Feucht
gehofft hatte. Jetzt kam die Phase drei: Unglaubliches eröffnen und auf eine ganz andere Art halten.
Eine der Einkaufstaschen lag noch prall und schimmernd auf ihrem Schminktisch im Schlafzimmer. Sie öffnete die Lasche und betrachtete ihre Einkäufe: dunkelsilbrige Spitze und auberginefarbene Seide. Darunter in einem Schuhkarton Lackpumps mit hohen Absätzen, mit wirklich hohen Absätzen. Sie breitete alles auf einer Kommode aus, klappte ihr Bügelbrett auf und begann, ihren Trenchcoat zu bügeln. Sie trug ihn fast knöchellang und eine Nummer zu groß, und das war gut so, denn immerhin wollte sie auf dem Weg zu seiner Wohnung nicht irgendeinem Taxifahrer eine Gratisshow liefern, und mit diesem Mantel würde niemand bemerken, was sie darunter trug, dass sie nämlich nichts darunter trug, nur die neue, sündhaft teure Wäsche, die ihre wogenden, üppigen Formen kaum bedeckte. Rose schminkte und frisierte sich genauso wie im Kaufhaus, zu viele Veränderungen waren nicht gut, das verkrafteten Männer nicht. Sie streifte die langen Strümpfe über, schnürte sich in das dunkle Korsett, legte sich einen breiten Schal aus Gaze um die Schultern und fuhr zu Mettmanns Wohnimg.
Der hatte sich eine Küchenschürze umgebunden, auf der stand «Der Chef kocht persönlich», aber in der Hand hielt er keinen Kochlöffel, sondern ein Handy, als er die Tür öffnete. Er lächelte, als er Rose sah, winkte sie mit kleinen hektischen Bewegungen in die Wohnung und telefonierte dabei auf Italienisch. Rose sah das mit Wohlwollen, zweisprachig also, mindestens, nun ja, «wahrscheinlich», dachte sie, «hat er auch oft in Italien zu tun, Mailand vielleicht», und sie sah sich in Gedanken schon durch Dutzende italienische Schuhgeschäfte bummeln. Als Mettmann aber auch nach einigen Minuten noch nicht aufhörte zu telefonieren, wurde sie langsam ungeduldig. Sie stand vor ihm in der hell erleuchteten Diele (mit einem Blick hatte Rose die teuren Designerleuchten taxiert, die überall herumstanden) und sah ihm zu, wie er «pronto pronto» in den Hörer raunzte. Langsam und ohne ihn aus den Augen zu lassen, öffnete sie den Gürtel des Trenchs. Mettmann nickte auffordernd und zeigte auf die Garderobe direkt neben Rose. Aber Rose interessierte die Garderobe nicht. Der Gürtel war aufgeknotet, jetzt waren die Knöpfe an der Reihe, einer nach dem anderen. Mettmann lächelte sie an und zuckte bedauernd mit den Schultern, machte aber keine Anstalten, das Gespräch zu beenden. Rose war beim untersten Knopf angelangt, richtete sich wieder auf und zog in Zeitlupe die beiden Seiten des Mantels auseinander.
Ausladend und stolz wie eine Galionsfigur stand sie vor ihm, die kräftigen Beine in glitzernden schwarzen Strümpfen, darüber ein durchsichtiges auberginefarbenes Knickerbockerhöschen, unter dem sie gar nichts mehr trug als hennarot gefärbtes feuchtes Gekräusel, dann das Korsett, das ihre Taille schmaler schnürte und dadurch die Hüften und den weißen, wogenden Busen umso üppiger hervorquellen ließ. Mettmann lächelte nicht mehr. Seine Kinnlade war heruntergefallen, und als er sie auch .nach einer halben Minute nicht wieder schloss, befürchtete Rose schon eine Kiefersperre. Sie ließ den Trench über die Schultern gleiten und hielt ihn mit den angewinkelten Armen fest. Der schwarze Gazeschleier auf ihren Schultern wirkte verheerend, durch die Transparenz des Stoffes sah sie noch viel nackter aus, als sie ohnehin schon war. Mettmann sortierte seine Backenzähne aufeinander und lächelte dann so breit, als müsste er eine Banane quer hineinschieben. Er beendete das Telefonat augenblicklich. «Na also», flüsterte Rose, «es geht doch.»
Mettmann setzte zum Sprung an, aber Rose hielt ihn mit einer energischen Geste ab,« nicht anfassen!», wisperte sie gebieterisch. Mettmann, der ohnehin nur noch über die Hälfte des Blutes im Gehirn verfügte, sah sie irritiert an, und Rose hob ihre Hand und zählte an den weißen, prallen Fingern ab, wie sie sich den Abend vorstellte.
«Erstens: Sie dürfen mich ansehen, aber nicht berühren, auch nicht rein zufällig oder an unverfänglichen Stellen. Zweitens: Sie sind den ganzen Abend voll bekleidet. Drittens: Sie fassen sich auch nicht selber an. Viertens: Auch ich fasse Sie nicht an. Und fünftens: Wir können aber darüber reden, was wir tun könnten oder möchten, und da gibt es dann keine Verbote.» Mettmann brauchte eine Weile, bis er es geschluckt hatte, aber dann nickte er und seine Augen
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