll ich jetzt machen?“
„Das Geld besorgen.“
Schulte verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Er hatte gehofft, Oskar hätte ihm eine andere Lösung aufzeigen können.
„Ich kann nicht innerhalb von“, er schaute auf seine goldene teure Uhr, „knappen 30 Stunden eine Million Euro beschaffen. Nicht in bar und anders auch nicht.“
„Wie viel dann?“
Schulte sah Oskar hilflos an.
„Ich weiß nicht. Vielleicht mit Glück eine halbe Million. Gibt es keine andere Möglichkeit?“
„Leider nicht. Die Erpresser waren so schlau und haben dir keine Kontaktmöglichkeit hinterlassen.“
„Das heißt, ich muss zahlen und hoffen, dass sie dann Elisa freilassen?“
„Ja.“
Schulte war zum Heulen zumute.
„Kopf hoch. Meistens gehen diese Fälle gut. Wirklich.“ Oskar legte kurz seine Hand auf Schultes Schulter.
„Ich krieg das Geld aber nicht bis dahin zusammen.“
„Versuch so viel wie möglich zu beschaffen. Ansonsten legen wir einen Zettel bei. Dass mehr folgt, wenn wir ein Lebenszeichen von Elisa erhalten.“
Schulte war enttäuscht, aber was hatte er von Oskar erwartet? Er stellte bitter fest, dass er auch nur mit Wasser kochen konnte. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob es nicht besser wäre, die Polizei einzuschalten. Er hatte mal gehört, dass diese sogar das Lösegeld zur Verfügung stellen würde.
Oskar bog um eine scharfe Rechtskurve. Erst jetzt realisierte Schulte, wo die Fahrt enden würde. Er sah in der Ferne das beleuchtete Eingangstor, was den Weg zu seiner Villa freigab.
„Ich kümmere mich um alles. Besorg du nur das Geld, alles andere – also die Geldübergabe, eine eventuelle Beweissicherung oder dergleichen, mache ich. Mit Glück zahlst du keinen Cent und hältst Elli trotzdem wieder heil in deinen Armen.“
„Wie soll das gehen? Ich will nichts
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