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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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hast, warum versuchst Du es nicht wieder einmal? An Allerheiligen?«
    Er rutschte ab und fiel hinunter auf den Plastikboden. Er kroch um ihr Haus herum, und an dessen Rückseite, wo sie ihn nicht sehen konnte, kam er mühsam wieder auf seine Beine. Dann, plunk plunt tap ta-rap tunk tunka tap, machte er sich wieder über das stahlgraue Plastik des Grundstücks auf den Weg nach Hause, eine bemitleidenswerte Gestalt aus ein wenig Fleisch und vielen der »Ersatz« -Teile aus Neumetall und Neulegierungen, die dazu bestimmt war, wenn die Hoffnungen und Versprechen von Moderan wahr waren, ewig zu leben. Ungefähr um Mitternacht drückte ein Blechmann in den Jahreszeiten den Generalknopf für Regen, um die Lage noch jämmerlicher zu machen. Fröstelnd und naß und vor Enttäuschung zitternd erreichte er sehr früh am Montagmorgen sein Heim. Er ging unverzüglich zu seinem Schmiegesessel, wo ihn seine Arbeit erwartete, die Formeln und die angenehme verwirrende Präzision der Allumfassenden Schweren Probleme. Irgendwie, oh, irgendwie muß er sich beschäftigen und seine Fleischstreifen sie vergessen lassen. Zumindest bis Allerheiligen.

 
Der vollkommene Vater
     
    Er sah sie weit über die eisig leuchtenden Flächen aus Plastik hinweg. Sie war eine auf und ab hüpfende Gestalt, die herangewatschelt kam, um ihm ihre Neumetallhände zu zeigen. Und tief in seinen Fleischstreifen fühlte er, wie eine Träne der Liebe versuchte, an die Oberfläche zu kommen, aber natürlich schaffte sie es nicht, denn er hatte Neumetallaugäpfel.
    »Mein kleines Mädchen! Wächst heran!« sagte er.
    »Da du mein Vater bist«, sagte sie, »und es mein erstes Mal ist, sagte Mutter, daß ich kommen sollte um sie dir zu zeigen.«
    Viereinhalb war sie. Er schaute sie an. Viereinhalb. »Sie wächst heran«, sagte er. »Mein letztes kleines Mädchen!« Ja, sie hatten sie vor viereinhalb Jahren von dem Ort, an dem sie die lebenden Gebärmutter-Hüllen aufbewahrten, zu ihnen gebracht. Ihre Mutter und er hatten sich an einem Tage per Fernbesprechung über ihre Multi-Sichtschirme geeinigt – sie in ihrem blasenförmigen Heim, er fünf Felder entfernt in seiner eigenen denkenden Festung – daß es vielleicht ganz in Ordnung wäre, ein letztes Kind zu haben. Die zehn anderen hatten sich alle prächtig entwickelt – fünf kräftige Burschen und Mädchen waren sie, die jetzt kurz davor waren, »ersetzt« zu werden, alle jetzt in ihren eigenen Kugeln und über Allumfassende Schwere Probleme nachdenkend. Ein Ja für ein letztes Kind, bevor sie ihn da unten »ersetzten« und bevor die Gebärmutter-Hülle aus der Reihe der aktiven herausgenommen und zerstört werden sollte, oder als Erinnerung an seine Frau zurückgegeben werden würde, falls sie es wünschte. Es war im strahlenden sonnigen Mai, erinnerte er sich, als er mit seinem letzten Päckchen zu der langen gläsernen Halle hinunterging, wo der Ausbrütungsbevollmächtigte die Samen annahm. Seine Frau war ihm die ganze Zeit auf dem Multi-Sichtschirm gefolgt, damit er sich nicht allein fühlte. Als der Ausbrüter sagte »Was?« und der angehende Vater sagte »Mädchen« und sie ein wenig scherzten, denn es war kein Geheimnis, daß es das elfte sein sollte, schien es fast, daß die Frau auch da gewesen wäre, so sehr lächelte ihr Bild. »Sie sind ein Rohling, der bestraft werden soll«, sagte der Mann, und der hoffnungsvolle Vater sagte »Ja!« obwohl er etwas später bemerkte »Es gibt nichts Besseres, um die Familie am Leben zu erhalten, als Kinder!« Der Ausbrüter stimmte zu, und die Frau lächelte breit.
    Als er zu dem Ort hinunterkam, an dem sie es in die Gebärmutter gaben, war sie auch bald dabei, sie kam auf ihren Strahlen herangewirbelt, um ihr Bild an seine Seite zu stellen. In dem kühlen, sauberen, nahezu luftlosen Gebärmutter-Raum schien es, daß er fast ihre Hände halten konnte, so gut waren ihre Strahlen an jenem Tage, und er fühlte sich nicht einsam, während die wundersame Handlung vollbracht wurde. In der Tat, wer würde nicht sagen, daß es die beste Art der Empfängnis gewesen wäre – er, das deutliche, lächelnde Bild seiner Frau, die Gebärmutter seiner Frau, das Samenpäckchen und der tüchtige, fast ganz aus Plastik bestehende Angestellte, der die Dinge ausführte und die richtigen Einstellungen vornahm?
    Aber das war vor mehr als fünf Jahren gewesen. Wie die Zeit vergeht und Raketen vorbeifliegen! Und hier war Kleine Schwester. »Hallo, Kleine Schwester.« Als sie wie eine

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