Feuchtgebiete: Roman (German Edition)
Unterhose vorbeiwurschteln, und hat sogar Sorge, dass ich gar nicht so weit gehen will. Man spricht ja über so etwas nicht, wenn man sich noch nicht lange kennt. Der Finger berührt dann direkt und ohne Vorwarnung meine triefende Muschi.
Jungs reagieren alle gleich auf dieses Geschenk. Der Finger kriegt einen Herzinfakt und verharrt kurz. Dann muss noch etwas rumgefühlt werden, weil er nicht glauben kann, was er da am Finger hat. Jeder denkt natürlich erst, die hat keine Unterhose an. Wenn die Unterhose mit Loch drin wie bei einem Fühlspiel ertastet wurde, ist klar, dass ich das vor Stunden vorbereitet und gebastelt habe. Das zaubert ein dreckiges, breites Grinsen aufs Gesicht von meinem Zukünftigen. Also zukünftigen Fickpartner.
Ich habe selber einen leichten Schweißausbruch vom Erzählen. Warum mache ich so was eigentlich? Ich glaube, ich bin wegen seinem Kompliment am Anfang berauscht. Immer noch einen draufsetzen, Helen, was?
Robin steht da mit leicht geöffnetem Mund, und meine Geschichte zeigt Wirkung. Ich kann seine Schwanzbeule durch die weiße Pflegerhose sehen. Während ich ihm das erzählt habe, hat es auf dem Flur ununterbrochen geklingelt. Andere Patienten, die was von Robin wollen. Aber nicht das Gleiche wie ich.
»Ok, bis später dann.« Und weg ist er.
Ich habe ihn verstört. Es ist wie ein Sport. Ich muss in
einem Raum immer die Lockerste der Anwesenden sein. Diesmal hab ich gewonnen. Hatte aber auch einen einfachen Gegner, und es war gar kein richtiger Wettbewerb. Eher ein Ausbruch.
Bin jetzt schon aufgeregt, was das angerichtet hat, ob er mir noch mal so wie vorher in die Augen gucken kann. Ich bring mich aber auch in komische Situationen. Kann es sein, dass jeder, der im Krankenhaus arbeitet, egal ob alt, jung, hübsch oder hässlich, sexuell anziehend wird, einfach weil sonst keiner da ist?
Ich puste mir selber in die Nase, um meinen Atem zu kontrollieren. Schon viel besser. Ich muss mir nicht die Mühe machen und aufstehen, um meine Zähne zu putzen. Einfach bimmeln und versaute Geschichten erzählen, schon kommt frische Luft in den Mundraum. Früher hat man doch einem Kind, das ein schlimmes Wort gesagt hat, den Mund mit Seife ausgewaschen. Hat man das wirklich gemacht oder nur so angedroht? Ich werde das mal ausprobieren. Ich sage ein schlimmes Wort und wasche mir dann den Mund mit Seife aus. Dann kann ich das in mein Lebensbuch eintragen. Ich habe mir auch schon mal selber K.O.-Gas ins Gesicht gesprüht, weil ich für mein Lebensbuch wissen wollte, wie sich das anfühlt. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass es ganz ohne Grund K.O.-Gas heißt. Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen. Die Augen fangen nur stark an zu tränen und hören nicht mehr so schnell auf damit. Man muss viel husten, und es läuft einem sehr viel Spucke wasserfallartig aus dem Mund raus. Regt wohl die Schleimhautbefeuchtung an, das Gas. Mir ist langweilig hier. Das merke ich daran, was ich mir so denke. Ich versuche mich mit meinen alten Geschichten selber zu unterhalten. Ich versuche mich durch Selbstunterhaltung davon abzulenken, wie einsam ich bin. Klappt nicht. Mir macht das Alleinsein Angst. Zählt bestimmt zu meinen Scheidungskindbeschwerden.
Ich würde mit jedem Idioten ins Bett gehen, damit ich nicht alleine im Bett sein oder sogar eine ganze lange Nacht alleine schlafen muss. Jeder ist besser als keiner.
Das haben meine Eltern nicht beabsichtigt, als sie sich trennten. So weit denkt man als Erwachsener bei einer Trennung nicht.
Ich lege mich richtig in mein Kissen rein und gucke die Decke über mir an. Da hängt der Fernseher. Das ist es. Ich spiele mein altes Stimmen-erraten-Spiel. Ich hole die Fernbedienung aus der Schublade und schalte den Fernseher an. Mit dem Helligkeitsknopf drücke ich so lange auf Minus, bis der Bildschirm ganz dunkel ist. Jetzt drehe ich den Ton etwas lauter und schalte zwischen den Kanälen hin und her. Ziel ist es, anhand der Stimme die Person zu erraten, die grade spricht. Geht natürlich nur bei bekannten Leuten. Dieses Spiel habe ich irgendwann angefangen, weil ich gegen die Einsamkeit immer Fernsehen gucken wollte, mich aber mehr und mehr über das Fernsehen aufgeregt habe. Das lag vor allem an einer Sache. Wenn die im Fernsehen Sex miteinander hatten und die Frau danach aufsteht, hält sie sich mit der Decke die Brüste zu. Das ist nicht zum Aushalten für mich. Grad haben die noch ineinander gesteckt, und jetzt versteckt sie ihre Titten. Nicht vor ihm, sondern vor
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