Fesselnde Entscheidung (German Edition)
vorgekommen war. Aber nichts dergleichen fiel ihm ein. Immer wieder dachte er an die Verbindung zum Projekt. Wer hätte einen Vorteil durch Elisas Verschwinden und zugleich eventuell noch Geldsorgen?
Frühmorgens gegen sieben Uhr ließ er sich von Frau Schneider in die Firma fahren. Er merkte, dass sie sich wunderte und seine Nervosität ihr sicherlich nicht entgangen war. Umso dankbarer war er für ihr ausgeprägtes Taktgefühl. Sie stellte keine Fragen.
Am Empfang wurde Schulte freundlich vom diensthabenden Wachmann begrüßt. Seinen Namen entnahm er dem Namensschild auf seiner Brust.
„Guten Morgen, Herr Brunn, haben Sie eine Nachricht für mich?“
„Nicht das ich wüsste, Herr Dr. Schulte. Erwarten Sie eine?“
„Bitte schauen Sie mal nach, ob von Herrn Krüger hier irgendwo etwas für mich liegt. Rufen Sie mich dann bitte an.“
„Herr Krüger hat sich heute Morgen krank gemeldet. Er wollte zum Arzt gehen.“
Schulte war wie vor den Kopf gestoßen. Herr Brunn sah die Irritation in Schultes Gesicht und ergänzte, „Herr Krüger ist eigentlich so gut wie nie krank. Muss ihn wirklich ernsthaft erwischt haben.“
Das machte es nicht besser. Schulte ging ohne ein weiteres Wort zu den Fahrstühlen und wusste nicht, was er denken sollte.
In seinem Büro angekommen, öffnete er erst mal die Fenster. Er hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und wollte gerade die Nummern seiner zahlreichen Bankberater von den unterschiedlichsten Kreditinstituten heraussuchen, als es an der Tür klopfte. So früh hatte er eigentlich mit niemandem gerechnet. Ohne eine Antwort abzuwarten, wurde die Tür geöffnet. Löser lugte herein, und strahlte ihn an. So gut gelaunt hatte Schulte ihn selten erlebt.
„Guten Morgen, Herr Schulte. Herr Brunn sagte mir, dass sie schon da sind“, begrüßte er freudestrahlend Schulte und trat ein. Schulte blickte kurz auf, setzte dann seine Suche fort.
„Morgen, Löser.“
„Sie haben versucht, mich gestern Abend noch zu erreichen? Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht ran gegangen bin. Ich hatte es nicht gehört. Die ganze Nacht konnte ich kaum schlafen, so aufgeregt war ich. Endlich kann unser Projekt losgehen. Die letzten klinischen Versuche waren schon so viel versprechend gewesen. Glauben Sie mir, es wird nicht mehr lange dauern und wir steigen in den Olymp der Pharmaindustrie auf. Ich werde gleich die Buchhaltung anweisen, die erste Summe zu überweisen, wenn Ihnen das recht ist.“
Erst jetzt bemerkte er, dass Schulte seine ungebrochene Freude scheinbar nicht teilte, sondern missmutig in seiner Visitenkartenbox blätterte und ab und zu eine Karte auf seinen Schreibtisch legte.
„Ist irgendetwas passiert? Herr Mokabi ist doch nicht etwa von den Verträgen zurückgetreten, oder?“
„Löser, Sie haben mir doch gestern Abend die Verträge hier hingelegt, nicht wahr? Lag da schon etwas auf meinem Schreibtisch“, fragte er ihn statt ihm zu antworten.
„Wieso? Sind die Verträge weg?“ Löser stieg die Röte ins Gesicht.
„Nein, verdammt. Lag hier schon was oder nicht?“ schrie Schulte ihn unvermittelt an.
Löser wich erschrocken zurück. Hässliche rote Flecken bildeten sich an seinem Hals.
„Ja, ich glaube schon. Ein Zettel von Frau Seibel, nehme ich an.“
„Und sonst?“
„Weiß nicht, warten Sie. Doch, eine Unterschriftenmappe und … „
„Und was?“
„Ein brauner Umschlag.“
„Haben Sie hinein geschaut?“
„Nein, Herr Dr. Schulte, dass würde ich nie tun. Der lag doch auf Ihrem Schreibtisch. Ich habe mich nur gewundert, dass er nicht beschriftet war. Habe dann aber einfach die Verträge obendrauf gelegt und bin gegangen.“
Schulte glaubte ihm. Er kannte ihn so viele Jahre und bildete sich ein, zu merken, wenn Löser lügen würde.
„Elisa wurde entführt.“
„WAS?“
Löser wirkte bestürzt.
Schulte gab ihmr kommentarlos den sorgfältig gefalteten Erpresserbrief. Löser ließ sich auf den Stuhl vor Schultes Schreibtisch fallen und wurde ganz blass.
„Das kann nicht sein“, flüsterte Löser völlig verstört vor sich hin und reichte Schulte den Zettel zurück. Dann fragte er, „wo kommt der her?“
„War im besagten braunen Umschlag.“
„Das gibt`s doch gar nicht!“ Löser war schwer erschüttert.
„Was machen wir jetzt?“, fragte er Schulte nach einer kurzen Pause.
„Ich muss irgendwie das Geld besorgen und hoffen, dass alles gut geht.“
„Wollen Sie keine Polizei einschalten?“
„Nein, ich will
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