Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
ein klägliches Danke hervor. Dann drehe ich mich hastig um, stopfe das plötzlich wertlos gewordene Buch in meine Handtasche und schiebe mich durch das Gewusel von Menschen im Gang, um Cat zu suchen.
Großer Gott, ich habe mir in den letzten Tagen ständig ausgemalt, wie mein Treffen mit Kenneth McDuncan verlaufen wird. Ich habe mir vorgestellt, wie wir miteinander plaudern – natürlich nur kurz, die wartende Schlange hinter mir war lang – und gemeinsam lachen. Wie ich etwas Kluges zu ihm sage, das ihn beeindruckt und das er in ein zukünftiges Buch aufnehmen wird, dessen Widmung Für Gwen, deren Klugheit mich zu diesem Roman inspirierte, lautet. Stattdessen hat er mich ignoriert und gedemütigt. Viel schlimmer hätte unser Treffen echt nicht verlaufen können. Ich meine, ehrlich – Kedgeree? Ich mag das Zeug gerne, aber wie kann Schellfisch mit Eiern und Reis wichtiger sein als eine begeisterte Leserin? Das hat mir heute noch gefehlt zu meinem Glück. Dieser Tag ist verflucht und gehört aus dem Kalender gestrichen! Für immer.
Erleichtert atme ich auf und verlangsame meine Schritte, als ich Cats Rotschopf an einem Tisch entdecke. Sie nippt an einem Eimer Kaffee und hat ihre Sonnenbrille aufgesetzt. Kopfschüttelnd gehe ich zu ihr und klatsche das Buch auf den Tisch, sodass sie heftig zusammenzuckt.
»Hast du mich erschreckt, Gwen! Ich war gerade in Gedanken bei Jonathan und gestern Nacht ... « Ich nehme ihr den Kaffeebecher aus der Hand. Bevor sie protestieren kann, habe ich einen riesigen, viel zu heißen Schluck getrunken und huste erbärmlich, bis mir die Tränen kommen. Himmel, warum kann sie nicht wenigstens einen Schuss Milch reinmachen, noch besser Sahne? Schwarzer Kaffee ist wirklich ekelhaft.
»Der Typ ist ein Blödmann«, sage ich und setze mich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Total arrogant. Er hat behauptet, ich wäre zu jung, um seinen Roman verstehen zu können! Und was er mir ins Buch geschrieben hat, kann ich kaum entziffern! Eine Sauklaue wie ein Arzt. Ich bin enttäuscht!«
Ich ziehe einen Schmollmund und verschränke die Arme vor der Brust.
»Du klingst, als hätte dich gerade deine große Liebe mit einer anderen betrogen«, konstatiert Cat und stiehlt ihren Kaffee zurück. Den kann sie gerne haben; mir wäre jetzt nach einem ordentlichen Schluck Whisky, doch bei meinem Pech gibt‘s auf so einer elitären, blöden Buchmesse gar keinen Alkohol. Die Möchtegernintellektuellen trinken bestimmt schwarzen Tee ohne Zucker und essen Shortbread dazu.
»Er hat mit einer Frau über Kedgeree geredet und mich gar nicht beachtet, obwohl ich mit ihm über sein Buch sprechen wollte.«
» Egal. Jedenfalls siehst du jetzt, was du davon hast, wenn du nur so anspruchsvolles Zeug liest. Kein Mensch außer dir interessiert sich für so einen schottischen Opa!«
Ich stöhne und schlage das Buch noch einmal auf, um zu versuchen, die Kritzelei zu identifizieren. »Da steht Für Martha «, sage ich anklagend und tippe mit dem Finger auf die Notiz. Verwirrt schaue ich von dem Buch auf.
Cat lacht so laut, dass sie einen Schluckauf bekommt. Einige Männer mit Brillen und Mittelscheitel drehen sich entgeistert zu uns um und schütteln die Köpfe. Buchhändler, ganz eindeutig. Diese Gattung Mann braucht keine Visitenkarten, man sieht es ihnen aus drei Kilometer Entfernung an. Sie riechen nach Büchern, und ich liebe es. Vielleicht ist das der einzige Fetisch, den ich in meinem Leben je haben werde.
»Na, Martha ... wie wär‘s, wenn du mal ein richtiges Buch liest? Dann könntest du dir ein echtes Autogramm holen. Der alte Schotte ist bestimmt sauer, weil sich die jungen, hübschen Frauen alle da hinten tummeln.«
Ich drehe mich um und folge ihrem Blick. Tatsächlich ist einige Meter weiter der Stand eines großen Verlages, und hinter den geschätzt zweihundert aufgeregt schnatternden Frauen jeder Altersgruppe, die sich dort versammeln, sitzt oder saß offenbar jemand, der deutlich begehrter ist als Kenneth McDuncan. Kein Wunder, denke ich sauer. Das geschieht ihm recht.
»Wer ist das?«
»Keine Ahnung.« Cat zuckt mit den Achseln. »Ich bevorzuge Rocksänger, ehrlich gesagt, und kann gar nicht verstehen, warum einige Autoren sogar Groupies haben. Ich meine, wie unsexy ist denn bitte ein Schriftsteller? Der hockt den ganzen Tag am Schreibtisch, kriegt einen platten Hintern, schlechte Augen und einen faltigen Bauch und lebt sich in komischen Büchern aus statt in der Realität. Wer will so einen Mann,
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