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Fest der Fliegen

Fest der Fliegen

Titel: Fest der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Heidenreich
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einige vor dem Meereshorizont in der Luft, als ob sie auf dem Wind balancierten. Die Linie zwischen Meer und Himmel war preußischblau, die Grundschatten der See von einem fast schwarzen Ultramarin, manchmal durch Flecken aus Chromoxidgrün abgelöst, und in der Schaumspur vermengten Wasser und Luft sich zu einem bleichen Türkis. Er würde nie aufhören, dachte er, nach den Farben des Meers zu forschen, aber der Ton des Himmels schien ihm geklärt. Der Weltraum konnte nicht schwarz sein, er musste aus einem unendlich tiefen Blau bestehen, für das es im Spektrum der Farben keinen Namen gab und das Swoboda für sich das Blau Gottes nannte. Wenn man ihm mehr und mehr Weiß beimischte, seine dunkle Ferne aufhellte, erhielt man den für uns sichtbaren Himmel klarer Tage. Plötzlich verstummten die Möwen, der Schwarm ließ sich zurückfallen und schwenkte ab zu einer entgegenkommenden Fähre, die gerade im Hafen von Limenas abgelegt hatte, um nach Keramoti zu fahren. Die Kapitäne grüßten einander mit zwei Stößen der Schiffssirenen. Die Passagiere gingen über die Eisentreppen hinunter zum Autodeck. Swoboda traf Rüdiger Törring am Bug, wo er schon die Koffer aus der Gepäckkammer hob. »Alles gut überstanden, Turbo?« »Aber sicher.« Törring tat, als sei die Frage unbegreiflich.
    »Ich habe sogar einen Kaffee da drin an der Bar getrunken.
Schmeckte zwar wie angebrannter Kakao mit Maggi, aber
er hat mir gutgetan.«
Swoboda setzte seinen Panamahut auf. »Jetzt bin ich nur
gespannt, ob unser Fahrer auch wirklich da ist. Wie heißt
er?«
»Angeblich Aristos Aristides.«
    Die Aufzeichnung der Außenkamera am Mittelweg 38 in
Hamburg-Eimsbüttel belegte, dass der Briefumschlag um
zwei Uhr vierzig in den Kasten der Deutschen Presse-Agentur dpa eingeworfen worden war. Der Bote, vermutlich
ein Mann, war schlank, etwa einsfünfundsiebzig, trug eine
Lederjacke und einen Motorradhelm. Die Hand, die das
Kuvert einwarf, steckte in einem Handschuh. Das Gesicht
war hinter dem Visier des Helms verborgen.
Der Brief befand sich in einem verschweißten Plastikbeutel,
der außen keinerlei Spuren aufwies und innen sterilisiert
war. Die Laboruntersuchung ergab, dass Papier und Umschlag mit Spezialsprays desinfiziert worden waren, DNA -
ExitusPlus und RN ase-ExitusPlus von Akron Biotech , mit
denen sich sämtliche biologischen Spuren beseitigen ließen.
Das beidseitig eng bedruckte Papier stammte von einem
Bürogroßhandel, der nicht nur Firmen, sondern auch Geschäfte und Kaufhäuser belieferte. Die Druckanalyse ergab
einen zehn Jahre alten Canon -Drucker, von dem weltweit
zwei Millionen Stück verkauft worden waren. Geschrieben war der Text auf einem PC mit dem global genutzten
Word -Programm. Sogar die unüblichen DNA-Sprays wurden europaweit in Krankenhäusern, Arztpraxen, Labors
    und von Hygienefanatikern benutzt, konnten privat gekauft oder auch gestohlen sein. Die Verfasser der Botschaft hatten jede Zurückverfolgung extrem aufwendig, wenn nicht unmöglich gemacht. Die Botschaft war von der dpa unverzüglich an die Kriminalpolizei, von dort an die Terrorismusabteilung des BKA in Berlin weitergeleitet worden. Drohungen von Spinnern gingen nicht selten ein. Diese wurde ernst genommen. Sie stammte von einer Gruppe, die bisher nicht aktenkundig war und sich Legio Angelorum , Engelslegion , nannte:
    Rosa Mystica, I mmaculata, Mater dolorosa, zeige uns allen, dass du Mutter bist, Braut des Heiligen Geistes und Königin des Himmels und der Erde.
    Die LEGIO ANGELORUM ist das Schwert des Erzengels Michael. Die ENGELSLEGION ist die Armee der Himmelskönigin Maria. Wir haben die INQUISITIO HAERETICAE PRAVITATIS berufen und in die Welt gesandt, um alle Menschen aus den Klauen Satans zu befreien. Er tarnt sich als Engel des Lichts. Der listige Verderber hat sich viele Helfer unter den Menschen gesammelt. Im Namen der Kultur, im Namen der Wissenschaft sind diese Irrlehrer über die Menschheit gekommen, mit deren Hilfe Luzifer den Glauben der Menschen zerstören will. Nach sorgfältigem Prozess und wohl abgewogenem Urteil mithilfe der Gottesmutter Maria Immaculata wurden als Teufelsgehilfen erkannt und dem Feuer überantwortet: Der Maler Mikkel Jørgensen, Verächter Christi, Lästerer sei ner Leiden. Der den Gottessohn mit Tieren gleichgesetzt hat. Unter dem Deckmantel der Kunst ein Verderber der Menschen im Auftrag Satans. Die Regisseurin Nela Sykora in Brünn, eine Luziferianerin, die ihre Verspottung von Gottvater, Sohn und Heiligem Geist,

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