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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Bett.
     
     

XVI 
Die letzte Nacht

     
    Überall in der Burg Schreie, Wutoder Angstgebrüll, der Widerhall vereinzelter Kämpfe, Hilferufe und das Gepolter bewaffneter Trupps, die kreuz und quer durch
    die Gänge liefen alles in allem ein höllischer Lärm, der es ihnen erlaubte zu schweigen. Es schien so schwierig, einander irgendetwas zu sagen.
    Uther hatte seinen eifischen Dolch zu Boden geworfen und verharrte dort, sprachlos, mit hängenden Armen, immer noch außer Atem von seinem rasenden Lauf; seine Rippen schmerzten, die Verletzungen an seinem Arm und am Bein pulsierten im Rhythmus seines Herzschlags, und er war unfähig, die passenden Worte zu finden, und auch nicht zu der geringsten Geste imstande, von Igraine getrennt durch die leblosen Körper des Regenten und des Elfen. Er hätte nicht da stehen bleiben sollen. Er hätte sie in die Arme schließen sollen in dem Moment, als er Lilian getötet hatte; aber jetzt war es zu spät, und je länger er wartete, desto mehr blieben ihm die Worte im Halse stecken. Und dann war da noch dieses Baby, das Kind von Gorlois, das zu Tode erschrocken war von den Schreien draußen und wimmernd seine kleinen Hände nach seiner Mutter ausstreckte.
    Igraine wandte abrupt den Blick von ihm ab, packte Morgause, und, den mit dem Blut ihres Gemahls besudelten Dolch nach wie vor in der Hand, lief sie bis zur Tür ihres Gemachs, um sie zu schließen. Zu spät. Wahre Bären von Wachen mit ihren gefutterten Lederwämsern und ihren eisernen Kettenhauben, die die Hälfte ihres Gesichtes verdeckten, hatten den Leichnam ihres Kameraden vor dem königlichen Schlafgemach entdeckt. Einer von ihnen stieß die Tür mit der Schulter wieder auf, wodurch er Igraine und ihr Kind in Uthers Arme schleuderte, und eine Meute bewaffneter Männer stürmte ins Zimmer herein.
    So fanden sie die Königin und den Pendragon eng aneinander gepresst vor dem reglosen Körper des Regenten Gorlois. Ihn ohne Waffen oder Rüstung, gekleidet wie ein Elf und ohne irgendeine Insignie, die ihn als König ausgewiesen hätte er trug weder eine Krone noch eine goldene Tresse, weder Schmuck noch einen Hermelinmantel. Sie, so zerbrechlich und bleich in ihrem langen linnenen Hemd und mit ihrem blonden Haar, das in Wellen bis auf ihre Taille hinabfloss und einen wasserfallartigen Schleier vor dem Baby bildete, welches sie an ihre Brust geschmiegt hielt. Die Männer schnauften wie die Walrosse, ihre Stirn glänzte vor Schweiß, und ihr Blick leuchtete noch von der Aufregung des Kampfes, doch sie rührten sich nicht. Einigen fehlte in diesem Moment der Mut, um noch einen Schritt weiter vorzutreten, nur einen einzigen, und diesen vermaledeiten Uther niederzumetzeln, der zwar ganz offensichtlich wehrlos war, über den man sich jedoch so viele schreckliche Dinge erzählte. Andere warteten auf einen Befehl, gleich welchen, denn das ist das, worauf Soldaten stets hoffen. Und wieder andere hatten schließlich, ohne überhaupt zu begreifen, warum, das Gefühl, Zeugen eines Sieges zu sein.
    Igraine las in ihren Augen die Unentschlossenheit, die Erwartung und dieses seltsame Gefühl der Begeisterung. Sie löste sich von Uther, lüftete das Betttuch und enthüllte den Leichnam Lilians, der vollständig durchbohrt war.
    »Dieser Elf hat den Regenten getötet«, sagte sie. »Und der Ritter Uther hat den Elfen getötet. Was mich anlangt, so bin ich gesund und wohlbehalten, genau wie Prinzessin Morgause.«
    In den Reihen der Wachen war für einen Augenblick ein Schwanken zu merken. Die meisten von ihnen wünschten nichts sehnlicher, als Igraine zu glauben, aber ihre Lüge schien doch ein wenig dreist. Sie zögerten immer noch, als einer von ihnen, der den prunkvollen roten Mantel eines Kommandanten trug, sie unsanft zur Seite stieß und sich vor ihnen aufbaute.
    »Auf die Knie vor der Königin!«, knurrte er, die kräftige Faust um einen mit Eisenstiften beschlagenen Morgenstern geballt, der gewaltig genug war, um selbst die Unentschlossensten dazu zu bringen, sich zu beugen.
    Igraine warf mit einer Kopfbewegung ihr langes Haar nach hinten und schenkte Uther ein flüchtiges Lächeln. Ein Lächeln, das ihn im Innersten berührte und das Feuer in seinen Lenden entfachte. Ungeachtet der Wachen, ungeachtet des Babys, das sie an sich gepresst hielt, und ungeachtet der Kälte in jenem so schrecklich zugigen Zimmer sowie der auf das Stroh hingestreckten Leichen loderte in dem Moment in ihm ein flammendes Begehren nach ihr auf.
    Sie war bis zu dem

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