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Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
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nach vorn und drücken Sie ihre Wange zaghaft an die Ihres Gegenübers. Dabei küssen Sie aber nicht direkt die Wange, sondern nur die Luft. So behält die Geste ihre Leichtigkeit und wird nicht zu einer schmatzenden Angelegenheit. Dabei ist es besonders wichtig, dass sich die beiden Oberkörper nicht berühren. Dann wiederholen Sie das Ganze auf der anderen Seite. Voilà!
    Die Anzahl der Küsschen variiert je nach Region, im Durchschnitt sind es zwei, in Paris hin und wieder sogar vier. Auch welche Wange zuerst hingehalten wird, hängt ein wenig von der jeweiligen Region ab. Am häufigsten aber geht es mit links los, soll heißen dass die Begrüßenden einander zuerst ihre jeweils linke Wange entgegenstrecken. Die Intensität des gesamten Vorgangs ist sehr unterschiedlich, je nachdem wie nahe man sich steht. Die verbale Kommunikation wird in diesem Moment immer auf eine strikte, notwendige Floskel reduziert: » Ça va? « (Wie geht’s?) und ein » Bien, merci, et toi/vous? « (Danke gut, und selbst?) sind vollkommen ausreichend. Und antworten Sie bloß nicht ehrlich mit einem »Ach, na ja, es geht so, als ich heute Morgen aufstand, hatte ich schon das Gefühl ...« oder gar mit »Schlecht, ganz schlecht!«. Die Küsserei und die dazugehörige Frage bedeuten keinerlei Vertraulichkeit, sondern sind eine rein formale Angelegenheit, die, wenn man sie als solche annimmt, durchaus Vergnügen bereitet.

19. On prend l’apéro
    Wie Manni hungrig von seinen Gastgebern entlassen wird
    » C’est sympa, que vous soyez venus pour l’apéro « (Es ist nett, dass ihr zum Aperitif gekommen seid), sagte Elisabeth freundlich. Aha, wir sind ihnen also sympathisch, dachte sich Eva und verstand das als Kompliment. Leicht befangen antwortete sie mit einem Lächeln. »Ja, wir haben auch schon Wahnsinnshunger«, sagte Manni, aus Versehen auf Deutsch, aber der Geruch, der aus dem großen Topf kam, raubte ihm alle Sinne. Die Franzosen schauten ihn fragend an. Manni rieb sich den Bauch, um seinen Hunger anzuzeigen. »Mmh«, machte er und »mjammjamm!« Das französische Paar reagierte sofort: » Où sont les gâteaux apéritifs? « (Wo sind die Leckereien für den Aperitif?), fragte André seine Frau. Sie eilte sofort von dannen und André übernahm: » Asseyez-vous « (Setzen Sie sich), sagte er und machte eine einladende Handbewegung. Die Fischers setzten sich auf die freien Campingstühle und der französische Familienvater stellte seineKinder vor: » Antoine et Patrick. « Die beiden machten rasch und höflich die Runde und gingen von einem zum anderen und gaben Küsschen. Eva stand auf, Manni blieb sitzen. Die elfjährige Antoine hatte Mühe, um Mannis Beine herumzukommen, um sich ihm tatsächlich für ein Küsschen zu nähern. Sie wird schon weitergehen und mich mit diesem albernen Küsschenquatsch in Ruhe lassen, dachte sich Manni. Doch Antoine versuchte verzweifelt, das Ritual durchzuziehen, und schließlich erbarmte sich Manni, beugte sich nach vorne und hielt ihr seine Wange hin. Dabei verschüttete er aus Versehen sein Getränk. » Ce n’est pas grâve « (Das ist nicht schlimm), sagte Elisabeth schnell, die gerade mit einem Tablett voller Knabbereien zurückgekehrt war. » Antoine, va chercher une serviette, s’il te plâit « (Antoine, hole bitte eine Serviette), und Antoine flitzte los. » Je vous fait un autre Pastis « (Ich mache Ihnen noch einen Pastis), sagte Elisabeth und zeigte auf das Glas. » No, no, merci «, entgegnete Manni schnell. » I like German Bier, bière «, sagte er. Elisabeth nickte und kehrte kurz darauf mit einer Flasche von Mannis noch immer halbwarmem Bier zurück. Er nickte dankbar.

    Was istKir?
    Das rot gefärbte Getränk, mit dem das heitere Kennenlernen auf dem Campingplatz schließlich doch noch besiegelt wurde, nennt sich Kir und ist ein in Frankreich sehr beliebter Aperitif. Benannt ist dieser Cocktail nach dem ehemaligen Bürgermeister von Dijon, Félix Kir. Er besteht zu einem Drittel aus Crème de Cassis (bevorzugt aus Dijon) und zu zwei Dritteln aus Weißwein, am besten einem Bourgogne Aligoté. Dieses Verhältnis kann selbstverständlich je nach Geschmack variiert werden. Außerdem gibt es noch den Kir Breton, die bretonische Variante, mit Crème de Cassis und Cidre. Sehr gern getrunken wird auch Kir Crémant, Crème de Cassis mit Crémant, dem »französischen Sekt« (mehr zum Crémant im Infokasten »Champagner« in Kapitel 31) und natürlich die bekannteste Variante: Kir Royale.

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