Feuchtes Verlangen - Wie alles begann
drohte, nach oben geblasen zu werden. Dass sie auch keinen BH trug, war das kleinere Problem. Sie hielt den Saum mit einer Hand fest, während sie mit der anderen Hand die Zapfpistole in den Aufnahmestutzen fummelte. Ähnlich umständlich gestaltete sich der Fußweg zur Kasse. Sie wollte ihr neues Leben nicht als Flitzer auf einer öffentlichen Tankstelle beginnen. Doch es reizte sie, nur dieses eine Kleidungsstück anzuhaben, und es fühlte sich toll an, unten herum frei zu sein. Sie war frei, in sich aufzunehmen, was – und wen – sie wollte.
Zwischen Egestorf und Toppenstedt geriet Lina in einen Stau. Die Ereignisse der letzten Tage kochten hoch. Da saß sie, irgendwo im Nirgendwo, auf der verzweifelten Suche nach sich selbst. Hinter ihr war nur verbrannte Erde: Ein toter Ehemann, davongelaufene Freunde, missgünstige Verwandte, Sandro, den sie so falsch beurteilt hatte, das Anwesen, das ihr schon bald nicht mehr gehören sollte.
Doch Lina war stark. Aufzugeben wäre nie in Frage gekommen. Selbst in den dunkelsten Stunden suchte sie nach dem kleinen Licht, das einen neuen Anfang verhieß, und fand es schnell. So auch jetzt.
Sie ermahnte sich, nach vorne zu sehen. Sie war auf dem Weg nach Hamburg, einer Stadt, die für ihre Offenheit, Toleranz und das freie Leben bekannt war. Wie geschaffen für jemanden, der einen neuen Anfang wagt. Und dort wartete die süße Sandy, mit der sie »den Spaß des Jahrhunderts« haben würde. Schon in wenigen Stunden könnten sie sich wieder im Arm halten. Wie viele Männer Hamburg für sie bereithielt? Sandra würde ihr sicher den einen oder anderen vorstellen. Vielleicht ging auch ihre heiße Leckerei in die Verlängerung? Lina sehnte sich nach körperlicher Zuwendung.
Zum ersten Mal, seit Sandro sie stehen ließ, spürte sie wieder den süßen Stich in ihrem Unterleib, der sich immer einstellte, wenn sie etwas erregte.
Sie dachte an den Tag der Beerdigung zurück, der dank Sandra viel freundlicher endete, als er begann. Sie war so froh, dass sie den Mut fand, Sandy nackt zu umarmen und zu knutschen. Was folgte, war eine Offenbarung: Sex mit Partner macht Spaß!
›Mann, die Frau kann einen aber auch in Fahrt bringen!‹
Lina erinnerte sich an ihre alten Masturbationsrekorde. Ein paar Mal riskierte sie es, sich im Straßenverkehr zu befriedigen. Natürlich nur, wenn der Wagen stand, sonst hätte sie für nichts garantieren können. Und sie stand auch jetzt, im Stau. Und sie hatte kein Höschen an. Eine kleine Belohnung musste sein.
Schnell waren ihre Finger zur Stelle, und der gut bestückte, galaktische Reiter aus ihrer Fantasie galoppierte im Höchsttempo heran. Eine knappe Minute später kam Lina – ohne einen Mucks, während die Autofahrer um sie herum nur eine zierliche, neutral nach vorne sehende Frau am Steuer eines überproportional großen Wagens sahen. Sie spannte alle Muskeln ihres Körpers an, und presste die flache Hand auf ihre Scham, um den Orgasmus zu verlängern.
Der Höhepunkt war billig, austauschbar und altbekannt. Er verschaffte ihr ein wenig Zeit, in der sie an anderes denken konnte als ihre unbefriedigten körperlichen Bedürfnisse.
Vielleicht sollte sie Sandy anrufen, um ihr Kommen anzukündigen? Noch mehr katastrophal endende Überraschungen konnte sie nicht gebrauchen. Sie suchte ihr Smartphone, fand es aber nicht. Sie musste bei ihrer überhasteten Flucht vergessen haben.
Die Kolonne bewegte sich ein paar Meter vorwärts. Der Verkehrsfunk meinte, es habe sich ein Unfall ereignet, und die Aufräumarbeiten könnten noch Stunden dauern.
Zum Warten verdammt, hatten sie die trüben Gedanken schnell wieder eingeholt. Wo war ihr Lebensweg falsch abgezweigt? Als der falsche Prinz die Bühne betrat? Oder schon früher, beim Kein-Sex-vor-der-Ehe-Gelübde? War sie für das sexuelle Verhalten ihres Mannes mitverantwortlich, wie es ihr Schwiegervater – zwar diplomatisch, aber deutlich zu verstehen – andeutete? Nein, das war dumm. Sie hatte wohl einfach nur Pech gehabt und ein Schwein geheiratet.
Je mehr sie über ihre letzten Jahre nachdachte, desto klarer wurde ihr, wie sehr Markus sie nicht nur betrogen, sondern auch unterdrückt hatte. Er sperrte sein kleines Vögelchen in den goldenen Käfig. Sie durfte nicht arbeiten und ihr Freundeskreis verpuffte bald nach der Hochzeit. Frühere Bekannte neideten es ihr, in die Hohe Gesellschaft eingeheiratet zu haben – Sandra war die Ausnahme. Die Hamburger Elite hatte ihrerseits keine Freude mit Lina,
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