Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
den Rücken und schob sie die Treppe hinauf. „Wie geht es Ihnen?“
„Ich habe furchtbare Angst“, sagte sie mit gesenktem Kopf.
Selbst durch den Trenchcoat und die Kleidung darunter spürte er jeden einzelnen ihrer Wirbel unter den Fingern.
Auf dem Treppenabsatz platzte sie heraus: „Wann ist es endlich vorbei, Jack?“ Sie starrte ihn an. Ihre Augen waren groß und dunkel vor Kummer und Angst. „Wann kann ich endlich zu meinem Mann und meinen Kindern zurück?“
„Sobald es nicht mehr gefährlich ist.“
„Vielleicht geht die Gefahr nie vorüber!“
Sie hatte recht. Sofern er Lombard nicht ein für alle Mal zur Strecke brachte, musste sie mit Rachel auf der Flucht bleiben. „So dürfen Sie nicht denken. Sonst machen Sie sich noch ganz verrückt.“
Er brachte sie zu dem Zimmer, das Ashley für Mutter und Tochter vorgesehen hatte.
So widersinnig es auch sein mochte, wünschte er sich einen Moment lang, sie wäre gegen seine Anordnung bei ihm geblieben. Als Frau verstand sie es sicherlich besser als er, Ardith zu beruhigen und zu trösten.
Außerdem musste er irgendjemandem mitteilen, dass seine Mutter gestorben war. Vince konnte er sich nicht anvertrauen; ihre Beziehung war nicht privat genug. Ardith hatte genug eigene Probleme, und Rachel war noch viel zu klein.
Jack öffnete die Tür zu dem Kaminzimmer mit den geblümten Bettdecken und Spitzengardinen. Vorsorglich hatte er die Fensterläden geschlossen und den Kamin vorbereitet. Nun nahm er eine Streichholzschachtel vom Sims, zündete das zusammengeknüllte Zeitungspapier an und beobachtete, wie die trockenen Späne in Flammen aufgingen.
Ardith blickte sich um und legte den Mantel ab. „Ich will Charles anrufen“, verlangte sie. „Ich habe nicht mehr mit ihm gesprochen, seit …“
„Wenn Sie Ihren Mann unbedingt zur Zielscheibe für Lombard machen wollen, dann bitte sehr.“
Sie sah beängstigend mager in ihrem türkisfarbenen Jogginganzug aus. Ihr einst schönes Gesicht war ausgemergelt. Die Wangenknochen stachen hervor, die Haut war grau und schlaff. Sie war um zehn Jahre gealtert seit Rachels Entführung. Mit einem ängstlichen Blick zur offenen Tür flüsterte sie: „Ich habe außer Rachel noch zwei andere Kinder.“
Jack stapelte Holzscheite in den Kamin und stellte das Schutzgitter davor. Dann drehte er sich zu Ardith um. „Und das soll heißen?“
Sie sank auf die Bettkante und hielt den Kopf gesenkt. „Dass ich gegen Chad sowieso nicht ankomme.“
Er durchquerte den Raum, spähte auf den Flur und fand ihn leer vor. Aus der Ferne hörte er Vince und Rachel mit Töpfen und Geschirr hantieren. Er schloss die Tür und fragte sanft: „Sie spielen doch wohl nicht mit dem Gedanken, ihm Rachel zu überlassen, oder?“
Tränen liefen über ihre blassen Wangen. Sie machte keine Anstalten, sie wegzuwischen. Vielleicht merkte sie gar nicht, dass sie weinte. Ihre Augen blitzten. „Wollen Sie mich verurteilen, Mr McCall? Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie für mich arbeiten?“
„Darf ich Sie daran erinnern“, erwiderte Jack ruhig, „dass Lombard ein internationaler Drogendealer ist? Dass er regelmäßig Menschen quält und tötet – nur so zum Spaß?“
Ardith holte tief Luft. „Ich wünschte, ich hätte mich nie mit ihm eingelassen.“
„Da sind Sie nicht die Einzige. Ich bin überzeugt, dass Ihre Eltern und Ihr jetziger Ehemann derselben Meinung sind. Aber Tatsache ist, dass Sie eine siebenjährige Tochter von Lombard haben, die es verdient, dass Sie ihr all Ihren Mut und Ihre Stärke widmen.“
„Ich habe nicht viel Kraft übrig. Ich kann nicht mehr lange durchhalten.“
„Und was soll aus Rachel werden?“
„Kann sie nicht bei Ihnen bleiben? Hier ist sie in Sicherheit und …“
„Und Sie können nach Hause gehen und so tun, als wäre das alles nie passiert? Als hätten Sie Lombard nie kennengelernt und kein Kind von ihm bekommen?“
„Sie stellen mich furchtbar egoistisch dar.“
„Hören Sie, ich weiß, dass es verdammt schwer für Sie ist. Aber Sie dürfen die Kleine nicht im Stich lassen. Tief im Innern wollen Sie das auch gar nicht. Sie müssen diese Sache durchstehen, für Rachel und für sich selbst.“
„Aber wenn ich das nicht kann?“
„Sie können, weil Sie keine andere Wahl haben.“
„Können das FBI oder der Drogenschutz nicht eingreifen? Eine andere Familie für sie suchen?“
„Das ist nicht Ihr Ernst!“
Ardith ließ sich auf das Bett fallen, zog die Knie an die Brust und
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