Festungsklause Saghon
Ersten Menschheit, hatte uns nicht vergessen. Es war für mich klar, daß er mit unserem nochmaligen Besuch gerechnet hatte, oder diese Zeremonie hätte niemals stattfinden können.
Als er zu sprechen begann, bediente er sich ebenfalls der Sprache, die in seiner Epoche niemand außer uns Zeitreisenden bekanntgewesen war. Er redete uns in einem fehlerfreien Englisch an. Ich hatte ihm Lehrmaterial überreicht, und das mußte er in den Jahrzehnten seiner schrecklichen Einsamkeit studiert haben.
»Willkommen, General HC-9, willkommen, Major MA-23. Ich grüße Sie aus einer Epoche, die für Sie ferne Vergangenheit, für mich jedoch Gegenwart ist«, begann er.
Nach diesen Worten nahm er Platz. Sein Lächeln wurde noch etwas ironischer. So hatte uns der kluge Mann häufig angesehen, denn er hatte unsere einsatzbedingten Schwindeleien damals schneller durchschaut, als es uns lieb gewesen war.
»Wenn Sie mich auf dem Bildschirm der Hauptkontrollhalle sehen, haben Sie die Bedingungen erfüllt, die ich in Erwartung Ihrer Einsatzstrategie vorrangig bewertet habe. Sie haben sich als Metranon und Vorgh vorgestellt. Sie haben die Sprache meines Heimatlands Lurcarion benutzt. Sie tragen die Kodeschlagmarken des Saghon, beherrschen den Kodeschlag an sich und haben den Einlaß mit dem Recht des Autorisierten gefordert. Wahrschein lich sind drei weitere Männer der Neuzeit bei Ihnen, nämlich je ne, denen Sie zusätzlich die Okolar-Trabant-Schulung gewährten. Bei Ihrem Eintritt ist teilweise englisch gesprochen worden, weil Sie dagegen keine Bedenken hatten. Wenn Sie all diese Voraussetzungen erfüllt haben, kann die von mir vorgenommene Zusatzprogrammierung des hiesigen Robot-Kommandogehirns ansprechen und Ihnen viele Unannehmlichkeiten ersparen. Wenn Sie mich also in meinem Schaltraum sehen, haben Sie den für Sie besten Weg zum Eindringen in die Basis des Saghon gewählt. Dann darf ich Sie in Bewunderung beglückwünschen.«
Sein leises Lachen wurde hörbar.
»Ein Genie!« flüsterte Allison atemlos. »Er dachte über einhundertsiebenundachtzig Jahrtausende voraus.«
»Hedschenin konnte das«, wurde er von Hannibal belehrt. »Nehmen Sie sich daran ein Beispiel.«
Der Atlanter fuhr fort:
»Mein Dasein nähert sich dem Ende. Sie, meine Freunde, aus der Neuzeit jenes Planeten, den Sie Erde oder Terra nannten, ah nen nicht, welche Schrecken meine zeitgenössische Menschheit zu erdulden hatte. Ich bin der letzte Lurcarioner, der noch in der Lage ist, die technischen Errungenschaften der Marsianer, wie Sie meine Herren nannten, zu deuten und auch anzuwenden. Meine Heimat ist in den Fluten des von Magmagewalten aufgepeitschten Meeres versunken. Die Kontinente trennen sich; die Abstände zwischen den Landmassen werden immer größer. Dieses Hochgebirgsland ist vor reißenden Fluten und allesvernichtenden Erdbeben sicher. Dennoch waren die durch meine Hilfe in Sicherheit gebrachten Lurcarion-Flüchtlinge nicht in der Lage, ihre hohe Kultur und ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Nachfolgegeneration hinausgehend zu vererben. Mein Volk fällt in die Primitivität zurück. Junge, urwüchsige Barbaren kommen aus dem vereisten Norden und zerschlagen die Reste unserer Errungenschaften. Ich bin dank marsianischer Zellauffrischungen zweihundertzehn Jahre alt geworden. Mein Haupthaar gleicht jedoch frischgefallenem Schnee, und meine Augen verweigern den Dienst. Ich bin müde geworden. Schon vor vielen Jahren habe ich es aufgegeben, gleich einer Gottheit mit meinen Luftgleitern zu erscheinen, um die Verzweifelten aus ihrer Lethargie aufzurütteln. Ich kämpfe auch nicht mehr gegen die unaufhaltsam vordringenden Nordlandwilden, denn deren Nachkommen werden es sein, aus denen Ihre Neue Menschheit hervorwächst. Ich habe aufgegeben, meine Freunde.«
Niemand von uns sprach ein Wort. Zwar hatten wir uns Hedschenins Schicksal in dieser Form ausrechnen können, aber nun waren wir bedrückt.
»Die Einheiten zur Überwachung des Kodeschlags verhalten sich für die Dauer dieser ersten Durchsage passiv. Sie werden nicht so unklug sein, die rote Gefahrenlinie des Kontrollraums zu überschreiten oder die schußbereiten Roboter zu ignorieren. Wenn Sie überhaupt in dieser Basis erscheinen, werden Sie dafür einen triftigen Grund haben. Deshalb, so vermute ich, werden Sie sich gut vorbereitet, Ihre Kenntnisse genutzt und sicherlich keine Fehler begangen haben. Die Grundanweisung für den positronischen Robotkommandeur konnte auch von mir nicht
Weitere Kostenlose Bücher