Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
mussten dringend. Das WC war für den gemeinen Deutschen ein Ort der Ruhe und Gemütlichkeit, auf so einer Parkplatztoilette musste man natürlich Abstriche machen. Doch was die beiden hier vorfanden, überstieg ihre Vorstellungskraft. »Da ist ja gar keine Toilette«, wunderte sich Eva. Paula hatte das schon einmal erlebt. »Man muss im Stehen pinkeln und die Füße auf die weißen Vorrichtungen stellen«, erklärte sie ihrer Mutter die »türkische Toilette«. Eva war nicht gerade begeistert. »Du musst ziemlich in die Hocke gehen und gut zielen, sonst spritzt das wieder hoch«, erklärte Paula, noch während sie die Tür hinter sich schloss. »Na toll, das ist ja die reinste Akrobatik«, beschwerte sich Eva auf der anderen Seite der Wand. Paula musste grinsen. Tja, Mama, so sehen Abenteuer aus, dachte sie sich. »Gibt’s bei dir Klopapier?«, rief sie zu ihrer Mutter hinüber, da hörte sie einen lauten Schrei, gefolgt von einem »Igitt!«. Jetzt wäre Paula fast selbst ausgerutscht. Als sie aus ihrer Toilette schaute, kam ihr schon ihre Mutter entgegen. Sie war von den Füßen aufwärts bis zu den Knien pitschnass. »Diese Spülung ist einfach angegangen, obwohl ich noch gar nicht ...«. »Ist doch nur Wasser«, versuchte Paula sie zu beruhigen. »Wer weiß, wenn die schon solche Toiletten haben, womit die dann spülen!« Eva war total aufgelöst. »Ich bin klitschnass!« Paula durchsuchte die Toiletten nach Papier, ohne Erfolg. Am Waschbecken gab es nur Heißluftautomaten. »Du könntest deine Hose ausziehen und hier trocknen«, schlug Paula vor. Doch die Waschbecken waren für Männer und Frauen gleichermaßen und nicht wirklich blickgeschützt. Eva schüttelte entschieden den Kopf: »Ich zieh mich doch nicht einfach so auf einer Autobahntoilette aus! Am Ende bekomme ich eine Anzeige wegen versuchter Prostitution«, schimpfte sie. Paula musste sich schwer zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Da hörte man auch schon die Hupe vom Campingbus. Manni war ungeduldig. Eva ging wütend auf das Auto zu, Paula folgte ihr. »Schau dir mal diese Sauerei an«, schimpfte Eva, kaum hatte sie die Tür geöffnet. Manni sah nichts. »Na hier, ich bin klitschnass!« Anton konnte sich hinten ein Lachen nicht verkneifen und die beiden Geschwister hielten sich eine Decke vors Gesicht, um nicht loszuprusten. »Ich muss dringend auf eine Raststätte. So fahre ich bestimmt nicht den ganzen Weg!« »Aber es ist doch Sommer, das trocknet doch sofort wieder«, entgegnete Manni pragmatisch. »Ja, meinst du, ich bin überhaupt noch dazu gekommen, mein Geschäft zu verrichten, nachdem diese Fußklospülung da einfach angegangen ist?« Manni schaute sie irritiert an. »Fußklospülung? Hab ich was verpasst?« Paula und Anton konnten sich vor Lachen nicht mehr halten. »Ha, Manni, das hast du! Du hast wirklich was verpasst, geh doch auch mal aufs Klo, bitte!« Eva war auf Hundertachtzig. »Nee, danke. Ich fahr dich zu deiner Raststätte«, erwiderte er geschlagen.
Nach vierzig Kilometern kam sie endlich. Die Familie stieg aus, allen voran Eva. Wortlos eierte sie zur Tankstelle und folgte dem Toilettenschild. Dann stand sie vor einer einzigen Toilette und die war verschlossen. Empört wandte sie sich ans Personal hinter der Kasse: » Toilet women? « » Oui, oui. « Man zeigte auf das Schild. Eva wartete. Sie pochte genervt an die Tür. Anton kaufte sich Chips, Paula eine Zeitschrift, Manni schaute sich bei den Straßenkarten um. Eva hämmerte jetzt an die Tür: »Hallo?!« Die Familie war schon wieder ins Auto gestiegen, als die Tür endlich aufging und sich ein überdimensional großer und breiter Mann herauszwängte, eine enorme Stinkwolke hinter sich zurücklassend. » Excusez-moi, Madame «, sagte er abwesend und schob Eva ein wenig zur Seite. » Toilet women? «, fragte sie erneut. Der Mann schaute sie fragend an. » No, no toilet women «, antwortete er dann. Eva hätte jetzt am liebsten losgebrüllt. Hier gab es nur eine einzige Toilette und das war die Männertoilette! Warum hatten denn die Frauen hinter der Kasse einfach gelogen? Wahrscheinlich war ihnen das, im wahrsten Sinne des Wortes, »scheißegal«. Na, ihr könnt mich alle mal, dachte sie sich, warf noch einen Blick zurück – niemand schaute – und verschwand auf der Herrentoilette. Das war wirklich eine dreckige Angelegenheit. Bremsspuren in der Schüssel, die Klobrille nass und dreckig, das Toilettenpapier lag in Fetzen auf dem feuchten Boden verteilt. Doch Eva war
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