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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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aufhören spreche, dann meine ich AUFHÖREN. Ich meine STERBEN. Oh, schien es nicht hervorragend zu sein, als wir das erste Mal den Trick der »Ersetzungen« entdeckten und wußten, daß wir, mit Neumetallegierung als Hauptbestandteil unserer körperlichen Pracht und mit nur wenigen und unbedeutenden Fleischstreifen, möglicherweise, endlos leben könnten? Wie sich die Welt in unseren Träumen wie ein wohlklingendes, Verzückung herbeiführendes Lied eröffnete, das ewig dauerte. Was für eine Chance, um Ehren zu erringen. Wieviel Zeit für das Schießen und für die Verbesserung unserer Schußtechniken. Nun, ich glaube in diesem Punkt hatten wir Erfolg. Wir haben die Schußtechniken verbessert. Und Ehren – viele Ehren wurden errungen. Aber obwohl wir weiterreden und mit einer Million Worten nagen, wie können wir zu dem Herz des Problems vorschießen? Was soll man sagen? Ich könnte sagen, daß ich müde sei. Ich bin nicht müde, nicht physisch müde. Neumetallegierung wird nicht müde. Ich könnte sagen, daß ich bis zum Rande mit Ehren gefüllt sei, vor Leistungen völlig aufgedunsen, und daß ich keine Welten mehr zu erobern hätte. Das liegt der Wahrheit schon etwas näher, ist sie aber noch nicht ganz – auf jeden Fall noch nicht der letzte Teil. Eine Welt ist noch zum Erobern geblieben, oder um sich von ihr erobern zu lassen, oder um still in sie hineinzuschlüpfen, wie eine Neumetallmaus, die in ihr Loch hinter einem Wall schlüpft. Es gibt eine Welt –
    Und jetzt stehe ich ihr gegenüber, durch meinen eigenen Entschluß. Ich kann es Ihnen genausogut auch sagen. Sollte der Größte in Moderan der erste sein, der zerbricht? Ironie! Ironie! Ironie! Aber die Jahre haben sich auf meinen Fleischstreifen aufgehäuft, die Ehrungen sind gekommen, sind gekommen, das Schießen ist weitergegangen und geht weiter, Jahr um Jahr, die Wahrheit des Hasses in unserem Land gedeiht prächtig, und doch kommt die letzte Sache einer Klärung nicht näher. Sinn? SINN! Das würde ich wissen. Muß ich wissen.
    Durch meine eigene Hand – und dies ist MEIN Entschluß – werde ich mich zerlegen. Ich habe einen verläßlichen Diener. Keiner von Ihnen kennt ihn. Ich bewahre ihn in einer Kiste an einem höchst geheimen fernen Ort auf. Auf mein Zeichen hin wird er kommen, um Mitternacht von jenem fernen Ort kommen, durch einen geheimen Tunnel, eine uralte und vergessene Röhre entlang, hoch durch einen Deckel im Boden. Er wird mir bei den letzten Nieten helfen. Vielleicht werden wir ein wenig scherzen – wer weiß? – während wir meinen Körper auseinandernehmen. Vielleicht ein letzter intravenös gegessener Toast. Und dann werden wir – o Gott, nur er wird, der Gedanke regt mich auf, obwohl ich versuche, ihn zu unterdrücken – nur er wird meinen Körper an einer Wand aufschichten. Alles außer den Fleischstreifen. Diese wird er in jener Nacht still mit sich nehmen, in Konservierungsmitteln aufbewahrt, zurück durch das geheime Bodenloch und die kilometerlangen düsteren Tunnel entlang, um »mich« (mein Fleisch) zusammen mit ihm in der Kiste zu lagern, alles gemäß meinen Befehlen, die ich auf einem Band vorbereitet habe. Und ich werde gehen – wer, was weiß, WIE ich gehen werde? Irgendwie bei der Ablösung der letzten Fleischstreifen, der letzten Nervenfaser und der letzten Niete. Wer, was weiß, WOHIN ich gehen werde?
    Aber ich muß gehen. Um den SINN herauszufinden. Die Jahre haben mich schließlich zu diesem Entschluß gebracht. Meine Festung werde ich für die geplante Dauer meiner Abwesenheit auf ruhend stellen. Ich habe meine Waffenstillstandskredite sich ansammeln lassen, bis ich, in Einheiten, viele weiße Flaggen habe. Als erster Sprenger von Moderan, der im Krieg weit voraus ist, habe ich keine Schlachtverpflichtungen, die dringend sind.
    Werde ich zurückkommen? Ich plane, es zu tun. Ich plane, zurückzukommen und Ihnen allen von meinen Reisen zu erzählen. Wenn ich nicht zurückkomme? Wenn ich dort draußen in einer Falle sitze, in irgendeiner leeren Stille festgehalten werde, irgendeiner schwebenden Unendlichkeit der Stimmen, unfaßbarem vom Raum umschlossenem Schweigens des Schweigens, o Gott? Nun, dafür sind Vorbereitungen getroffen worden, denn es ist wirklich eine Möglichkeit. Nach einer gewissen Zeit, alle Befehle dafür sind auf dem vorbereiteten Band, wird der kleine Diener aus der geheimen Kiste an dem fernen Ort zurückkehren. Ich vermute, daß ich dann zurück sein werde und darauf warte, ihm zu

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