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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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damit wir beide aussehen wie Wölfe, die grad ein Reh gerissen haben.
    Ich mag es auch, den Geschmack von Blut im Mund zu haben, wenn wir dann weiterficken. Das ist für mich sehr aufregend, und meistens bin ich traurig, wenn meine Periode nach zwei oder drei Wolfstagen wieder aufhört.
    Ich habe aber auch Glück. Wie ich das so von anderen Mädchen höre, haben die manchmal tagelang Schmerzen währenddessen. Nicht gerade sexfördernd.
    Ich habe nur kurz vorher, so wie jetzt, sehr überzeugend schlechte Laune und werde unschuldigen Leuten gegenüber äußerst aggressiv. Dann kommt das Blut geflossen, und nichts tut weh. Keine Krämpfe.
    Früher, als die Periode für mich noch neu war, habe ich mir die schlechte Laune sogar geglaubt. Und wurde dann vom Blut überrascht. In der Schule. Für alle sichtbar als roter Fleck hinten am Poteil vom Kleid, weil es im Sitzen kam.
    Wird ja viel gesessen in der Schule. Oder auf Verwandtschaftsbesuch bei der Tante. Ich habe da geschlafen, mir ging es nicht gut. Ich wusste aber nicht, warum.
    Und am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und hatte das ganze Bett voll Blut gemacht. Eine große Lache. Jetzt bin ich nicht so locker, dass ich zu meiner Tante gegangen wäre und ihr gesagt hätte, mir ist da ein kleines Missgeschick passiert. Ich fand, ich konnte da nichts für.
    Ich habe geschlafen und nichts bemerkt. Wusste auch nicht, wie ich das beschreiben sollte, was mir da passiert war. Ich habe mich entschieden, gar nichts zu sagen. Bin am Morgen regulär abgereist und habe ihr die Bescherung ohne Kommentar hinterlassen.
    Sie ist bestimmt ins Zimmer, um aufzuräumen, und hat es sofort gesehen. Ich hatte das noch nicht mal mit der Decke versteckt. All die Liter Rot lagen offen da, für meine Tante zur Inspektion. Seitdem bin ich sehr verklemmt, wenn meine Tante in der Nähe ist. Sie hat mich darauf auch nie angesprochen.
    Typisch Familie!
    Und ich kann an nichts anderes denken, wenn ich sie sehe. Bis mir vor Scham das Blut in den Ohren rauscht.
    Auch bei dem Thema Periode halte ich nichts von Hygiene. Vollkommen überschätzt. Tampons sind teuer und überflüssig. Ich baue mir, wenn ich meine Tage habe und auf Klo sitze, selber meine Tampons aus Klopapier. Da bin ich sehr stolz drauf.
    Ich habe eine spezielle Wickel- und Knicktechnik entwickelt, damit sie lange da drin bleiben und das Blut aufhalten können. Meine Klopapiertampons, muss ich zugeben, stopfen eher die Muschi zu und stauen das Blut, als dass sie es wie handelsübliche Tampons aufsaugen. Ich habe aber meinen Frauenarzt Dr. Brökert gefragt, ob es schädlich für die Muschi ist, wenn das Blut sich eine Zeit lang da drin staut und auf Klo dann im Sitzen abfließt. Und er hat gesagt, es sei ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die Blutung irgendeine reinigende Funktion übernimmt. Aus medizinischer Sicht ist mein Blutstaudamm also unbedenklich.
    Ein paar Mal war ich bei meinem Frauenarzt, weil ein Tampon in mir verlorengegangen war. Ich war mir ganz sicher, dass ich einen reingestopft hatte, konnte ihn dann aber beim Versuch, ihn rauszuziehen, nicht mehr finden. Das ist natürlich ein weiterer kleiner Nachteil meiner selbstgebastelten Tampons: Das helltürkisfarbene Schnürchen zum Rausziehen fehlt. Meine Finger sind eher kurz, und wenn ich in meiner Muschi was suche, komme ich nicht sehr weit. Wenn ich in dieser Situation in Papas Haus war, musste ich ein paar Mal Papas schicke Holzgrillzange zum Suchen benutzen.
    Da waren oft noch Reste von angekokeltem Fleisch und Fett dran. Ich wollte mir nicht die Blöße geben, die Zange zu putzen, bevor sie in mich reingeht. Also habe ich mich in Brökertstellung hingelegt und so gut ich konnte versucht, den Klopapierklumpen in meiner Muschi ausfindig zu machen.
    Mit allen Grillresten dran. Und oft nichts gefunden. Genauso wie ich die Grillzange nicht reinige, bevor ich sie in mich reinstecke, mache ich sie auch nicht sauber, wenn sie nach meinem gynäkologischen Eingriff zurück auf Papas Grilltisch wandert. Bei einem Grillfest mit Freunden der Familie habe ich immer ein breites Grinsen im Gesicht.
    Ich frage alle gerne, ob es schmeckt, und winke meinem grillenden Vater zu, der mir mit der Grillzange lächelnd zurückwinkt. Mein drittes Hobby. Bakterien verbreiten.
    Wenn ich also mit der Grillzange keinen Erfolg bei der Suche hatte und Angst habe, dass mein blutiger Klopapierklumpen in mir verschimmeln und ich doch einen schrecklichen Bakterientod sterben könnte, gehe ich zu

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