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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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geschrieben?«
    »Mir ist nichts bekannt.«
    Naave kaute auf der Unterlippe. »Ich würde uns gerne wenigstens vorher ankündigen. Damit wir, nun ja … empfangen werden.«
    Royia kam heran. Unruhig bewegten sich die Priester, als er an ihnen vorüberschritt. »Naave«, sagte er, Zoi ein flüchtiges Nicken widmend. »Das ist leicht. Laut gesprochene Gebete dringen hinauf zu den Göttern.«
    »Natürlich! Du hast recht.« Sie drehte sich mit gereckten Armen in Richtung des Waldes. Am besten tat sie es sofort, bevor ihr Bedenken kamen. »Gott-Einer, ihr anderen Götter! Hört mich an!«, rief sie laut und staunte über die eigene kraftvolle Stimme. »Ich bin Naave Aq, die neue Hohe Priesterin. Und ich werde mit dem Erwählten kommen. Nehmt uns friedlich auf; ich bitte euch!« Über die Schulter blickte sie zurück. »Betet alle, damit sie es auch wirklich hören.«
    Die hundert Priester und Priesterinnen hoben die Hände und gehorchten; ihr Flehen erfüllte den Hof wie ein Rauschen. Auch Zoi stimmte in das Gebet ein. Nur Royia stand mit verschränkten Armen und schwieg.
    • • •
    Der Hinterleib des Menschentöters tastete nach seiner Armbeuge. Ein kurzer Schmerz. Royia spürte, wie sich das Insekt an seinem Blut labte. Prüfend streckte er den Arm aus, spannte die Muskeln an. Sofort öffnete es die Mandibeln, bereit zum Schuss. Keinen Augenblick zu spät – er zielte auf die Ratatoq, die im Begriff war, sich von einem Ast auf einen der Tempelwächter fallen zu lassen. Der Dorn bohrte sich in ihr geöffnetes Maul. Fauchend und sich windend stürzte die Schlange auf den Boden des Unterwaldes, genau vor Quzas Füße.
    »Bei allen Göttern.« Der Tempelwächter, der Royia damals festgenommen und mit einer bronzenen Schlinge um den Hals in den Tempel geschleppt hatte, machte einen Satz zurück. »Das Biest hätte mich beinahe umgebracht.«
    Er zog sein Lavasteinschwert und machte den Todeszuckungen des Tieres mit einem gezielten Hieb ein Ende. Dann nickte er Royia dankend zu und bedeutete seinen Männern, weiterzugehen. Mit angewidert verzogenen Gesichtern stiegen sie über den schwarzglänzenden Kadaver. Einer ließ es sich nicht nehmen, die Halskrause abzuschneiden und in seinen Gürtel zu stecken. Sie alle warfen Royia und seiner ungewöhnlichen Waffe im Vorbeigehen einen misstrauischen Blick zu.
    Dann folgte die Sänfte, in der Naave durch den Wald getragen werden sollte. Dichtgewebte Vorhänge sollten sie vor den Unbillen der gefährlichen Natur schützen. Vier Tempelwächter trugen die Stangen des Stuhls auf den starken Schultern.
    Und Naave lief nebenher.
    »Du bist ja schon wieder hier draußen«, tadelte Royia sie. Zoi hatte ihr eindringlich ans Herz gelegt, in der Sänfte zu bleiben, und in diesem Fall gab er der strengen Priesterin der Imiqatiqa recht. Es würde die Stadt ins Chaos stürzen, sollte gleich nach dem Tod des Hohen Priesters der nächste Amtsträger ums Leben kommen.
    Naave machte eine abwiegelnde Handbewegung. »Seit drei Tagen lasse ich mich herumschleppen. Meine Beine sind steif wie die einer alten Frau! Hast du vergessen, dass ich sehr wohl imstande bin, den Wald ohne eine Sänfte zu überleben? Sogar ganz allein, wie ich bewiesen habe, erinnerst du dich?«
    Das wilde Funkeln in ihren Augen machte sie so reizvoll, dass er nicht anders als nachsichtig sein konnte. Mit ihrem aus hellem Leder gefertigten kniekurzen Kleid und dem langen Messer an der Seite wirkte sie in der Tat wie eine Anhängerin des Kampfgottes Xipe To. Ihre Haare hatte sie zu einem dicken Zopf gebunden, der über ihrer Schulter lag. Leichte Almarawolle schützte ihre Arme vor Mückenstichen, und silberner Schmuck um Hals und Handgelenke zeigte ihre hohe Stellung an. Er dachte, dass ein solcher Anblick Raubkatzen ebenso bannen müsse wie die Toxinacen.
    »Also schön, ich lasse mich wieder ein Stück tragen«, murrte sie. Statt die Träger anzuweisen, den Stuhl abzustellen, lief sie neben ihnen her, packte die Lehne und schwang sich strampelnd hinauf, so dass die Männer Mühe hatten, die Sänfte gerade zu halten.
    »Wann sind wir da?«, fragte sie, den Kopf zwischen den Vorhängen hindurchstreckend.
    »Bald. Sehr bald.« Ganz genau konnte er das hier unten nicht sagen. Der Wald war ständiger Veränderung unterworfen, und was im letzten Monat noch eine Lichtung oder ein Bachlauf gewesen war, konnte inzwischen überwuchert, von quer liegenden Baumstämmen bedeckt oder von einem Brand geschwärzt sein. Es war an der Zeit,

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