Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
Rückruftaste. Handys waren mit der richtigen Ausrüstung und Fachkenntnis leicht abzuhören, und Lombard verfügte angesichts seiner illegalen Geschäfte vermutlich über beides. Womöglich holte er bereits zum entscheidenden Schlagaus – wenn Rachel wirklich ihn gesehen hatte und nicht nur jemanden, der ihm ähnelte.
„Hallo?“, meldete sich Ardith mit ängstlicher Stimme.
„Hier ist Jack. Sie müssen verschwinden. Sofort. Es muss schnell gehen.“
„Aber womöglich wartet er schon vor meiner Tür!“
„Ich schicke eine Eskorte. Halten Sie sich einfach bereit, okay?“
„Aber wohin …“
„Das erfahren Sie später. Öffnen Sie niemandem, der Ihnen nicht das Passwort nennt, das wir vereinbart haben.“
„Okay“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme und beendete das Telefonat, ohne sich zu verabschieden.
Da es ziemlich unwahrscheinlich war, dass Ashleys Festnetz abgehört wurde, benutzte er vorsichtshalber ihren Apparat, um Vince Griffin zu kontaktieren und damit zu beauftragen, Mutter und Tochter abzuholen.
„Sind die beiden noch da, wo wir sie abgeliefert haben?“
„Ja.“ Jack nannte ihm das Passwort. „Ruf mich an, sobald sie bei dir im Auto sitzen.“
„Wird gemacht.“
„Und sei vorsichtig.“
„Immer.“
Jack hörte ein Geräusch hinter sich und bereute, dass er die Glock inzwischen in der Nähstube versteckt hatte.
Ashley stand mit bleichem Gesicht in der Tür.
„Sie kommen hierher? Rachel und ihre Mutter?“
„Ja. Aber ich werde sie schnellstmöglich an einen sicheren Ort bringen.“
„Sie können bleiben, solange es nötig ist“, bot sie an, doch sie sah verängstigt aus. „Es gibt keinen sichereren Ort als Stone Creek.“
Nur, solange Lombard seine Exfreundin und seine Tochter nicht hier aufspürt, dachte Jack. Doch er sprach es nicht aus. Es war nicht nötig, sie extra darauf hinzuweisen.
Ashley wusste, dass sie in dieser Nacht kein Auge zutun würde. Daher schlüpfte sie in Jeans und ein altes T-Shirt, sobald Jack sich in die Nähstube zurückgezogen hatte, und ging in die Küche. Dort suchte sie mechanisch die Zutaten für das komplizierteste Rezept in ihrer Sammlung zusammen – den Rum-Walnuss-Kuchen ihrer Urgroßmutter.
Als der Morgen dämmerte, war das vierte Blech gebacken, und Ashley saß mit einer unberührten Tasse Kaffee vor sich am Tisch.
Jack kam mit einer Toilettentasche unter einem Arm aus der Nähstube. Er lächelte matt und ein wenig schuldbewusst. „Hier riecht es wie Weihnachten“, sagte er leise. „Konntest du nicht schlafen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Und du?“
„Nein. Hör mal, es tut mir leid, dass …“
„Hör auf, dich zu entschuldigen.“ Unwillkürlich dachte sie an den gestrigen Tag, an dem sie Jack praktisch hier in der Küche verführt hatte. War es wirklich erst gestern, dass ich Olivia und die Babys im Krankenhaus besucht habe? Mir scheint, dass seitdem hundert Jahre vergangen sind .
Das Wandtelefon klingelte.
Sofort nahm er eine angespannte Haltung ein.
„Das ist nur Melissa“, beruhigte sie ihn. „Ich spüre immer, wenn sie anruft.“ Sie stand auf und nahm das Gespräch an: „Hallo, Melissa?“
„Ich empfange Zwillings-Schwingungen. Was ist bei dir los?“
„Nichts. Es ist noch nicht mal sechs. Wieso bist du so früh auf?“
„Das habe ich doch gesagt. Ich spüre irgendetwas“, erwiderte Melissa ungehalten. „Also, sprich!“
Jack verließ die Küche.
„Bei mir ist gar nichts los“, behauptete Ashley und wickelte sich die Telefonschnur um den Zeigefinger.
„Du lügst. Muss ich vorbeikommen?“
„Nur, wenn du frühstücken willst. Blaubeerpfannkuchen oder Crêpes mit Kirschen?“
„Du quälst mich absichtlich! Du weißt genau, dass ich auf Diät bin.“
„Wenn das stimmt, dann lasse ich dich in die Geschlossene einweisen.“ Ashley bereute ihre unbedachte Wortwahl sofort. Denn ihre Mutter war in der Psychiatrie von Flagstaff gestorben, und das Thema sollte vorläufig tabu bleiben, da Melissa ebenso wie Brad und Olivia nicht gut auf Delia zu sprechen war.
„Crêpes mit Kirschen … Du bist ein böses Weib! Außerdem ist es eine Frechheit, dass du mich über Alex ausquetschst, obwohl Jack McCall zurück ist.“
„Woher weißt du das?“
„Hast du vergessen, dass deine Nachbarin mit mir in der Kanzlei arbeitet? Sie hat mir erzählt, dass er vorgestern in einem Krankenwagen angekommen ist. Gibt es einen Grund dafür, dass du es nicht erwähnt hast?“
„Ja, Frau Anwältin. Weil
Weitere Kostenlose Bücher