Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
hier sehr hübsche Frauen gab. Aber das würde er Eva natürlich nie so sagen. Mit beiden Händen umklammerte er das Sixpack in seiner Hand, das sein Mitbringsel für den heutigen Abend war. Sie waren zum Essen bei den Brasseurs eingeladen, die hatten ihren Platz zwei Straßen weiter und Manni freute sich darauf. Vielleicht würde das ja ein Abend unter Kumpeln und die Frauen quatschten mal alleine. Da stieg Eva, gefolgt von einer riesigen Parfumwolke, aus dem Bus. »Sag mal, gehst du in die Oper?«, machte sich Manni lustig, aber Eva ignorierte ihn. »Paula, Anton, los jetzt! Wir sind schon spät dran!« Die Mutter öffnete das Zelt ihrer pubertierenden Brut. »Ich mag nicht mit«, nörgelte Anton, »ich bleibe hier.« »Ich auch.« Paula lag faul mit einem Buch auf der Luftmatratze. »Keine Widerrede!«, entgegnete Eva scharf. »Paula, du musst unbedingt übersetzen, wir können da nicht ohne dich hingehen!« Paula hatte keinen Bock »Da muss man schon mit euch in die Ferien fahren und sich ständig blamieren, und jetzt werde ich auch noch gezwungen, mich mit diesen Proleten aus Bordeaux zu unterhalten.« Eva ließ resigniert die Zelttür fallen und drehte sich hilfesuchend zu Manni um. Manni hatte mittlerweile ein Bierchen geöffnet und die Beine hochgelegt. »Sag mal, bist du sicher, dass das nicht falsch verstanden wird?«, fragte er seine Frau. »Was?« Eva war irritiert. »Na ja, schau dich mal an, wie du aufgebrezelt bist. Der Mann von den Brassödingsda könnte das ja schon als Anmache verstehen. Wer weiß, wie die hier ticken.« Das war zu viel für Eva. »Ihr könnt mich alle mal«, murmelte sie und verschwand im Bus. »Hey, sei doch nicht gleich beleidigt!«, rief Manni ihr hinterher. »Ich meine doch bloß, weil wir immer irgendwas falsch machen ...« »Wir?«, ertönte eine wütende Stimme aus dem Bus. »Du, Manni, du!«
Wie es dann dazu kam, dass die Fischers zehn Minuten später tatsächlich geschlossen bei den Brasseurs auf dem Campingteppich standen und das Bild einer harmonischen deutschen Urlaubsfamilie abgaben, blieb Mannis Geheimnis.
» Allô, Elisabeth «, rief Eva und winkte. » Bonsoir, Eva «, rief Elisabeth zurück. Sie ging auf Eva zu und gab ihr rechts und links ein Küsschen. » Oh, vous sentez bon! « (Oh, Sie riechen gut!) Elisabeth lächelte, Eva lächelte zurück. Jetzt war Manni an der Reihe, eine große Unsicherheit überkam ihn: Sollte er Elisabeth wirklich diese Küsschen geben oder war es doch unverfänglicher, ihr die Hand zu schütteln? Sei nicht so feige, riss er sich zusammen und entschied sich blitzschnell fürs Küsschengeben. Das machte man hier schließlich so und er wollte doch die nette Frau nicht vor den Kopf stoßen. Er beugte sich etwas ungeschickt zu Elisabeth vor, das musste schnell gehen, dachte er und näherte sich ohne Umschweife ihrem Gesicht. Doch beide bewegten sich in die gleiche Richtung und fast hätte Manni sie auf den Mund geküsst. Mannis Souveränität war dahin. Er trat die Flucht nach vorn an, nahm mit einer Hand ihr Handgelenk und mit der anderen fasste er an ihre Schulter. Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Hand, die er irgendwie zu seinem Mund gehoben hatte, und sagte ganz lässig: »Hallo Elisabeth!« Puh, das wäre erst mal geschafft. Eva hatte diese Szene nicht mitbekommen, denn sie begrüßte in Ruhe André, den Mann von Elisabeth, der ihr schon mit einem Aperitif entgegengekommen war und sie auf seine einfache, aber charmante Weise umgarnte. Und während sich Elisabeth den Kindern widmete, schaute Manni leicht eifersüchtig zu seiner Frau und diesem französischen Gockel, der ihr irgendetwas erzählte, was sie in helles, schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Na warte, dachte sich Manni.
Er näherte sich den beiden und auf einmal drehte sich André zu ihm um. » Ahh, Bonsoir, Manniiiii «, rief er erfreut und wollte den Deutschen freundschaftlich mit Küsschen begrüßen. Er beugte sich ein wenig zu Manni herunter, streckte seine rechte Wange gekonnt nach vorn und wartete einen kurzen Augenblick. Nichts passierte. Doch dann besann sich Manni, faselte was von »Pardong« und streckte André reflexartig seine Rechte hin. Dazu sagte er: »Hier, Bier!«, und warf seiner Frau einen strafenden Blick zu. Eva kapierte überhaupt nicht, was jetzt schon wieder los war. André rief erfreut: »Aahhh, deutsche Bier!« Manni fing sich wieder. »Ja, I buy in city, not here! Here no German Bier! « » No, no. « André schüttelte den Kopf. »
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