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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Anwesenheit zerstreute all ihre Befürchtungen ... Der Jongleur strich sein langes schwarzes, noch feuchtes Haar nach hinten und holte tief Luft. Sie hatten eine ganze Weile gebraucht, um von einer von den Wellen ausgehöhlten Meeresgrotte aus herüberzuschwimmen, denn sie hatten sich Tintagel auf dem Seeweg genähert, dort, wo die steil abfallenden Klippen einen groß angelegten Angriff unmöglich machten und daher die Schutzmauern am schlechtesten bewacht waren. Die Elfen fürchteten ähnlich den Steinen oder den Bäumen weder Kälte noch Regen, aber Lilian empfand seine starren, vereisten Kleider als zusätzliche Behinderung. Er hauchte seine steif gefrorenen Finger an, suchte sich den ersten Halt und zog sich mit einer einzigen raschen Bewegung mehrere Ellen nach oben. Es ging leichter als erwartet. Die flachen Steine der Festungsmauern boten genug Ritzen und Fugen, um sich mit Fingerund Fußspitzen festzukrallen und sich unter Ziehen, Stoßen und Schieben gleichmäßig die steile Wand hoch zu bewegen, ohne eine ruckartige Bewegung, ohne innezuhalten und völlig lautlos.
    Bald schon vermochten weder Uther noch die Elfen ihn mehr von dem düsteren Gemäuer von Tintagel zu unterscheiden.  
     Lilian kletterte immer noch, als er den süßlichen, Ekel erregenden Gestank menschlicher Exkremente erkannte, die unterhalb der als Abtritt dienenden Zinnen lang gezogene, vom Frost gehärtete Schmutzspuren auf dem Stein hinterlassen hatten. Er vernahm den langsamen und gleichmäßigen Schritt des Wachtpostens auf dem überdachten Wehrgang, der oben auf der Burgmauer verlief. Zum ersten Mal hielt er inne, bis die Schritte sich entfernt hatten, bis nur noch das Rauschen der Brandung zu hören war und das Geräusch seines eigenen Atems. Dann kletterte er wieder weiter; noch wenige Klafter, bis er die Balken der Hürde erreichen, sich mit einem großen Satz rittlings hinaufschwingen und seine steifen Finger endlich lockern könnte. Direkt über seinem Kopf erkannte er die mit Fäkalien besudelte Mündung eines Pecherkers. In Kriegszeiten schütteten die Wachen von dort siedendes Öl oder Steine auf die Angreifer, doch sie hatten offensichtlich eine andere Verwendungsmöglichkeit dafür gefunden ... Lilian bezwang seinen Ekel, holte tief Luft und ließ sich langsam in den schmalen Schacht gleiten, wobei er hoffte, dass keine der Wachen auf die Idee kommen würde, just in dem Augenblick die Zinne mit der darunter gelegenen Pechnase zu benutzen.
    Tief unter ihm, auf dem schmalen Trampelpfad, der um die Festung herumführte, hatte Uther sich von ihrer kleinen Gruppe entfernt; sein Nacken war steif, und seine Augen schmerzten von dem vergeblichen Versuch, in der Dunkelheit etwas zu erspähen. Er sah gerade einmal genug, um die Kante der Klippe und den wogenden Teppich aus Wellen zu erkennen, die im Mondenschein glitzerten; genug, um einen Stein zu finden und sich zu setzen. Er spuckte auf die Steilwand, im Mund noch den Salzwassergeschmack, und stützte den Kopf in beide Hände, erschlagen von der Anstrengung ihrer Wasserdurchquerung und der Ernüchterung. Wie immer, wenn Lliane nicht mehr in ihm war, fühlte er sich jeglicher Energie beraubt, verunsichert und schlecht gelaunt und hatte den Eindruck, lediglich ein blindes Werkzeug des Schicksals zu sein, unfähig, seinem eige nen Willen gemäß zu handeln. Nun gut, ihm war nicht mehr kalt, aber warum sprach sie nie zu ihm? Warum hatte er jedes Mal dieses Empfinden, als habe man ihm seine Seele aus dem Leibe gerissen?
    Der Kraft des Pendragon beraubt, war Uther nur noch ein Schatten seiner selbst. Die nächtliche Müdigkeit stieg von den Beinen her in ihm auf und breitete sich so zielsicher in seinen Gliedern aus wie Gift, bis ihm schließlich selbst der lange silberne Dolch, den er an der Seite trug, wie eine Last erschien. Langsam wie die Wellen, die unter ihm über das Ufer rollten, stieg eine Woge des Kummers in ihm auf, erfüllte sein Herz und ballte sich in seiner Kehle zu einem Kloß. Die Last des Pendragon war von Tag zu Tag ein wenig schwerer zu ertragen. Wer war er, ein armer, in den Netzen der Feen gefangener Ritter, dass er solch eine Armee anführte und sich auf diese Weise das Schicksal dreier Völker auf die Schultern lud? Wie die meisten Ritter des Königs war er nicht einmal zwanzig Jahre alt gewesen, als er in Pellehuns Dienste getreten war, und seine Kindheit hatte sich in Rauch aufgelöst im Tumult der Fechtböden. Er war zu jung gewesen, um während des

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