Fette Vögel gehen öfter fremd
morgen noch kraftvoll …
Quelle: Pelsang, Retta E./Rao, Satish S. C./Welcher, Kimberly (1999): FECOM : A new artificial stool for evaluating defecation, in: The American Journal of Gastroenterology , Nr. 94, S. 183–186.
Die Studie, die zeigt, dass auch Mumien das Recht auf Patientenverfügungen haben
Für lebende Personen ist es längst Normalität, jedoch nicht für Mumien – der Schutz der Privatsphäre. Wir profitieren heute von strengen Regeln der Patientenprivatsphäre, die sicherstellen, dass pikante medizinische Details nicht in die Öffentlichkeit getragen werden. Bei so mancher Diagnose stirbt man tausend Tode, würde sie nur eine weitere Person außer dem Arzt wissen. Wird aber bei nur einermumifizierten Person ein pikantes Detail diagnostiziert, dann gibt es fast zwangsläufig gleich Tausende Mitwisser. Wer den Schädigungen durch Verwesung, Zerfallsbakterien und Insekten widerstehen konnte, wird heutzutage quasi selbstverständlich das Opfer anstandsloser Angriffe der Wissenschaftskommunikation. Die funktioniert in diesem Bereich wie die Klatschpresse und macht Wissenschaft zu einer Varietéveranstaltung.
Was haben Forscher nicht schon alles herausgefunden und aufgedeckt? Anzeichen beispielsweise von Inzestfällen innerhalb von Pharaonendynastien oder hochauflösende, bloßstellende Bilder einer neu entdeckten Mumie machen gern internationale Schlagzeilen. Das voyeuristische Interesse der Öffentlichkeit im Infotainmentsektor trifft hier auf die rücksichtslose Neugier und das ungebremste Forschungsinteresse der Wissenschaftsgemeinschaft – zum Nachteil der Mumie. Sie beansprucht, so die an der hier präsentierten Studie beteiligten Wissenschaftler, einen gesonderten Status, da bei ihr die Weichteile, Proteine und auch Zellstrukturen erhalten sind. Ja, all die Kälte-, Trocken- und Giftmumien haben Rechte!
Gelehrte aus dem Bereich der Medizinethik argumentieren, dass die Mumienforschung in Sachen ethischer Standards noch erheblichen Nachholbedarf hat. Einer medizinischen Sondierung etwa, bei der schlauchförmige Instrumente in ihre Körperhöhlen eingeführt werden, hat die Mumie sicher nie zugestimmt. Es geht hier nicht nur um den Schutz des persönlichen Lebens- und Intimbereichs durch die ärztliche Schweigepflicht. Vielmehr geht es um das Fortbestehen des Persönlichkeitsschutzes auch nach dem Tod. Forscher müssen ihre wissenschaftlichen Ziele gegen die Rechte und möglichen Wünsche auch längst verstorbener Personen abwägen,so die Medizinethiker. Mumien sind folglich auch nur schutzbedürftige Schützlinge der Wissenschaft.
Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass der menschliche Körper, lebendig oder tot, Anspruch auf eine moralische Behandlung besitzt. Sie fordern deshalb eine Verschwiegenheitspflicht auch für die menschlichen Überreste aus einer Zeit, in der es noch keine modernen Diagnosemethoden gegeben hat. Ob dazu auch personenbezogene, historische Fakten gehören, wie etwa Hinweise auf politische Intrigen, Betrügereien oder Ähnliches, müssen Historiker klären. Mumien waren auch nur Menschen und als solche Auseinandersetzungen, Intrigen, sexuellen Eskapaden oder grausamen Verbrechen ausgesetzt.
In der modernen Biomedizin gibt es zahlreiche ethische Leitlinien und eine sehr starke soziokulturelle Sensibilisierung für klinische Studien. Spezielle Untersuchungen sind ohne Einwilligung des Betroffenen und die Zustimmung eines universitätsinternen Ethikrats nicht möglich.
Die moderne Mumienforschung arbeitet mit modernsten biomedizinischen Techniken. All diese Verfahren bedürfen eigentlich der Zustimmung der Mumie oder zumindest der eines Nachkommen. Gleichwohl werden diese modernen Untersuchungsmethoden routinemäßig bei historischen Leichen angewandt, wobei zumeist Gewebe zerstört wird und auch weitere schwere Eingriffe in die Privatsphäre stattfinden.
Der Verhaltenskodex des Internationalen Museumsrats enthält aber beispielsweise keine klaren Richtlinien darüber, wie genau mit sehr alten, mumifizierten Proben umzugehen ist. Daher greift die Forschung beherzt auf die zur Verfügung stehenden Methoden zurück. Andererseits ist Mumienforschung von großer wissenschaftlicher Bedeutung, da sie, wie übrigens alle Studien in diesem Buch, einen Beitrag zum Erkenntnisfortschritt leistet und unser Wissen über die Welt erweitert.
Das Recht auf Unversehrtheit ist ein elementares Recht eines jeden Menschen und soll uns auch vor Schäden durch die Forschung schützen.
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