Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
von dieser Papierverschwendung, mit denen sie mich tagelang nerven wird. Womöglich wird sie mich zwingen, den Mist zu lesen !
»Es hat mich gefreut«, raunt er, sehr dicht hinter mir, und ich fahre zusammen. Bevor ich reagieren oder antworten kann, ist er schon in der Traube verschwunden. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er mir zuzwinkert, während er einer Frau in blauer Bluse und Jeans ein Buch aus der Hand nimmt. Blödmann!
Wahrscheinlich hat meine Kritik ihn getroffen, denn das Feuilleton behandelt ihn gnadenlos gut für den banalen Unsinn, den er abgesondert hat. Die Übermacht eines großen Verlages, der gleich mal sämtliche Zeitungen und Zeitschriften mit riesigen Werbeanzeigen für das Heftchen überschüttet hat, ist wohl nicht zu unterschätzen. Da wurde den Literaturkritikern bestimmt verboten, sich kritisch zu äußern; wer beißt schon die Hand, die einen füttert? Vielleicht sollte ich im Internet eine negative Rezension veröffentlichen. Die Leseprobe, die ich mir zu Gemüte geführt habe, reicht jedenfalls völlig dafür aus.
»Was für ein Idiot«, sage ich, während Cat gleichzeitig »Was für ein Mann« von sich gibt. Wir sehen uns kurz verdutzt an, dann explodieren wir vor Lachen.
»Zumindest kommen wir uns nicht in die Quere, wenn es um Männer geht«, meint Cat und knufft mich mit dem Ellbogen in die Seite. »Ist doch gut. Glaubst du, der könnte auf mich stehen?«
»Cat, bitte«, stöhne ich und zie he sie mit mir, weg von der Cafeteria, dem kleinen Eichentisch und der weiblichen Traube, die mir Angst einjagt. Weg von der Buchmesse, die mich so enttäuscht hat.
»Der lebt bestimmt alles aus, worüber er schreibt.«
Ich hebe verzweifelt beide Arme. »Ich weiß nicht mal genau, worüber er schreibt. Und es ist mir ehrlich gesagt herzlich gleichgültig.«
Cat leckt sich über die Unterlippe – was immer ein gefährliches Zeichen ist –, macht jedoch zum Glück keine Anstalten, zurückzugehen. Zielstrebig marschiere ich auf den Ausgang zu, schiebe mich durch lesende oder suchend um sich schauende Bücherwürmer und Journalisten und drehe mich nicht mehr um.
»Du solltest das Buch lesen, es ist echt genial! Ich war so darin versunken, als wäre es mir selber passiert. Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen! Und ich musste ständig meine Unterwäsche wechseln.« Sie kichert.
»Cat, im Ernst ...« Nein, das will ich nicht hören. Es reicht wohl nicht, dass meine beste Freundin Desperate Housewives guckt – sie muss auch noch Softpornos lesen!
»Willst du wissen, was er mir ins Buch geschrieben hat?«, fragt sie gespannt .
»Nein.«
»Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht.« Sie sieht mich verzückt an und bleibt so abrupt stehen, dass ich in sie hineinlaufe.
»Und?«
»Das ist ein großartiger Spruch! Viel besser als das Zeug bei dir an der Wand. Findest du nicht? Und er passt so gut zu mir.«
»Rosa Luxemburg.«
»Hä?« Cat reißt ihre braunen Augen auf und sieht mich an, als hätte ich sie gerade zu einer Lesung von Prinz Charles‘ Biografie eingeladen.
»Das ist ein Zitat von Rosa Luxemburg«, erkläre ich und tippe mir an die Stirn. »Ganz schön frech, so was zu signieren, ohne die Quelle dafür zu nennen.«
Nicht nur ein schlechter Schreiberling und arrogant, auch noch anmaßend. Wobei ich mir sicher bin, dass Cat den Satz absolut falsch versteht. Ich könnte mich glatt in meine Wut reinsteigern, will aber eigentlich viel lieber, dass der Typ mir egal ist. Ich sollte mich deutlich mehr über Kenneth McDuncan ärgern als über Adrian Moore, doch seltsamerweise habe ich das blöde Erlebnis mit einem meiner Lieblingsautoren fast schon vergessen.
» Egal. Der Spruch ist super, und ich werde ihn mir ins Zimmer hängen.«
»Du willst dir ein Zitat von Rosa Luxemburg an die Wand hängen? Zwischen die ganze n Aktfotos von Alexander Skars gå rd?«
»Ach, du. Sei nicht immer so eine Spaßbremse.«
Wir gehen weiter und verlassen die vor Stimmen brummende Halle. Draußen zieht Cat eine Packung Silk Cut aus der Tasche und steckt sich eine Zigarette an. »Sorry, die brauch ich jetzt.«
Ich bleibe schweigend stehen und knöpfe meine Jacke zu. Es ist noch ziemlich kühl, obwohl es schon Anfang April ist, aber der plötzliche Wechsel von der überhitzten, stickigen Halle zur frischen Luft lässt mich befreit aufatmen.
»Er hat sogar nach meinem Namen gefragt«, schnattert Cat. Im Gegensatz zu mir war sie der Meinung, keine Jacke zu brauchen, weil die ihr Outfit
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