Feucht
entzündeter Tintenfischarm, lang und schlenkerig und dabei so rot wie Korallen. Und dann diese Schamhaarfrisuren, borstige holzwolleähnliche Wuschel, kleine Pudellöckchen bis zum Bauchnabel, blonde Flusen, die wie die Frisur von Barney Geröllheimer über dem Dödel zotteln und auf den Oberschenkeln weiterwachsen, drei Handbreit Steinzeit, die sich da um das Gemächt herum bewahrt und sich bisher jeder Art von Evolution erfolgreich widersetzt haben. Und weil Männer so etwas nicht gerne hören, grüße ich also immer freundlich, wenn ich mich in so eine Blockhütte hineintaste. Blöderweise sagt nicht immer jeder etwas.
Diesmal dachte ich wieder, ich wäre alleine, bis ich dann aus der gegenüberliegenden Ecke ein heiseres Geröchel hörte. Ich kann beim besten Willen nicht drei Meter weit im Halbdunkel gucken, also verhielt ich mich ruhig und saß aufrecht. Dann kam es wieder. Ein heiseres Ächzen, eine Mischimg aus Kreislaufkollaps und sexueller Belästigung. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, und stöhnte irgendwann einfach zurück. Ein ersticktes errrggh aus seiner Ecke, ein hhhpffff aus meiner. Das ging so eine ganze Weile. Auch eine Art von Kommunikation, aber doch etwas langweilig auf die Dauer, und ich wickelte mein Handtuch um mich und ging nach draußen, wo es ein großes Schwimmbecken mit kaltem Wasser und jede Menge Sauerstoff gab. Mittlerweile hatte der Regen der ersten beiden Tage aufgehört, und es war richtig heiß geworden.
Das Tolle an Saunabereichen, wenn man sie vormittags besucht, ist: keine Kinder. Nicht, dass ich etwas gegen Kinder habe; solange sie den Mund halten und eine Plexiglasscheibe oder ein Zaun zwischen ihnen und mir ist, finde ich sie ganz prima. Ich leihe mir manchmal sogar das Kind meiner Schwester aus, um mir die neuen Disneyweihnachtsfilme ansehen zu können, ohne einen völlig infantilen Eindruck zu machen, aber in der Sauna habe ich gerne meine Ruhe. Da möchte ich wogendes, leise seufzendes Fleisch um mich haben und fremde Problemzonen beobachten. Ich war immer schon eine Spannerin, ich schaffe es einfach nicht, diskret wegzusehen, wenn jemand an mir vorbeigeht oder sich auf der Liege neben mir räkelt. Immer muss ich starren, bewundern, vergleichen.
Mein Süßer hat mal bemerkt, ich sei die einzige Frau in seinem Leben (und er hatte viele, wenn man ihm glaubt, allerdings alle aus Pinneberg und Waltrop, und ob das zählt, weiß ich nicht), die sich durch das Kaltschwimmbecken in der Sauna erregt fühle. Und es stimmt. Ich komme überhitzt aus so einem heiser stöhnenden Blockhaus, fest in mein Handtuch gewickelt, denn wenn ich auch gerne gucke, exhibitionistisch bin ich eher weniger. Es sei denn, ich erwische unseren siebzigjährigen Hausmeister dabei, wie er mir mit dem Fernrohr im Badezimmer zusieht, da macht es mir nichts, dabei fühle ich mich sogar gut, weil ich mal irgendwo gelesen habe, dass jeder Orgasmus das Leben verlängert, also vollbringe ich sogar einen karitativen Dienst der Nächstenliebe, wenn ich mir vor seinen greisigen Augen den Puschel rasiere. Aber in öffentlichen Saunen bin ich diskreter.
Ich wickelte mich also erst aus dem Handtuch, als ich schon mit den Füßen im Wasser stand, und ging dann nackt zügig ins kalte Wasser. Nackt schwimmen ist herrlich. Nackt in kaltem Wasser schwimmen, wenn man aus der Sauna kommt, ist orgiastisch. Ich stehe bis zum Schamhaar im Wasser und sehe an mir herunter und stelle die Füße einen Schritt weiter auseinander, jeden weiteren Schritt ins Wasser trete ich breiter, sodass das Wasser durch meine Spalte strömt und ich mir vorstelle, wie es zischt, wenn es mich innen abkühlt. Ich warte immer einen kurzen Moment, wenn das Wasser meine Brüste berührt, denn da ist der Schock am härtesten. Kaum, dass das Wasser an die Nippel kommt, ziehen sie sich hart zusammen, und dann gehe ich noch einen Schritt tiefer, sodass die Brüste wie zwei geflutete runde, weiße Inseln auf dem Wasser schwimmen, meistens muss ich dann an das Lied mit der Insel und den zwei Bergen denken, und ich summe es rhythmisch vor mich hin und habe augenblicklich gute Laune. Ich schwamm einige Runden, dann suchte ich mir eine Liege und faulbärte ein Weilchen.
Hast du schon mal genau in eine Frau hineingesehen? Ich habe ja nicht oft die Gelegenheit, unbemerkt zu spannen, aber in Oeynhausen entdeckte ich eine Methode, die ziemlich ungefährlich ist: Lesen. Ich hatte mir einen Kulinarienknigge gekauft, der mich belehrte, wie man
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