Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
mit unbändigem Hass an, sie und ihre Tochter, dieses nutzlose Kind, das niemals würde regieren können. Warum hatte sie ihm keinen Sohn geschenkt! Einen Sohn, damit der Thron von Logres seiner Linie auf immer sicher wäre!«
»In der Hölle, ja?«
Er lachte höhnisch, voller Verachtung, ließ jedoch seine Hand sinken und den Schemel auf die Erde rollen. Dann kam er auf sie zu, um sie zu berühren, kam so nahe, dass Igraine den Wein in seinem Atem roch, und mit einem Ruck riss er den Umhang fort, der Mutter und Tochter bedeckte.
»In der Hölle schmoren nur die, die daran glauben«, bemerkte er leise, und seine Lippen streiften die Wange der Königin. »Und ich, ich glaube nur an mich selbst!«
»Nicht fest genug, um Uther die Stirn zu bieten!«
Gorlois’ Gesicht wurde so weiß wie sein Haar und sein Bart, während sein verächtliches Grinsen allmählich erstarrte und einer von reinem Abscheu verzerrten Grimasse wich. Er entfernte sich kopfschüttelnd, mit dem Rücken zu ihnen, und schien auf die Tür zuzugehen, aber als Igraine sich entspannte, machte er auf dem Absatz kehrt, riss ihr mit unfasslicher Brutalität Morgause aus den Armen und schleuderte sie zu Boden, so roh, als handelte es sich um einen Kartoffelsack. Die junge Königin heulte auf wie ein Tier und streckte die Arme nach dem Kind aus, das sich auf der Erde wand und herzerweichend brüllte, doch er packte sie grob und stieß sie, unbeeindruckt von ihren Schlägen und ihrem Geschrei, in das mächtige Bett, während die Amme kreischend flüchtete. Igraine versuchte, sich wieder aufzurichten, doch er versetzte ihr eine gewaltige Ohrfeige. Dann riss er mit einem raschen Griff die Verschnürung an ihrem Kleid auf. Sie schaffte es, ihn mit einem Fußtritt zurückzustoßen, aber er schlug erneut zu, diesmal mit den Fäusten, bis sie halb ohnmächtig war. Sie hatte den Geschmack von Blut im Mund, Gorlois’ Körper lag so bleischwer auf ihr wie ein toter Esel, sein stachliger Bart kratzte sie an den Wangen, und als er in sie eindrang, hatte sie das Gefühl, als würde ihr ein glühendes Eisen in den Unterleib gerammt. Doch über all das hinweg vernahm sie das Weinen Morgauses. Daher hörte sie auf zu kämpfen und klammerte sich verzweifelt an den Gedanken, dass ihr Baby, da es weinte, offensichtlich noch am Leben war ...
Als Gorlois befriedigt war, ließ er sie alleine auf dem Bett, in dem sie sich den Kampf geliefert hatten, liegen, nackt und bleich, auf dem tränenüberströmten Gesicht die Spuren der Schläge, trotz allem noch schön, so zerbrechlich und zart in ihrem zerrissenen Kleid, das eine Blütenkrone um sie herum formte. Wenn sie ihn bloß hätte lieben können ... Aber natürlich war das nicht möglich. Er war zu alt, noch älter als Pellehun, und auf alle Fälle hässlicher mit seinem einen Auge, diesen Haaren und dem Bart, die mittlerweile so schlohweiß waren, mit seiner langen Narbe und den Falten. Die Falten sind die Male des Lebens, und das Gesicht Gorlois’ trug die Spuren so vieler Jahre voll Kampf und Hass, dass sich eine mürrische, misstrauische Maske herausgebildet hatte, die nichts mildern zu können schien. Nach einem letzten Blick auf den bebenden Leib Igraines hob Gorlois seinen Hermelinmantel auf. Als er das Zimmer verließ, spuckte er im Vorübergehen auf Illtud, der ganz allmählich wieder zu sich kam und über dessen Stirn sich eine lange Blutspur zog.
Zwischen den Schenkeln der Königin rann Blut hinunter. Sie konnte sich nicht auf den Beinen halten und kroch nackt und zitternd zu ihrer Tochter hinüber, Gesicht und Körper von blauen Flecken übersät. Behutsam nahm sie die Kleine in ihre Arme, dann schmiegte sie sich ganz fest an sie hin und seufzte.
Wenigstens lebte Morgause.
Die Mauer der Kurtine war mit Raureif bedeckt. Ihre dunklen, von Eiskristallen getupften Steine schimmerten im bleichen Mondenschein wie ein Kettenhemd. Es war den ganzen Tag über kalt gewesen, eine eisige Kälte, die noch verschärft wurde durch eine vom Meer hereinwehende feuchte Brise, die für Schneegestöber sorgte und einem das Gesicht gefrieren ließ. Mit Einbruch der Nacht war die Temperatur weiter gesunken, und zwar so tief, dass sich am Wegesrand eisige Schneewehen bildeten, der Schnee auf den von der Gischt angespritzten Felsen haften blieb und den ganzen Uferstreifen entlang die nach dem Einsetzen der Ebbe stehen gebliebenen Meerwasserpfützen gefroren waren.
Die Nebelschwaden, die um die hochmütig und verächtlich
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