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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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angespanntes Gesicht, von Entschlossenheit erfüllt. Sie wünschte sich, er würde sie fortbringen, wenigstens in den anderen, den düsteren Gang, damit sie dort schlafen konnte. Hier war alles grell und hart. Zugleich wünschte sie, er möge weitergehen, damit sie endlich beenden konnten, weshalb sie gekommen waren. Ihr entging nicht, dass auch er wankte und blinzelte, als plage ihn hinter den Augen ein Schmerz. Spürte er doch den Schattenhauch? Schweiß rann ihm in Bächen die Schläfen hinab; seine Zähne hinter den zurückgezogenen Lippen waren zusammengepresst. Seine Feuerzeichnung begann zu verblassen … Naave wollte auf den Boden, wollte versuchen, allein zu laufen. Doch er hielt sie entschlossen gepackt.
    Er kämpfte sich eine Treppe hinauf. Die Stufen waren scharfkantig, wie frisch aus dem Berg gehauen. Auch sie bestand aus funkelndem Jadegestein. Wo das Licht herkam, ließ sich nicht sagen. Nicht von oben, nicht aus den Wänden. Es war einfach da. Überall war es; nicht der schwächste Schatten war zu sehen. Der Gang machte eine leichte Biegung, wurde steil, dann wieder flacher und niedrig. Wie konnte Royia diesen Weg bewältigen? Oder war er gar nicht so lang, wie es Naave vorkam?
    Der Tod umkreiste sie noch immer wie eine Krähe die reife Frucht. Er nistete in ihren Gedanken, brachte Bilder von Gefahren. Oder waren sie wirklich? Eine schwarzgefleckte Cijac sprang auf sie zu, die Fänge weit aufgerissen. Naave schrie und spürte doch, dass sie still war. Die gewaltige Raubkatze schlug ihre Krallen in Royias Schultern. Er stolperte und begrub Naave unter sich. Er kämpfte, ließ Dorn um Dorn von seinem Menschentöter schnellen. Ganz deutlich sah Naave, wie sich die kleinen, schwarzen Geschosse in das Fell der Katze bohrten. Sie sah jedes einzelne Haar, wie es in Bewegung geriet, sah Blut heraussickern und das erboste Funkeln in den schwarzen Augen des gereizten Tieres. Und doch sah sie zugleich, dass nichts dergleichen geschah, dass Royia weiterhin mit ihr Stufe um Stufe nahm. Die Katze setzte zum Sprung an. Naave schrie, als das gewaltige Tier durch Royia hindurchsprang und seine Fänge sich unmittelbar vor ihrem Gesicht öffneten. Naave glitt in den Schlund. Sie starb, und der Tod lachte.

    Alle ihre Glieder waren wie zerschlagen, als Royia sie auf den Boden gleiten ließ. Sie lauschte. Stille. Nur das Knistern von Feuer und Royias keuchender Atem waren zu hören. Mühsam hob sie die schweren Lider. Sie lag auf der letzten Treppenstufe. Schräg unter ihr gleißte das Jadelicht herauf. Weit über ihr wölbte sich eine grüne Jadekuppel. Golden umrahmte Fenster ließen das Sonnenlicht herein. Papaccivögel flatterten unter der Decke, spielten miteinander und stoben hinaus, wobei sie stolz ihr prächtiges, blau und violett schillerndes Federkleid zeigten. Im blauen Himmel darüber segelte ein Axot dahin.
    Wie sprach das Lied, das Royia ihr aufgesagt hatte? Schönheit über Schönheit erblickt das Auge. Gold, Silber, Edelsteine. Wasser, das munter aus Quellen sprudelt. Vögel, die sich auf der Schulter niederlassen  …
    Sie war auf dem Goldenen Bergpalast.
    Sie rollte sich auf die Seite, um sich aufzurichten. Um zu sehen, was ihren Vater bis ins Innerste erschüttert hatte.

    Royia berührte Naaves Kopf und vergewisserte sich, dass sie bei Bewusstsein war. Die Treppe mündete in einen kreisrunden Raum, die Wände aus Jade glatt und ohne Fugen, anders als er sie in den steinernen Gebäuden der Stadt gesehen hatte. Die Kraft des Gott-Einen musste diese Halle erschaffen haben. Goldene Sonnenreliefs wanden sich um hoch gelegene Fenster, das einfallende Licht bündelte sich auf einem Podest inmitten des Raumes. Eine Gestalt saß hochaufgerichtet auf einem wuchtigen Steinthron, die Hände auf den Lehnen, die wie gedrungene Menschen gestaltet waren, ähnlich der Figur des Tique auf Naaves Insel. Eine Krone aus Gold und goldenen Federn lag um ihr hochgestecktes schwarzes Haar. Auch ihr Gewand bestand aus aneinandergereihten goldenen Stäbchen, Perlen und Plättchen. Jaderinge schmückten ihre nackten Arme, Finger und Zehen.
    Sie zeigte ihr seltenes Lächeln.
    »Du bist ein wenig spät, Royia«, sagte Xocehe.
    Dies musste der Sitz des Herrn der Welt sein. Doch wo war er? Warum saß die Lehrmeisterin der Erwählten auf dem Thron? Die Göttin des achten Mondes?
    Doch als er sich umsah, vergaß er sie sofort wieder.
    In einem Kreis um den Thron standen die Götter der vierzehn Monde. Aus ihren Narbenmustern, die

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