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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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schließen. Das kleine Mädchen streckte eine feiste kleine Hand aus, packte eine Strähne von Igraines langem blondem Haar, das ihr schwer und glatt über die Schultern fiel, und dieses Spiel, das zwischen ihnen schon zum Ritual geworden war, wärmte ihr das Herz.
    »Ich habe nur sie«, sagte Igraine, während sie langsam wieder zu Illtud zurückging. »Wenn ihr etwas zustößt, wenn sie diesem schrecklichen Winter zum Opfer fällt und stirbt oder wenn Uther uns hier, in Tintagel, eine Schlacht liefert, hätte ich alles verloren ... Helft uns zu fliehen. Uther wird mir nichts zuleide tun, er wird uns vielmehr schützen.«
    »Aber ...«
    Der Gottesmann suchte nach Worten, verwirrt von dem, was sie ihm da gesagt hatte.
    »Aber du bist die Königin! Wenn du dich in seine Gewalt begibst, ist alles verloren!«
    Igraines Augen funkelten, und sie musste eine gewaltige Anstrengung unternehmen, um den Zorn im Zaum zu halten, der in ihrem Busen aufwallte. Die Königin wovon? Von diesem zugigen, nach allen Seiten hin Wind und Wetter ausgesetzten Schloss,    von diesen Feiglingen, diesen Flüchtigen, die es nicht gewagt hatten, Uther die Stirn zu bieten?
    »Ich habe Euch gehorcht, mein Vater«, sagte sie in vehementerem Ton als beabsichtigt. »Als Ihr mich ersucht habt, Gorlois zu heiraten, habe ich mich Eurem Willen unterworfen. Wenn ich mich geweigert hätte, wäre ich heute nicht an diesem Ort!«
    »Wenn du dich geweigert hättest, wärest du heute tot, Igraine«, murmelte Illtud.
    »Und wenn schon, manchmal kann ich es kaum erwarten zu sterben!«
    Sie wandte sich abrupt ab, damit er ihre Zornestränen und ihre bebenden Lippen nicht sähe. Gott wusste, wie oft sie sich nach dem Tod gesehnt hatte, danach, dass alles vorüber wäre, um diesem schändlichen Dasein zu entrinnen ... Doch heute wusste sie in ihrem tiefsten Inneren, dass die Wahrheit anders gelagert war. Sie hatte jetzt Morgause, und das war ein Grund weiterzuleben, der die Schande und die Verzweiflung überwog.
    »Illtud«, seufzte sie. »Weshalb habt Ihr das getan? Warum habt Ihr mich mit ihm verheiratet?«
    Der Abt zuckte zusammen, überrumpelt von dieser direkten Frage, und er entschloss sich, ebenso direkt zu antworten.
    »Weil ich einem Irrtum erlegen bin.«
    Sie stand immer noch mit dem Rücken zu ihm und schaukelte sanft hin und her, um Morgause zu wiegen.
    »Ich habe mich geirrt, und Sire Gorlois hat mich getäuscht«, sagte er. »Ich habe aus Eitelkeit gesündigt, und der Herr hat mich bestraft. Ich dachte, ich hätte die Zeit, ihn wirklich zu bekehren, ihn so weit zu bringen, die Liebe Gottes zu entdecken, aber ich bin gescheitert. Gorlois hat mich nur benutzt...«
    Illtud durchlebte im Geiste noch einmal die überstürzte Vermählung der beiden, sah wieder den flackernden Blick Bedwins vor sich, dem der mit dieser scheinheiligen Zeremonie begangene Verrat schwer zu schaffen gemacht hatte. Aber Bedwin war gestorben, und es half gar nichts, sich hinter einem Toten zu verschanzen. Nicht gegenüber Igraine.
    »Gott hat sich von uns abgewandt, weil wir Ihn beleidigt haben«, fuhr er fort. »Diese verlogene Vermählung, dieser vorgespiegelte Übertritt zum christlichen Glauben, dieser unrechtmäßige König :.. Den Herrn kann keiner täuschen. Er sieht alles, Er weiß alles, und Er vermag das menschliche Herz unter dem äußeren Schein und den oberflächlichen Gaukeleien zu ergründen ...«
    Die Königin drehte sich unwillkürlich zu dem frommen Mann herum, dessen von Natur aus kräftige Stimme nun volltönend und laut war.
    »Aber trotzdem hat sich nichts geändert, Igraine! Es bedarf nach wie vor eines Königs auf dieser Erde!«
    »Potz Teufel noch mal, ich bin der König!«
    Die schrille und heisere Stimme Gorlois’ ließ ihnen das Herz in der Brust stocken. Eingemummt in einen Hermelinmantel, der noch glänzte von geschmolzenem Schnee, sein einziges Auge blutunterlaufen, fasste er mit der Hand an seinen Gürtel. Als ihm bewusst wurde, dass er keine Waffen bei sich trug, packte er einen Fußschemel, stürzte sich auf den Abt und schlug ihm diesen, noch bevor er auch nur die geringste Bewegung machen konnte, mit aller ihm zu Gebote stehenden Kraft ins Gesicht. Illtud brach vor Igraines Augen zusammen.
    Schon holte Gorlois erneut aus, um ihm den Todesstoß zu versetzen, doch die Königin fuhr so abrupt dazwischen, dass das Baby erneut zu schreien begann.
    »Wenn du ihn umbringst, wirst du in der Hölle schmoren!«, brüllte sie.
    Gorlois sah die beiden

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