Feucht
wieder und hauchte, ich möge mich jetzt auf den Bauch drehen und die Augen schließen. Das tat ich.
Mein Gesicht lag abgewandt von ihr, deshalb konnte ich nicht unauffällig linsen, als ich hörte, wie sie ihre Kleidung auszog. Davon hatte Isolde auch nichts erzählt. Die Handballen der Fee pressten sich auf meinen Rücken, und ich versuchte, mich komatös zu entspannen, aber es ging einfach nicht. War sie nun nackt oder nicht? Und wenn, wieso? Also, ich hab nichts gegen Frauen, auf der Uni habe ich mehr Puschel im Bett gehabt als Schniepel, und wäre mein Süßer nicht so überaus süß, wäre ich auch heute noch nicht abgeneigt. Aber das hier war etwas anderes. Ich würde dafür bezahlen. Ich erwartete etwas Medizinisches, etwas gegen meine Verspannungen, eine Dienstleistung, ganz sicher keinen Sex. Hätte ich mir die Situation im Hotelzimmer ausgemalt, wäre ich bestimmt hundsrattig geworden, aber so war ich eher sauertöpfisch, weil ich unter anderen Voraussetzungen gekommen war, und mir die Situation peinlich wurde. Ich versuchte, wenn mich ihr Körper streifte, herauszufinden, ob sie noch etwas anhatte oder nicht, aber alles, was ich fühlte, war eindeutig nackt. Und gucken konnte ich nicht, sie hätte sofort gewusst, wieso ich nachsah, und ich wollte mir keine Blöße geben. Schultern, Hüfte, linker Arm, Hand, Bein, rechtes Bein, Arm, Hand. Umdrehen.
Jetzt konnte ich endlich unauffällig die Augen öffnen und sah, dass sie unter ihrem T-Shirt noch einen Body trug, also keine Anstalten machen würde, über mich herzufallen. Ich schimpfte mich verklemmt und hysterisch und hoffte, die Sitzung würde bald vorbei sein. Möglich, dass sich Isolde dabei entspannen konnte, ich jedenfalls nicht.
Als die Fee Gesicht und Schädel massiert hatte, rief sie plötzlich so donnernd, dass ich mich eiskalt erschreckte: «Energien des Wassers und der Luft, Kräfte der Erde und des Feuers, strömt herbei und heilt die Psyche von Caro!» Wieso meine Psyche? Da hatte mich die Fee eine Viertelstunde lang nach Lieblingsgeschmack und Ähnlichem gefragt und prompt diagnostiziert, ich hätte einen Dachschaden? Na prima. Ich kochte, blieb aber mit geschlossenen Augen liegen, das hatte mir Isolde so erklärt, und wartete darauf, mich wieder anziehen und zurück in die Zivilisation zu können.
Isoldes Shiatsu-Masseurin zu Hause kannte ich sogar, das war eine ganz bodenständige Frau mit real existierendem Physiotherapeutinnen-Praxisbetrieb und Familie, die hatte keine Zeit, morgens indisch singend das Karma ums Haus zu tragen oder dem Gemüse im Bioladen über den Strunk zu streicheln und nach den pädagogischen Qualitäten seines Erntehelfers zu fragen. Die stellte ihre Schränke dahin, wo sie hinpassten, und nicht mitten in den Raum, weil das Feng shui es so will.
Ich öffnete die Augen, streckte mich demonstrativ und wollte schon aufstehen. Dass das nicht so einfach gehen würde, hatte ich mir ja fast gedacht, erst musste ich mir noch anhören, wie es mir ging. «Du bist jetzt sehr entspannt», säuselte die Fee, «aber du musst dich mehr öffnen, du bist eine Person mit wenig Eigeninitiative und hast auch einige sexuelle Störungen.»
Na vielen Dank, jetzt bin ich gleich reif für die nächste Entspannung, und zwar an einem Ort, von dem ich im Vorhinein weiß, dass da alle nackt sind. Stress hatte ich erst mal genug.
Warst du schon mal ohne Brille in der Sauna? Also, ich bin ja echt blind, Maulwurf des Jahres. Und dann ist es da auch immer so schummrig, da sehe ich dann erst recht nichts. Ins Dampfbad gehe ich schon gar nicht mehr, nachdem ich einmal über eine Stufe gestolpert und auf einen dicken Saudi-Araber gefallen bin, der das für eine europäische Variante der Kontaktaufnahme hielt und gleich zur massiven Balzphase überging. Und in diesen Blockhütten habe ich schon zigmal einen leeren Raum gegrüßt, wenn ich reinkomme, weil ich nicht sehen kann, ob da jemand in den Ecken sitzt.
Aber immer noch besser als mein allererster Auftritt in einer Sauna, wo ich reinkam und vor mich hinmurmelte, was manche Männer doch für komische Schniepelformen haben, und ich erst bemerkte, dass ich nicht alleine war, als einige Männer peinlich berührt ihr Handtuch über ihr Gemächt drapierten. Aber ehrlich: Manche Männer haben komische Schniepelformen. Wie Tannenzapfen, in der Mitte dick und gestaucht und an den Enden dünn wie ein kalorienreduziertes Putenwürstchen. Auch die Farbe stimmt. Oder die, die aussehen wie ein
Weitere Kostenlose Bücher