Feuchtes Verlangen - Wie alles begann
ist denn jetzt das Problem?«
»Also, Lina. Ich verstehe, wie du dich fühlst. Markus fehlt dir. Aber ich würde niemals eine Kundin anfassen, und schon gar nicht deine Trauer ausnützen. Ich habe Markus bei meiner Mama versprechen müssen, auf dich aufzupassen, und dich niemals anzufassen. Ich hab mich schon gewundert, warum du die Massagen immer abgebrochen hast. Aber ich wollte dich nie damit anmachen. Was denkst du denn von mir? Komm, zieh dich an!«
›Was geht das Markus an? Werde ich dieses Schwein denn niemals los?‹, wütete Lina, ohne es auszusprechen. Ob Alessandro von den Vorlieben und Eskapaden seines lieben Sandkastenfreundes wusste? Oder davon, dass der liebe Markus sie niemals befriedigen konnte, und sie in diesem Haus vergammeln ließ?
›Verdammt noch mal! Scheiß Markus! Scheiß alles!‹, dachte Lina. Sie stand nackt vor ihrem Trainer – körperlich wie geistig.
Alessandro warf Lina ein Handtuch zu und wusch sich die öligen Hände. Hätte sich in diesem Moment die Erde aufgetan, Lina wäre mit Freude gesprungen. An die Stelle ihrer Lust trat augenblicklich die Peinlichkeit, die sie zutiefst beschämte. Sie, die notgeile Witwe, wollte ihrem Personal Trainer an die Wäsche, den sie fälschlich als Italo-Lüstling eingeschätzt hatte. Der Schock kroch ihr den Rücken hoch, und sie hatte Gänsehaut. Sie war nicht weit von der Ohnmacht entfernt.
Sandro schien zwischen Wut und Mitleid hin- und hergerissen zu sein. Er schüttelte heftig den Kopf und murmelte »Pff!« und »Incredibile«.
»Oh Gott, ich weiß auch nicht, was ich gedacht habe. Bitte entschuldige tausendmal, Sandro! Ich habe gedacht...«
»Was? Dass ich ein Callboy bin, der seine Kundinnen besteigt? Ein Stronzo , ein dummer Zuchtbulle, vor dem man sich nur bücken muss, damit er zustößt?«, entrüstete er sich, erwartete jedoch keine Antwort. Er ging.
»Ciao, Lina. Tut mir leid das alles. Mach’s gut«, sagte er traurig.
»Ciao, Sandro«, flüsterte sie, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war.
›Er hat Recht, ich bin eine dumme, notgeile Kuh!‹ Lina weinte aus tiefstem Herzen.
Es war Anfang Mai, ein sonniger, warmer Tag, doch sie stand im trüben Regen. Sandro war fort, und sie alleine in ihrem Herrenhaus – ohne Herren. Die Lust war ihr gründlich vergangen, und sie fühlte sich von allen verlassen. Es gab niemanden, an den sie sich noch wenden konnte, außer Sandy. Doch die war in Hamburg.
»Sandy«, hauchte Lina. »Wenn du nur hier wärst.«
Sie erinnerte sich an Sandras Antwort auf die Frage, was sie wohl sagen würde, wenn Lina eines Tages vor ihrer Wohnungstür stünde. »Saugeil« würde sie es finden, und gemeinsam würden sie viel Spaß haben. Lina kannte Sandra. Sie war durch und durch versaut und klitorizentrisch : Das Universum schien sich um Sandra Gärtners Klitoris zu drehen. Doch sie war keine Lügnerin. Sie trug ihr Herz auf der Zunge, und was sie dachte, kam ungefiltert aus ihr heraus. Gehirn und Stimmbänder waren kurzgeschlossen und ihr fehlte jede diplomatische Kontrollinstanz. Lina war auch mal so. Früher, bevor sie unbedingt in die Feine Gesellschaft aufsteigen musste.
Lina fasste einen Entschluss. Der Punkt, alle Brücken abzubrechen, wurde auf hier und jetzt verlegt. Die Welt sollte sich ohne Lina von Leb weiterdrehen. Wahrscheinlich war es der Welt scheißegal.
Ihr Name war Lina Leb. Sie wollte das Leben genießen. Sie wollte ihre Lust ausleben. Mehr war nicht mehr wichtig.
Nackt, wie sie von Sandro stehen gelassen wurde, lief sie nach oben, öffnete ihren Kleiderschrank, zog ein kurzes, flatteriges, knallrotes Kleid und halbhohe rote Schuhe an, schnappte sich Brieftasche und Autoschlüssel, stieg in ihren Cayenne und fuhr los. Die Villa von Leb verschwand im Rückspiegel. Sie schaute nie mehr zurück.
KAPITEL 14
Der Porsche trug sie schnell in den Norden. Die Landschaft flog an ihr vorbei. Städte, Wiesen, Wälder, Raststätten – nichts davon nahm sie wahr. Sie wollte Frankfurt, das mit so vielen negativen Erinnerungen belastet war, weit hinter sich lassen. Wo sie konnte, drückte sie den Tacho über die 200er-Marke. Nie zuvor war sie so schnell gefahren. Sie musste sich auf den Verkehr vor ihrem Wagen konzentrieren, was sie von allem ablenkte, was hinter ihr lag.
Bei Northeim lenkte Lina ihren Hausfrauenpanzer , wie Sandy zu spotten pflegte, in eine Tankstelle. Sie stieg aus und fühlte den Wind. Er umstrich ihre Beine und ihre unbekleidete Lustzone. Ihr flatteriges Kleid
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