Fette Vögel gehen öfter fremd
ist folglich nur ein Nebenprodukt, das sich bei verschiedensten Auswahl- und Wahrnehmungsaufgaben herausgebildet hat. Geschmack folgt bekannten Regeln, die weitgehend unabhängig von der jeweiligen Aufgabenstellung sind; etwa bei Entscheidungen, die bei der Nahrungssuche oder der Gefahrenabwehr getroffen werden müssen. Diese Behauptung wurde bereits bei Beo-Vögeln getestet, denen man Bilder von Pfauen vorlegte. Dabei pickten die Vögel bei entsprechenden Tests häufiger auf das Bild des Pfaus mit dem prächtigsten Schwanz – einem Schönheitsmerkmal.
Die Wissenschaftler verglichen menschliche Schönheitsvorlieben in Bezug auf Gesichter mit denen, die Vögel im Laufe des Experiments entwickelten. Die Versuchstiere waren sechs Hühner, vier davon weiblich. Die Hühner waren in Sachen Forschung schon alte Veteranen, sie waren mit experimentellen Aufbauten vertraut und wussten, wie sie sich zu verhalten hatten. Bei diesem Experiment mussten sie mit dem Schnabel nach visuellen Reizen auf einem Computerbildschirm picken. Neu war für sie aber die Aufgabe, sich zwischen menschlichen Gesichtern zu entscheiden.
Man zeigte ihnen die Bilder von sieben menschlichen Gesichtern, die in zufälliger Reihenfolge auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm präsentiert wurden. Hennen wurden für das Picken auf männliche Gesichter belohnt, Hähne beim Picken auf weibliche Gesichter. So konnte man eine Hackordnung der Schönheit erstellen, denn die Hühner pickten trotz gleicher Belohnung nicht gleich häufig auf die Antlitze.
An der Studie nahmen außerdem vierzehn Studierende der Biologie teil, darunter sieben Frauen. Die durchschnittliche Pickrate der Hühner pro Bild wurde nun mit der menschlichen Schönheitsbewertung der gleichen Gesichter verglichen. Die Probanden mussten die Köpfe in zufälliger Reihenfolge und auf einer Skala von null bis zehn nach dem eigenen Schönheitsempfinden bewerten.
Das Resultat: Menschen und Hühner verhalten sich bei der Beurteilung von Schönheit ähnlich. Das Verhalten war sogar nahezu identisch. Es ist jedoch nicht klar, ob Menschen und Hühner die Bilder in gleicher Weise verarbeiten, sondern nur, dass es in diesem Fall einen allgemeinen Mechanismus zur Bewertung von Gesichtern zu geben scheint. Demnach ließe sich die Jury der populären Castingshow Germany’s next Topmodel durchaus durch intelligent aussehende Hühner ersetzen. Die hätten sicher auch bei jedem Kandidaten etwas zu gackern.
Quelle: Ghirlanda, Stefano/Jansson, Liselotte/Enquist, Magnus (2001): Chickens prefer beautiful humans, in: Human Nature , Nr. 13, S. 383–389.
Die Studie, die zeigt, dass auch junge Ratten Komatrinker sind
Es ist ja immer wieder gern in den Schlagzeilen: der unter Jugendlichen grassierende schrankenlose Alkoholkonsum. Auch dies ist ein dankbares Feld für die Forschung. Und um Licht ins Dunkel zu bringen, durften Ratten ordentlich tief ins Glas schauen.
Um Aussagen über extremes Trinkverhalten machen zu können, verglich man den Bier- und Wasserkonsum verschieden alter Ratten. Dabei kam eine Rattenart zum Einsatz, die weltweit für die verschiedensten Untersuchungen benutzt wird. Vollrauschsaufen gehört zu den eher angenehmeren Tätigkeiten von Laborratten und hilft ihnen vielleicht auch beim Vergessen. Aber zurück zu uns Menschen: Jugendliche sind leichter als Erwachsene für Binge-Drinking, neudeutsch für Trinkgelage, zu begeistern. Zugleich sind sie auch stärker gefährdet durch die langfristige Veränderung des Gehirns, die der hemmungslose Alkoholkonsum nach sich zieht. Um dieses Risiko abschätzen zu können, benötigt man Stellvertreter, die ebenfalls ein solches Binge-Drinking-Verhalten zeigen. Anhand der Tiere lassen sich dann leicht Hinweise zu den Ursachen und Effekten des extremen Alkoholgenusses auf die menschliche Gesundheit ableiten – ohne dafür menschliche Probanden ständig alkoholisieren zu müssen.
Im Zuge des Rattenexperiments wurden die beiden Versuchsgruppen über einen speziellen Apparat mit Flüssigkeit versorgt. Dabei handelte es sich um einen Trinkspender, der Flüssigkeit nur dann abgibt, wenn die Ratte einen entsprechenden Sensor beleckt. Der einen Gruppe gewährte man nur jeden dritten Tag einen zweistündigen Zugriff auf Bier, der anderen zwei Stunden täglich.
Das Ergebnis: Bezogen auf das Körpergewicht tranken junge Ratten durchschnittlich mehr Bier als erwachsene Tiere. Junge Ratten mit eingeschränktem Zugang zu Bier tranken stets mehr als ihre
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