Fesselnde Liebe - Teil 2
glucksend, als Jonathan endlich ihre Hände zu fassen bekommt und festhält. Sie beruhigt sich nur langsam.
» Mein kleiner eifersüchtiger Teufel«, murmelt er und neigt sich zu ihr.
Hastig drehe ich mich um und gehe einige Schritte auf das Auto zu, um den beiden ihre Privatsphäre zu gönnen. Gut, das lief nicht so, wie Cat es sich gedacht hat. Aber ich bin mir sicher, dass es genauso richtig war.
» Soll ich euch mitnehmen, oder wollt ihr gleich wieder reingehen?«, rufe ich zehn Minuten später über die Straße, weil die zwei immer noch knutschen wie verliebte Teenager und mich offenbar vergessen haben. Mir ist kalt und ich will nach Hause. Mit oder ohne die beiden.
» Wir kommen«, ruft Jonathan, und Cat kichert albern.
Gemeinsam fahren wir zu uns und ich stelle fest, dass ich Cat schon lange nicht mehr so glücklich gesehen habe. Fast bin ich ein bisschen stolz auf mich, weil mir der Trick eingefallen ist, um sie aus der Reserve zu locken. Wäre ich einfach wieder zu ihr ins Auto gestiegen, hätte sie mich nach Strich und Faden ausgequetscht, aber Jonathan niemals die Chance gegeben, mit ihr zu reden. Vielleicht wird für die beiden alles gut ... ich wünsche es ihr so sehr.
Vom Rücksitz aus beobachte ich, wie Jonathan den linken Arm ausstreckt und Cats Nacken streichelt. Er fährt, was meinem Magen ziemlich gut tut nach der Schleudertrauma-Tour mit Cat. Nicht so gut tut mir meine Sehnsucht nach dem, was Cat gerade erlebt. Sie verknotet meine Eingeweide und wird plötzlich so groß, dass mir Tränen in die Augen schießen. Ich starre aus dem Fenster auf die menschenleeren Straßen, durch die wir fahren, und erinnere mich an London. An Adrian.
Je weiter etwas weg ist, umso sehnsüchtiger wünschen wir es uns. Deshalb sehne ich mich nach Adrian, obwohl mir klar ist, dass wir nicht kompatibel sind. Ich sollte mich besser auf Greg konzentrieren. Meine Schwärmerei für ihn ging nie so tief wie das, was ich für Adrian empfunden habe. Also ist das Risiko einer Verletzung auch nicht so groß. Oder? Schließlich weiß ich, dass ich mir sehr viel mehr Schaden zufüge, wenn ich aus dem zwanzigsten Stock eines Wolkenkratzers springe, als wenn ich mich bloß vom Klettergerüst stürze ...
6
Ich bin aufgeregt, versuche aber, cool zu bleiben in der muffigen Garderobe. Zum ersten Mal sitze ich während einer Vorstellung hinten und warte auf meinen Auftritt. Auf mein Stichwort. Wir haben nicht oft geprobt, weil es nicht nötig war. Meinte Gaby. Ich habe mich gefreut, dass sie mit meiner Leistung so zufrieden war, aber jetzt jagt mich das Adrenalin ständig vom Stuhl. Ich kann kaum stillsitzen. Zur Feier des Tages trage ich das weiße Kleid, von dem Gaby schwer beeindruckt war. Sie hat zum Glück nicht gefragt, woher ich es habe.
Greg war die Woche über komisch. Ich weiß nicht, wie ich ihm meine schroffe Abfuhr erklären kann, damit er nicht mehr sauer auf mich ist. Ein Aufschub sei die tödlichste Form der Ablehnung, hat Winston Churchill mal gesagt. Ich habe den Spruch nie verstanden – erst nachdem Cat mir erklärt hat, was wirklich das Problem war, ahne ich, was er bedeuten soll. Aber jetzt ist es vielleicht zu spät.
Ich lausche Gregs Stimme, die von vorn ertönt. Leises Gelächter im Publikum. Die Stimmung vor der Aufführung war angespannt, aber heiter, wie jedes Mal vor einer Premiere. Premierenstimmung im Theater ist etwas ganz besonderes, weil keiner weiß, wie das Publikum reagieren wird. Werden die Leute an den richtigen Stellen lachen? Klatschen sie? Oder verlassen sie in der Pause das Theater? Wird alles so laufen wie bei der Generalprobe? (Was ich nicht hoffe, denn die war ehrlich gesagt ein totaler Reinfall, aber das ist fast immer so.)
Zum ersten Mal seit zwei Jahren bin ich nicht nur das Mädchen für alles, sondern ein echter Teil des Ensembles. Ich werde auf der Bühne stehen, knapp einhundert Menschen werden mich ansehen und mir ins Gesicht starren. Mir wird ganz flau bei dem Gedanken. Lampenfieber. Zu hoher Puls. Schwerer Atem. Schweiß unter den Achseln.
Und Cat und Jonathan im Publikum, von denen ich weiß, dass sie bei unserer Kussszene pfeifen wollen! Cat hat sogar eine Trillerpfeife mitgenommen, und mir ist das jetzt schon peinlich! Leider ließ sie sich nicht überzeugen, den Blödsinn zu lassen, also muss ich wohl damit leben, dass mein allererster Theaterauftritt mit einer Pfeife kommentiert wird.
» Alles klar?« Gaby kommt von hinten angeschlichen und legt mir eine Hand auf
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