Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
wolltest ihn und das Leben nicht, das er dir geboten hat. Was hast du geglaubt, würde er tun? Dass er wartet, bis du dein Karriereziel erreicht hast und eines Tages deinen Job als Richterin am Obersten Gerichtshof an den Nagel hängst, um deine Memoiren zu schreiben?“
„Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“
„Auf deiner. Ich möchte nur, dass du mit ihm sprichst, bevor du den Job in Phoenix annimmst.“
„Was soll das bringen? Erstens hat er Schluss gemacht, nicht ich. Zweitens ist es zu spät. Und wie sollte ich es überhaupt anstellen? Zu ihm in die Einöde fahren und fragen, ob er Mr O’Ballivan werden und mit mir in der großen Stadt leben will? Ich kann dir sagen, wie seine Antwort ausfallen würde. Und was ist, wenn ich ihn bei … na ja, bei etwas störe?“
„Bei was denn? Wildem Sex, der den Kronleuchter wackeln lässt? Vergiss nicht, dass er Kinder hat. Bestimmt treibt er es nicht ständig mit Miss Heißer Feger im Wohnzimmer.“
Gegen ihren Willen musste Melissa lachen.
„ Heißer Feger? Wie kommst du denn auf den Ausdruck? Weil du selbst zur feurigen Sorte gehörst?“
Ashley dachte mit einem Stich an den berauschenden Sex mit Jack und murmelte: „Du würdest dich wundern.“
„Du vermisst Jack sehr, oder?“
„Nur, wenn ich es zulasse.“ Sie stand auf und löffelte Teeblätter in eine chinesische Kanne. „Neulich habe ich geträumt, dass er an meinem Bett steht. Ich konnte durch ihn durchgucken, weil er … weil er tot war.“
Melissa betrachtete sie liebevoll. Mit ihrer launischen Art war sie in einem Moment eiskalt, im nächsten ganz warmherzig. „Er kann nicht tot sein.“
„Wieso nicht?“
„Weil Tanner es bestimmt erfahren hätte.“
Ashley seufzte und stellte zwei Tassen, Milch und Würfelzucker auf den Tisch. „Was stimmt mit uns eigentlich nicht? Bradhat mit Meg alles richtig gemacht, genau wie Olivia mit Tanner. Warum schaffen wir beide das nicht?“
„Ich glaube, wir sind in Liebesdingen gehandicapt.“
„Oder zu störrisch und stolz“, sagte Ashley und meinte damit natürlich nur Melissa. Sie selbst wäre über glühende Kohlen gegangen, um mit Jack zusammen zu sein.
„Ein bisschen Stolz kann nicht schaden, und manche Leute bezeichnen Starrsinn als Standhaftigkeit.“
„Manche Leute können alles beschönigen. Willst du nun die Dinge mit Dan klären, bevor du weggehst, oder nicht?“
„Nein.“
„Feigling.“
„Das stimmt. Wenn er mir ins Gesicht sagt, dass er diese Miss Heißer Feger liebt, würde ich vor Schmach vergehen.“
„Sei nicht so melodramatisch! Dazu bist du viel zu stark. Und zumindest wüsstest du, wo du stehst.“ Ich würde alles für eine zweite Chance mit Jack geben .
„Ich weiß ganz genau, wo ich stehe.“ Melissa schenkte den Tee ein und wärmte sich die Hände an ihrer Tasse, anstatt zu trinken. „In der Klemme und zwischen den Stühlen.“
„Das sind falsche Metaphern. Da sitzt man.“
„Dann stehe ich eben auf dem Schlauch“, erwiderte Melissa, und das war vorläufig das Ende der Diskussion.
Eine Woche nach der Transplantation war noch immer nicht geklärt, ob die Operation von Erfolg gekrönt war oder nicht. Nur weil sich der angesehene Dr. McKenzie verbürgte, persönlich darauf zu achten, dass sein Sohn gut gepflegt wurde und sich nicht überanstrengte, wurde Jack vorzeitig aus dem Krankenhaus entlassen.
Also kehrte er in seine alte Heimatstadt Oak Park in Illinois zurück und bezog sein Jugendzimmer in dem großen Backsteinhaus in der Shady Lane. Dort hatte Abigail, die sich ihm gegenüber nach wie vor schüchtern verhielt, alles für seinen Einzug vorbereitet.
Die von seinen Eltern verpönten Rockstarposter – Erinnerungen an seine bewegte Jugend – hingen noch immer an den Wänden. Der antiquierte Computer, ein ganz frühes Modell, das er aus gebrauchten Einzelteilen eigenhändig zusammengebaut hatte, stand auf dem Schreibtisch vor einem Fenster. Hockey- und Baseballschläger lehnten in jeder Ecke.
Der Anblick überwältigte Jack und ließ ihn seine Mutter schmerzlicher denn je vermissen.
Doch das war nichts im Vergleich dazu, wie sehr ihm Ashley fehlte.
Bryce, der kurz vor seinem Examen zum Augenoptiker stand, tauchte in der Tür auf. Er war Mitte zwanzig, sah aber wesentlich jünger aus. „Du schaffst es“, meinte er zuversichtlich – mit der Stimme eines Mannes, nicht eines Jungen.
So viele Dinge hatten sich verändert. So viele Dinge waren gleich geblieben. „Dank dir habe ich vielleicht
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