Feuchtgebiete: Roman (German Edition)
hat. Ab sechs Uhr morgens flippen die Krankenschwestern irre laut auf dem Flur rum. Die kommen rein, mit Kaffee, die wollen das Zimmer putzen, mich putzen. Man ist gefangen in einem Bienenstock mit lauter fleißigen Bienen, alle fliegen rum und arbeiten irgendwas. Meistens sehr laut. Das Einzige, was kranke Leute wirklich wollen, ist schlafen, und das ist genau das, was sie hier nicht zulassen. Wenn ich nach einer schlechten Nacht – und im Krankenhaus ist jede Nacht schlecht –
am Tag den Schlaf aufholen will, gibt es mindestens acht Menschen, die sich gegen mich und mein Schlafbedürfnis verschworen haben. Niemand, der im Krankenhaus arbeitet, achtet darauf, ob jemand schläft, wenn er ins Zimmer kommt. Alle schreien einfach: »Morgen!« Und machen sehr laut, was sie machen müssen. Man könnte das »Morgen!« auch weglassen und leise und rücksichtsvoll seine Tätigkeit im Zimmer erledigen. Die haben hier was gegen Schlaf. Ich habe mal gehört, dass man Depressive nicht so viel schlafen lassen sollte, weil es die Depression verstärkt. Aber das hier ist doch kein Irrenhaus. Ich habe manchmal den Eindruck, sie müssen mit ihrem ständigen Aufgewecke kontrollieren, ob ihre Patienten noch leben. Sobald einer wegnickt, muss er vom sicheren Tod zurückgeholt werden. »Morgen!«
Leute kommen rein und gehen raus. Jeder will, dass ich Verständnis für ihn habe. Dann wohl für alle. So funktioniert die Welt.
Die Schwester kommt mit einem kleinen Chrommülleimer wieder, den sie auf meinen Nachtschrank stellt. Sie betätigt das schwarze Plastikpedal mit der Hand, der Deckel fliegt auf, und ich lege meine benutzte Mullbinde rein, die zwischen meinen Arschbacken gesteckt hat. Wie Margarete das Plastikpedal bedient, ist auch typisch für gepflegte Frauen. Sie passt ganz genau auf ihre Nägel auf. Berührt alles nur mit der Fingerabdruckfläche. Ein komisches Phänomen. Klar, wenn die Nägel frisch lackiert sind, passt man auf, dass sie nirgendwo drankommen, bis sie trocken sind. Diese Haltung geben manche Frauen aber auch in trockenem Zustand nicht auf. Sieht sehr unanpackend aus. Als würde man sich vor allem, was einen umgibt, ekeln.
»Vielen Dank. Ich bin, was Hygiene angeht, etwas eigen«, sage ich und lächele sie breit an.
Sie nickt wissend, weiß aber nichts. Sie denkt, ich will es hier ordentlich haben und der Geruch stört mich oder ich schäme mich für das Aussehen der Mullbinden, wenn ich sie von dahinten hervorzaubere. In Wirklichkeit bin ich etwas eigen in Sachen Hygiene, weil sie mir scheißegal ist und ich hygienische, gepflegte, keimfreie Leute wie Margarete verachte.
Was ist denn mit mir los, warum rege ich mich so über sie auf? Sie hat mir doch bis jetzt noch nichts getan.
Ich verarsche doch sie mit meinem Mülleimerwunsch und nicht sie mich. Wenn ich jemanden ohne für mich nachvollziehbaren Grund so verachte und am liebsten schlagen oder wenigstens verbal fertigmachen würde, bahnt sich normalerweise meine Periode an. Auch das noch.
Margarete sagt: »Viel Spaß mit Ihrem neuen Mülleimer.«
Ja. Vielen Dank, du Witzpille.
Ich habe doch untenrum schon genug Blut verloren. Und ich habe genug mit meiner Arschwunde hier zu tun, da muss ich nicht auch noch das Periodenblut am Fließen hindern. Wenn man von meinem leichten Gereiztsein kurz vor der Periode absieht, verstehe ich mich ganz gut mit meiner Monatsblutung. Wenn ich blute, werde ich oft besonders geil.
Eine der ersten Zoten, die ich im frühesten Kindesalter auf einer Party meiner Eltern mitbekommen und erst durch mehrmaliges Nachfragen verstanden habe, war: Ein guter Pirat sticht auch ins Rote Meer.
Früher galt es als ekelhaft für einen Mann, eine Frau zu ficken, die blutet. Die Zeiten sind ja wohl lange vorbei. Wenn ich mit einem Jungen ficke, der es gerne hat, dass ich blute, dann hinterlassen wir eine riesige Splattersauerei im Bett.
Am liebsten benutze ich dafür frische weiße Laken, falls ich die Möglichkeit habe, darauf Einfluss zu nehmen. Und ich wechsele sooft es geht die Stellung und die Position im Bett, damit ich das Blut überall verteilen kann.
Ich will dann beim Ficken viel sitzen oder hocken, damit die Erdanziehung mir das Blut besser aus der Muschi rausziehen kann. Wenn ich nur liege, würde sich das Blut eher sammeln.
Ich lasse mich auch besonders gerne lecken, wenn ich blute. Ist ja so eine Art Mutprobe für ihn. Wenn er mit dem Lecken fertig ist und mit seinem blutverschmierten Mund hochguckt, küsse ich ihn,
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