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Feucht

Feucht

Titel: Feucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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gefalteten Hände aufgestützt und stöhnte. «Wollen Sie mich nicht vorstellen?», fragte Rose spitz. «Das ist mein Sohn», stöhnte
    Mettmann, « aber ich nenne ihn einfach Termite, weil er alles, aber auch absolut alles auffrisst, was hier in der Wohnung zu finden ist. Normalerweise ist er ja im Internat, aber was soll ich machen in den Ferien?» Rose erwartete, dass die Termite verlegen werden und sich schnell hinausschieben würde, schleichend mit dem Beckenknochen voran, anscheinend war das seine natürliche Fortbewegungsart.
    Aber stattdessen setzte er sich zu Rose und Mettmann an den Tisch, griff sich Mettmanns Teller und seine Gabel und schaufelte sich die Reste auf den Teller. Und auch hier zeigte er ganz eigene Bewegungen, er kaute das Essen nicht, sondern schob sich die hochbeladene Gabel einfach einmal links und danach rechts in die Backentaschen, wenig später zuckte dann der Adamsapfel am dünnen Hals, dann öffnete sich der Schlund wieder und neues Essen wurde hineingeschoben. «Erstaunlich, was junge Männer so vertilgen können», bemerkte Rose spitz, während sie sich den Mantel anzog und über dem Busen zusammenhielt, und die Termite nickte grinsend und kratzte die letzten Reste vom Teller. Auch die Dekoration verschlang er, dann lehnte er sich zurück und strich sich genüsslich über den Schlumpf auf seinem Bauch und zupfte an seinem Ziegenbärtchen. «Es ist uncool», sagte Rose fast mütterlich, «an dem ersten Bärtchen herumzuzupfen, das ist so, wie wenn Frauen sich ständig am Piercingring im Bauchnabel herumfummeln, es ist nur cool, wenn man es trägt, als sei es gar nicht da.» Die Termite nahm ihr diese Zurechtweisung nicht übel, er dachte eine Weile über ihren Kommentar nach und nickte dann lächelnd. «Arbeitest du bei ihm?», fragte er Rose und zeigte in Richtung seines Vaters. Rose schüttelte den Kopf. «Ich arbeite für eine Fernsehredaktion, ich recherchiere Drehorte.»
    «Das heißt, du zeigst dem Kameramann, wo sich wer erhängt hat, und dann zeigst du ihm die Tante von dem Nachbarn des Hauses, wo sich wer erhängt hat.» Rose wurde rot und nickte. Sie konterte: «Und haben Sie sich schon beruflich orientiert?» Die Termite lutschte genüsslich am Griff eines Messers herum. «Ich hab mal ein Praktikum gemacht in der Milchverarbeitung. Aber Mann, echt, der Gestank, unerträglich. Vor allem da, wo die Wagen gewaschen werden, die vom Melken kommen, das ist wegen der Chemikalien. Ich hab da aber innen an so einer Maschine gestanden, aus der den ganzen Tag Milch in die Tüten schoss, Hunderte von Litern», er beugte sich vor und fixierte Rose, «und ich hab die ganze Zeit gedacht, dass in den riesigen Edelstahlcontainern Frauen mit riesigen Brüsten sitzen. Die sitzen einfach da mit steinharten Nippeln und an ihren weißen, ballongroßen Brüsten sind Saugmaschinen angeschlossen. Oben ein Trichter aus weichem Gummi und dann Schläuche, durch die die Milch fließt. Mann, echt, dieses Bild bin ich nicht losgeworden. Überall, dachte ich, sitzen hier Frauen um dich rum, und die Busen wackeln und die Noppen um die Brustwarzen werden ganz hart, wenn der Saugeffekt der Maschinen anfängt. Und ich hab gedacht, die warten bestimmt doch noch darauf, dass ich mal in die Maschinen komme, während der Vakuumeffekt ihnen die Milch abpumpt, und es ihnen so richtig nett mache. Und ich habe gedacht, die schmecken bestimmt auch noch woanders nach Milch, nicht nur an den Titten, aber an all die feuchtwarmen, milchschmeckenden Muschis durfte ich dann gar nicht denken, da konnte ich mich dann überhaupt nicht mehr auf die Tüten konzentrieren.» «Er ist rausgeflogen, weil er sich mitten im Milchwerk einen runtergeholt hat», unterbrach Mettmann, dem es gar nicht passte, dass Rose schon eine ganze Weile kieksend vor sich hinblubberte und jeden Moment anfangen würde, schallend zu lachen.
    Sie notierte sich im Kopf, dass sie imbedingt den Kannibalen von dieser Story erzählen musste, vielleicht kam so etwas in Milchwerken ja öfter vor, mit Sicherheit gab es da irgendwo einen Fall von einer geschwängerten Milchfachfrau, den man groß rausbringen konnte.
    Sie sah Mettmann an, wie er zornig und speichelsprühend seine teure Designerbrille immer wieder auf- und absetzte und seinen Sohn anfauchte, er solle sich vom Acker machen und sein verkorkstes Leben, auf das er auch noch stolz sei, in seinem Zimmer fortführen. Er duckte seinen Kopf, wenn er einen neuen Satz anfing, und grub sich dann mit

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