Festung der Luegen
ist kein Anblick, den man sich als ersten Eindruck wünscht, wenn man aufwacht, aber es ist Ihr Glück. Ohne diese Narbe würde sich jemand mit meinen Qualifikationen sicher nicht auf einem Freihändler herumtreiben.«
Ein kleinerer, älterer Mann mit grauem Bart trat ans Bett. »Machen Sie sich nichts vor, Doc, Sie lieben es hier. Das wissen Sie so gut wie ich.«
Der Arzt warf dem Bärtigen einen kurzen Blick zu, widersprach ihm aber nicht. Er drehte sich wieder um und begutachtete den rötlich verfärbten Verband um Aarons Brust. »Der Panzerglassplitter hat Ihre Aorta und Ihr Rückgrat verfehlt und nur einen Lungenflügel gestreift. Sie sind ein Glückspilz, Lordgouverneur. Eigentlich müssten Sie tot sein.«
Sie ahnen nicht einmal, wie Recht sie haben. Aaron schaute an dem Doktor vorbei und studierte den Bärtigen. Er trug ein blaues Hemd der Handelsflotte, das vorne über der Hose hing, sowie eine weiße Mütze mit dem Kapitänsabzeichen in der Mitte. Die einzige Verzierung am Hemd waren goldene Landungsschiffsflügel und stilisierte Panzerketten, die ein roter Blitz kreuzte. Eine Panzerfahrernadel. Warum trägt ein Landungsschiffskapitän eine Panzerfahrernadel? Er erkannte das Gesicht. Es war der Mann, der den LaderMech gefahren hatte, der ihn gerettet hatte.
Der Bartträger trat näher, studierte Aaron einen Moment lang, dann rümpfte er die Nase. »Sie riechen nicht wie ein Duke.«
Paxton trat dicht neben ihn und runzelte die Stirn. »Respekt!«
Der Skipper ließ sich nicht beeindrucken. Er schaute Paxton geradewegs in die Augen. »Zur Hölle, er ist nicht mein Duke.« Dann wandte er sich wieder zu Aaron um und zuckte die Achseln. »Aber immerhin ist er ein Kunde. Es zahlt sich nicht aus, grob zu einem Kunden zu sein, vorausgesetzt, der bezahlt.«
Aaron grinste. Die Art des Mannes gefiel ihm. »Sie bekommen Ihr Geld, Captain ...?«
Der Captain zupfte kurz am Schirm seiner Mütze. »Captain Gus Clancy vom Landungsschiff Tyrannos Rex.«
»Ich frage noch einmal. Wie lange war ich bewusstlos?«
»Drei Tage«, antwortete Paxton. »Wir sind längst unterwegs zum Sprungschiff.«
»Niemand verfolgt uns?«
Paxton lächelte dünn. »Wir sind mit 6 g von New Canton gestartet. Ich hätte nie gedacht, ein Excalibur könnte eine solche Beschleunigung durchhalten, ohne auseinander zu fallen. Das muss man Captain Clancy lassen: In diesem Schiff steckt weit mehr, als es den Anschein hat. Ein paar Jäger der Raumabwehr haben uns nachgesetzt, aber Kapitän Clancy hat ihnen einige Raketen vor den Bug gesetzt und dann ein Hochgeschwindigkeitskatapultmanöver um den dritten Mond hingelegt, bei dem wir uns alle wie bei einem Bergaufstieg gefühlt haben. Aber danach hat niemand mehr versucht, uns zu verfolgen, und die Situation hat sich beruhigt.«
Aaron nickte. »Der Attentatsversuch ist fehlge-schlagen, und ihre Versuche, diesen Fehler zu bereinigen, wurden immer problematischer. Sie haben entschieden, den Schaden zu begrenzen.«
Kapitän Clancy erinnerte sich an etwas und zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Hemdtasche. Auf der Rückseite war ein ringförmiger Kaffeefleck zu sehen. »Ich vermute, dies hier könnte es erklären. Ist vor einer Stunde auf dem Datafax von New Canton für Sie gekommen.«
Paxton starrte Clancy wütend an. »Sie haben es gelesen?«
Clancy stierte ebenso verärgert zurück. »Es ist mein verdammtes Datafax.«
Aaron schaute zu dem Arzt hinüber, und sein geübter Blick wich dem zernarbten Gesicht weder aus noch starrte er ihn an. »Entschuldigen Sie uns einen Moment, Doktor? Offenbar habe ich nichts vor Kapitän Clancy zu verbergen, also darf er bleiben.«
»Sehr zuvorkommend«, bemerkte der Skipper sarkastisch.
Aaron drehte sich zu Deena um. »Lesen Sie vor.«
Sie nahm das Blatt und ihre Augen weiteten sich, als sie den Briefkopf las. »Es ist vom Lordgouverneur: >Mein liebster Duke Sandoval. Mit größtem Entsetzen und Bedauern entschuldige ich mich für die unglückseligen Ereignisse bei Ihrer überstürzten Abreise aus New Canton. Stellen Sie sich meine Freude vor, als man mir mitteilte, dass Sie den tragischen Unfall Ihres Landungsschiffes überlebt haben. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass Sie sich trotz gewisser Kommunikationsschwierigkeiten mit den örtlichen Behörden niemals in Gefahr befanden.<«
Aaron sah Paxton abfällig den Mund verziehen.
Deena las weiter. »>Auch wenn uns die derzeitigen Umstände politisch entzweien, möchte ich Ihnen versichern, dass ich
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