Fesselnde Entscheidung (German Edition)
kräftigen Schlag auf den Kopf außer Gefecht setzen können? Ihre Blicke trafen sich, sie fuhr erschrocken zusammen.
„Denk nicht einmal dran!“, warnte er sie.
Sie fühlte sich ertappt und wollte ihn schnell auf ein anderes Thema bringen, ihn ablenken.
„Kann ich ein Glas Wasser haben? Bitte?“
„Nein“, antwortete er kurz.
Sie griff sich die Flasche und trank in großen schnellen Zügen. Im Nu war sie leer.
„Welcher Tag ist heute?“
Die Frage überraschte ihn, er musste schmunzeln und fragte sich, ob er ihr gestern Nacht zu viel Schlafmittel gegeben hatte?
„So gut geschlafen?“
„Hast du mir K.O.-Tropfen gegeben?“
„Wieso hast du einen Filmriss oder was?
Sie sah ein, dass er das Spiel ewig so weiter spielen würde und sie keine Antworten erhalten würde. Plötzlich platzte die angestaute Wut und Angst geballt aus ihr heraus.
„WAS AUCH IMMER DU VON MIR WILLST, TU`S VERDAMMT NOCHMAL ENDLICH, DU ELENDER FEIGLING!!“ schrie sie ihn an, „LOS FICK MICH UND SCHNEID MIR DANN DIE KEHLE DURCH. ODER ANDERSRUM. KEINE AHNUNG, WIE KRANK DU BIST!“
Dann warf sie mit voller Wucht die Bierflasche auf ihn. Er wich ihr mit einer schnellen Bewegung aus, so dass sie an der Schranktür hinter ihm zerschellte. Sie hinterließ an der Aufprallstelle eine hässliche gesplitterte Delle. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie wischte sie mit ihrem Handrücken schnell weg und starrte ihn angriffslustig von der Mitte des Bettes an. Sie war es satt, ständig nur Angst zu haben. So konnte es nicht weiter gehen. Eine Entscheidung musste her. Ihre Lippen bebten und ihre Hände zitterten.
*
Er wusste nicht warum, aber er hatte damit gerechnet, dass sie irgendetwas mit der Flasche anstellen würde. Weshalb hatte er sie ihr dennoch gegeben? Selbst schuld, sinnierte er. Ihr plötzlicher Gefühlsausbruch berührte ihn, auch wenn er es eigentlich nicht zulassen wollte. Mit ihren geröteten Wangen sah sie noch hübscher aus. Er wusste, es würde ihm schwer fallen, ihr wehtun zu müssen. Mit langsamen Schritten ging er auf das Bett zu.
Sie zog ihre Beine eng an ihren Körper, ihr Herz raste. Jetzt oder nie, dachte sie und sprang von dem ihm gegenüberliegenden Bettrand. In die Falle. Auf der anderen Seite – auf seiner Seite – befand sich die Tür. Oder sollte sie durch das Fenster springen? Eher nicht. Auf einmal bekam sie Angst vor ihrer eigenen Courage. Vielleicht hätte sie sich vorher ihre Chancen besser ausrechnen sollen. Hätte sie doch wenigstens noch die Flasche in der Hand gehabt. Wieso hatte sie sie unüberlegt einfach in seine Richtung geworfen? Sie verstand sich selbst nicht mehr. Hilfe suchend blickte sie um sich. Da war nichts, was sie auch nur entfernt als Waffe gegen ihn hätte einsetzen können. Nichts. Rein gar nichts. In Zeitlupe stieg er in Zeitlupe auf das Bett und kam auf sie zu. Das war ihre Chance. Der Weg zur Tür zwischen dem Bettfußende und dem Schrank war frei. Sie spurtete los und sprang über die Scherben der kaputten Bierflasche. Die Tür war zum Greifen nah. In letzten Moment erwischte er sie am Bein und packte fest zu. Sie fiel und schlug hart auf dem Boden auf. Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und hielt ihre Arme auf dem Rücken fest. Das war`s, dachte sie und schloss die Augen.
„Das machst du nicht noch mal!“ flüsterte er in ihr Ohr. Sie konnte seinen schnellen Herzschlag auf ihrem Rücken spüren. Auf einmal kam ihr alles wie ein Déjà-vu vor. Er hatte sie zum zweiten Mal überwältigt und fesselte ihre Hände auf dem Rücken – nur dass er diesmal lediglich die freie Handschelle um ihr rechtes Handgelenk legen musste. Er zog sie unsanft am Arm hoch und schubste sie in Richtung Flur. Erst glaubte sie, dass er sie brutal die Treppe zum Keller herunter stoßen wollte. Stattdessen aber hielt er sie am linken Arm fest und zog sie neben sich her, als er die Treppe hinunter ging. Sie wusste, was ihr blühen würde. Er würde sie wieder ins kalte, dreckige Kellerloch sperren. Blitzartig fiel ihr die rostige Säge ein, die dort immer noch liegen müsste. Sie schluckte und atmete tief durch. Vielleicht hätte sie seinen Zorn doch nicht so auf sich laden sollen. Eine Entscheidung würde also fallen. So oder so. Eher so.
12. Kapitel - Mittwoch, 10.09.
Die ganze Nacht hatte Schulte kein Auge zugemacht. Stattdessen hatte er hin und her überlegt. Sich mehrfach gefragt, ob es irgendwelche Anzeichen gegeben hatte, ihm in der Vergangenheit etwas komisch
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