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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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Er beschrieb den Vorfall als einen »verpatzten Attentatsversuch, der die Gesetzlosigkeit und den Mangel an Kontrolle deutlich macht, der sich schon in Präfektur V ausgebreitet und nun auch Präfektur VI befallen hat. Ich muss zwar in Präfektur V zurückkehren, um dort den Kampf gegen die Liao-Invasion fortzusetzen, aber die bedrohte Bevölkerung der Präfektur VI soll wissen, dass ich zurückkehren und ihr zu Hilfe kommen werde, wenn die Zeit reif ist.«
    - Interstellares Nachrichten-Netz
    Landungsschiff der Festungs-Klasse Madras,
    Aufmarschgebiet der Schwertschwur-Flotte, nahe dem Pleione-Sprungpunkt Präfektur V, Republik der Sphäre
    20. Oktober 3134
    Erik Sandoval trieb den Landungsschiffskorridor hinab und zog sich an den Griffen in Richtung Brücke. Warnsirenen gellten ihm in den Ohren. Erfahrenere Besatzungsmitglieder, erkennbar an ihren orangen Overalls, schossen in allen Richtungen an ihm vorbei, stießen sich elegant an einem Ende des Korridors ab und segelten über die ganze Länge, prallten geschickt in einem Zickzackmuster von einer Wand zur anderen oder krabbelten an ihnen entlang wie hyperaktive Spinnen.
    Für Erik war die Schwerelosigkeit noch ungewohnt, und er hatte keine Hoffnung, jemals die Geschicklichkeit von Raumschiffern zu erreichen, die praktisch ausschließlich im All lebten. Er war damit zufrieden, sich entlangzuhangeln und wie ein Neunzigjähriger auf einer Schweberstraße ständig überholt zu werden.
    »Unangekündigtes Sprungschiff trifft in zwo Minuten ein«, hallte die Stimme des Kapitäns durch das Schiff. »Alle Mann auf Notfallstation. Dies ist keine Übung.«
    Das war eine weitere der unangenehmen Begleiterscheinungen des HPG-Netz-Ausfalls. Heutzutage waren, falls man den Flug nicht weit im Voraus arrangiert hatte, alle eintreffenden Schiffe >unangekün-digt< - und damit in der momentanen Kriegslage Grund zur Sorge.
    Bei dem Schiff konnte es sich um ein eigenes, ein feindliches oder keines von beiden handeln, und selbst wenn es ein Feind war, konnte die Tradition ihm gestatten, unbehelligt zu passieren. Trotzdem verursachte die unerwartete Ankunft eines Schiffes Spannung und war Grund genug für Alarmstufe Rot. Nur für den Fall eines Falles.
    Die gepanzerte Brückenluke lag direkt voraus. Ein Raumgardist stand vor ihr Wache, das Sturmgewehr vor der Brust, den Rücken gerade, die Stiefel durch Klettsohlen am Boden befestigt. Erik beneidete ihn nicht. Es war mühsam, in der Schwerelosigkeit Haltung zu bewahren. Eine ganze Wache wurde schnell zu einer kleinen Ewigkeit.
    Der menschliche Körper neigte dazu, im Weltall die sogenannte >neutrale Haltung< einzunehmen. Für Militärbegriffe war diese jedoch für einen treibenden Leichnam angemessener als für einen ausgebildeten Soldaten. Und so wurde noch immer >Hab-Acht-Stellung< verlangt.
    Der Raumgardist erkannte ihn und salutierte. Auch das wäre für eine treibende Wache nicht praktikabel gewesen. Erik warf einen Blick auf die Waffe: ein Standardmodell - bis auf die blauen Streifen auf Lauf, Schaft und Magazin, die anzeigten, dass es Schrapnellmunition geladen hatte, die zerplatzte, bevor sie das Schiff beschädigen konnte.
    Erik hielt den Sicherheitsausweis vor den Lukensensor und der Eingang öffnete sich. Er schob sich durch den Sichtschutzvorhang und fühlte ihn hinter sich wieder zufallen.
    Die Brücke war in schummriges Rotlicht getaucht, um die Nachtsicht der Besatzung zu erhalten. Die gesamte Brückenbesatzung war auf Andruckliegen geschnallt. Nur Kapitän Ricco trieb frei im Raum und beobachtete eine Computeranzeige des Punktes, an dem in Kürze das eintreffende Schiff materialisieren würde.
    Es war eines der quantenmechanischen Paradoxe der Sprungreisen, dass sie wussten, wann und ungefähr wo das Schiff aus dem Hyperraum austreten würde, obwohl es am Ausgangspunkt der Transition noch nicht in ihn eingetreten war. Für das Schiff selbst erfolgte die Reise in Nullzeit. Es war eine dieser technischen Eigenheiten, die zu verstehen Erik schon seit Jahren nicht mehr versuchte.
    Der Captain hielt seine Position mit einer Hand an einem Haltegriff über seinem Kopf. »Könnte ein großer Brocken sein, Commander. Groß genug, um eine Gefahr darzustellen.«
    Eriks Magen verkrampfte sich. Wahrscheinlich war es gar nichts. Und selbst wenn: Seine kleine, auf den Transport wartende Flotte umfasste sechs Landungsschiffe - mehr als genug, um sich zu verteidigen. Trotzdem war es, als hätte der Kollaps des Hyperpulsnetzes das ganze

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