Festung Zehn
herüberkommen, um zu helfen, einige der Knöpfe zu drücken. Mutter sagt, daß sie die Nase davon voll hat, alle die Tu-was selber zu erledigen.«
Oh, Entsetzen! Elend! Sorge! Verdammung! Kummer! Was für eine Plage kleine Mädchen doch sind, dachte er. »ICH KANN KEINES VON DEN TU-WAS MACHEN«, sagte er laut schreiend. »Außerdem besagte die Übereinkunft, daß deine Mutter die Tu-was übernehmen und dich aufziehen würde, wenn ich die Samen für dich hinunter zum Ausbrüter bringen würde. Und abgesehen davon gab es kürzlich Ärger in der Roten Galaxis und das Rennen nach Marsoplan weicht gegenwärtig seltsam vom Normalen ab und verlangt, daß wir alle klar denken. Tut mir leid, aber ich habe hier Arbeit, die mich zurückhält. Du darfst dich einfach nicht von der Dunkelheit umfangen lassen, und deine Mutter wird die Tu-was selber erledigen müssen. Denn das Große Denken des Universums kann nicht durch ein Kind aufgehalten werden.«
Sie begann einen der Ausbrüche, die er bei allen anderen Kindern so haßte. Sie warf sich auf den Boden. Sie ließ sich auf die Knie fallen und sprang wieder hoch. Sie klatschte in einem bestimmten Rhythmus ihre Neustahlhände gegeneinander. Sie begann, ihre Kleider auszuziehen. Und dabei kreischte sie die ganze Zeit »Ich will Papi! Ich will Papi!« So ein ekelhaftes, niederträchtiges fleischernes Geschöpf, das diese ganzen peinlichen Gefühle zeigte. Aber das Ergebnis war, daß er bald draußen auf den eisig leuchtenden Plastikplatten war, gekleidet in einen alten Wegwerf-Schmiegeraumanzug, und auf Mutters Wohnung zuging, und Kleine Schwester hüpfte neben ihm auf und ab und frohlockte: »Vati wird ein Tu-was machen, Vati wird ein Tu-was machen.« Und hoch droben, irgendwo draußen im dunklen Blau der zunehmenden Dunkelheit, vernachlässigte er die Probleme der Roten Galaxis, wie er wußte, und das Rennen nach Marsoplan benötigte seine beste geistige Zeit. Als er an alle ihre Schweren Probleme dachte und beobachtete, wie Kleine Schwester so glücklich unwissend, vom Fleisch besessen neben ihm ging, fühlte er, wie eine Träne von irgendwo tief unten in einem fast schon vergessenen Fleischstreifen aufstieg, und, indem sie dann durch mannigfaltige Linsen brach, bildete sie einen recht großen Klecks, einen Schandfleck, der die wunderbare Präzision seiner weite Strecken absuchenden mechanischen Augäpfel in beträchtlichem Ausmaße einschränkte. Da er jetzt nicht fähig war, klar zu sehen – in der Tat sah er eine gewisse Zeit fast überhaupt nichts – umklammerte er die stählerne Hand von Kleine Schwester, und sie schritten kräftig aus, und er bewegte sich weiter mit ihr über das glatte Grundstück, blind vor Tränen, der herankommenden Dunkelheit entgegen.
War sie nicht schrecklich?
Ich entdeckte sie auf meiner Frühwarnlinie, als sie noch ein gutes Stück entfernt war – nur ein Fleck auf dem letzten meiner Plastikhügel, auf denen ich nach Feinden Ausschau hielt. Ich geleitete sie den ganzen Weg herein, den ganzen langen Weg, als sie näherkam, planlos wie ein kleines Mädchen gehend, etwas in ihren kleinen Armen wiegend. Einen Augenblick lang taumelte mein Geist zurück, und ich dachte, »Es ist nur Kleine Schwester, die den Kleinsten Aller Engel zu meiner Tür trägt.« Dann sprangen meine Gedanken zum JETZT zurück, als sie an das Tor pochte, und ich hieb auf die Waffenknöpfe, bis alle Werfer auf meinen äußersten Wall gerichtet waren.
»Die Parole! Schnell!« rief ich, und ich hoffte wirklich, daß sie die richtige geben konnte. Anderenfalls müßte ich die Werfer starten. Und möglicherweise war es nicht eines der in Bodennähe kriechenden Geschosse, die, wie ich gehört hatte, die Hexe in den großen Laboratorien ihres Plastiktals entwickelt hatte. Vielleicht war es nicht eine getarnte laufende Puppenbombe, die dazu bestimmt war, mich in die hohen Himmel und alle Winde zu jagen. Es könnte wirklich Kleine Schwester sein, die wahrhaftig die geheime Parole vergessen hatte.
»Pracht-des-Morgens-fein-und-herrlich«, lispelte sie so scharf wie eine kleine Reißzwecke, und ich bemerkte, daß ihre großen-großen Augen echt waren, und, wie ich glaubte, Liebe ausstrahlten. Es war ein kleines Mädchen!
»Gehen Sie vor zu Tor 10 und lassen Sie sich erkennen!« Erleichtert hieb ich auf den Schalter, der das elfte, äußerste Tor öffnete. Sie kam durch die Wälle heran, als ich die Tore zurückdrückte. »Halten Sie sich zur Entgiftung bereit«, wies ich
Weitere Kostenlose Bücher