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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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tauben Fingern war die Einkerbung des Seils zu sehen. Er verharrte dort einige Sekunden, zähneklappernd, von Kälteschau dern geschüttelt und den Blick starr auf die zu Boden gefallene Fackel gerichtet, vom Flammenschein fasziniert wie ein Nachtfalter. Dann erkannte er das bläulich leuchtende Gesicht von Lilian sowie die lächelnde Miene Kevins, des Bogenschützens, mit den silbernen Pfeilen, der bleich war wie ein Gespenst im Dunkel eines Ganges ... In diesem Moment hasste Uther sie.
    Hinter ihm spannte sich das Seil erneut in unregelmäßigen Abständen. Eine weitere Person kletterte hinauf.
    Er war mit einem Satz auf den Beinen, ergriff die Fackel, die bereits den Balken geschwärzt hatte, und warf sie rasch über die Burgmauern. Der Wehrgang war wieder in Finsternis gehüllt, und nun war am Ende der zu den Tafelsälen führenden Korridore um die Türen herum ein schwacher Lichtschein zu sehen.
    Uther zückte seinen langen eifischen Dolch, nickte dem Jongleur, der im Schatten hingekauert saß, kurz zu und stürmte ins Innere der Burg.
    Hinter sich hörte er, wie sich die anderen in kleinen Gruppen in den Gängen verteilten. War Lilian ihm gefolgt? Er blickte sich flüchtig um. Der Elf passte sich mühelos dem Rhythmus seiner Schritte an und verursachte nicht das geringste Geräusch, weswegen der Ritter sich alleine gewähnt hatte. War er das im Übrigen nicht auch, und zwar mehr als je zuvor? In diesem Augenblick, als er da durch die Gänge der schlafenden Festung lief, die geschwängert war von so typisch menschlichen, strengen Gerüchen, und als er sich wieder an die schmalen Korridore erinnerte, die er einst entlanggeeilt war, sowie an die Säle, in denen er geschlafen hatte, merkte Uther, wie ihn ein Ekel gegen sich selbst übermannte, der stärker war als die Vorsicht, stärker als der Hass und stärker als der Schmerz seiner Wunden. Mit jedem Schritt ließ seine Achtsamkeit ein wenig nach, und er trat lauter auf, so eilig hatte er es, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, auf welche Weise auch immer. Er hatte alles, was nicht sein Ziel betraf, vergessen, nämlich Gorlois zu fin den, Gorlois zu töten, dieses verfluchte Schwert aufzustöbern und einen Schlussstrich unter dieses sinnlose Abenteuer zu ziehen! Die Hand um den Knauf seiner Waffe gekrallt, rannte er jetzt, ohne Acht zu geben, ja er lachte fast, trunken, von Sinnen, in Gedanken schon tot, und zumindest Lilian würde mit ihm sterben!
    An der Türe zum herzoglichen Gemach stand ein mit einer Lanze bewaffneter Wachtposten unter einer Fackel an die Wand gelehnt. Sein Schatten tanzte in dem flackernden Schein der Flamme über die Steinplatten des Ganges. Seltsamerweise verlor der Mann kein Wort, sondern grinste nur hämisch. Uther blieb stehen, doch Lilian lief an ihm vorbei, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, und presste sich gegen den Posten, als wolle er ihn umarmen. Das Aufblitzen einer Klinge, das Klirren der Lanze auf dem Steinboden. Der Mann brach mit weit aufgerissenen Augen zusammen, und die Hände um die Kehle gekrallt, aus der das Blut sprudelte japste er Grauen erregend, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Der Elf öffnete die Tür des Gemachs und schlüpfte hinein.
    Beinahe im selben Moment erklang ein Schreckensschrei. Der Schrei einer Frau. Die Stimme Igraines.
    Uther stürzte ins Zimmer. Ein grotesker Anblick. Ein gedrungener Körper, von dem nur das Hinterteil zu sehen war, das Hemd bis zur Mitte des Rückens hoch geschoben und die Hosen auf den Knöcheln, und er lag bäuchlings direkt auf dem Boden, am Fuße eines riesigen Wandbettes, dessen Vorhänge halb geöffnet waren. Unter ihm breitete sich eine dunkle, klebrige Blutlache aus, die von dem Stroh auf den Fliesen aufgesogen wurde. Ohne sein Gesicht zu sehen, wusste Uther, dass dies Gorlois war. Gorlois auf der Erde, während sein Blut entwich, halb nackt, erbärmlich. Und bereits tot, zum Teufel noch mal! Er wandte den Blick ab und machte sich ein Bild vom Rest der Szene. Eine Frau in dem Bett, deren langes blondes Haar in Wellen über ihre Schultern floss. Igraine, ln der Hand einen von geronnenem Blut verkrusteten Dolch. Den Dolch Gorlois’.  
     Neben ihr ein schlafendes Baby und der zaudernde Lilian, dann das Aufblitzen seiner hoch erhobenen Klinge, drauf und dran niederzusausen.
    Uther stieß einen Schrei aus, der den Elf erstarren ließ, und warf sich auf ihn. Sein Dolch durchbohrte ihn vollständig, und das Blut spritzte auf die weißen Laken von Igraines

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