Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
Vom Netzwerk:
aufragende mächtige Festung aufstiegen, verliehen ihr das Aussehen eines schlafenden Drachen. An die Felswand gepresst, ließ Lilian seinen Blick prüfend über die Schwindel erregend steilen Festungsmauern gleiten, die über ihm aufragten, so hoch und so düster, dass seine Elfenaugen sie kaum von dem dunklen Himmel zu unterscheiden vermochten. Neben ihm wechselten die Übrigen besorgte Blicke.
    Lilian war das, was die Menschen einen Jongleur oder Schwebekünstler nannten (so bezeichneten sie zumindest seine übernatürliche Fähigkeit, sich über die Gesetze der Schwerkraft hinwegzusetzen), aber diesmal stand er vor einer schier unlösbaren Aufgabe ... Er hätte ebenso gut versuchen können, den Himmel selbst zu erklimmen.
    Uther bemerkte das Zaudern der Gruppe, das eine Resonanz auf seine eigene Entmutigung war. Im Gegensatz zu seinen Gefährten mit den Katzenaugen sah er gar nichts, und wie alle Menschen hatte er Angst vor der nächtlichen Dunkelheit. Er hatte Angst, und er fror. Seine vom Meer durchnässten Kleider klebten ihm am Leib, feine Salzwasserbäche rannen ihm aus dem geflochtenen Haar bis auf den Rücken hinunter, und er spürte, wie sie auf seiner Haut zu Eis wurden und ihn wie ein Halseisen aus gefrorenem Wasser umschlossen. Solange sie gerannt, geschwommen und geklettert waren, war ihm die Kälte erträglich erschienen, doch jetzt spürte er, wie er fahl wurde unter ihrem eisigen Griff, und sie kroch ihm bis ins Mark. Jeder Atemzug war eine Qual und ließ den Schmerz in seiner beim Angriff aufgeschlitzten Lunge und seinen gebrochenen Rippen erneut aufflackern. Die Elfen wandten sich zu ihm um und lauerten auf einen Befehl, auf ein Zeichen, doch er war unfähig, auch nur die kleinste Geste zu machen, den geringsten Gedanken zu fassen oder das mindeste Wort zu sagen, so heftig wurde er von Schaudern geschüttelt.
    Angstoder Kälteschaudern.
    Das Meer war glücklicherweise ruhig bei Ebbe, diese Ruhe gereichte ihnen nun, da sie zum Angriff übergehen wollten, allerdings zum Nachteil. Denn die schwache Brandung reichte nicht aus, um die Geräusche in der Festung oben zu übertönen das Klirren der Waffen oder Bratspieße, das Lachen, Schnarchen, das Grölen der Betrunkenen -, was bedeutete, dass die Wachen dort oben auf dem Wehrgang sie umgekehrt ebenfalls beim geringsten falschen Tritt hören würden. Hoch über ihren Köpfen flackerte die orangefarbene Flamme einer Fackel im Wind, die von einem ruhig ausschreitenden und vermutlich in Pelze eingehüllten Wachtposten getragen wurde. Lilian brauchte nur bei seiner Kletterpartie abzustürzen (und angesichts der rutschigen Steine war dies mehr als wahrscheinlich), ja, es genügte, dass es ihm nicht gelang, die Wache bei seiner Ankunft dort oben zu töten, oder selbst, dass einer von ihnen nieste und ihr abenteuerliches Unterfangen wäre auf der Stelle beendet.
    Es war purer Wahnsinn. Eine prahlerische Herausforderung, hingeschleudert im Schein eines Lagerfeuers. Wozu nahm er solch ein Risiko auf sich, wo er doch kaum von seinen Verletzungen genesen war und es genügt hätte, ein paar Tage zu warten, bis die Armee in Tintagel eintraf? Bereits die Truppen von Léo de Grand hätten völlig allein die Festung belagern und Gorlois zur Kapitulation zwingen können. Der Hass Carmelides gegen den Mann, der ihn hatte ermorden wollen, war stark genug, um diese als unbezwinglich verschrienen Burgmauern niederzureißen ... Selbst wenn es dem Elfen gelang, sich bis zu dem vorgekragten hölzernen Wehrgang oben auf den Zinnen hochzuziehen, ins Innere hineinzugleiten und ihnen das Seil zuzuwerfen, das er um seinen Oberkörper geschlungen hatte, würden sie es niemals schaffen, bis zu Gorlois vorzudringen, ohne Alarm auszulösen. Es war ausgeschlossen, dass sie das Schwert fanden. Und zudem würden sie niemals wieder lebendig dort herauskommen.
    Uther tastete sich bis zu dem Kletterer vor und berührte ihn am Arm, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch in dem Moment, als er zu sprechen anhob, breitete sich in seinem Innern eine heiße Woge aus, die aus den Tiefen seiner Eingeweide emporstieg, und es war Lliane, die durch seinen Mund sprach.
    »Nethan faeryId, LAlian ... Geh ohne Furcht.«
    Uther fuhr erschrocken hoch, aber der Elf lächelte ihn freudig an. Im Übrigen lächelten all die anderen ebenfalls: Kevin, der Bogenschütze mit den silbernen Pfeilen, Dorian, der Bruder der Königin persönlich, und ihre Kameraden. Der Pendragon war wieder unter ihnen, und diese

Weitere Kostenlose Bücher