Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
Vom Netzwerk:
Feinde waren die Toxinacen; sie haben entschieden, dass die Welt um jeden Preis bewahrt werden muss. Vierzehn Götter leiden ewig, aber die Welt gedeiht. Ist der Preis nicht angemessen? Ich kann es nicht sagen. Könnte ich es, hätte ich eine Entscheidung getroffen.« Xocehe sah wieder Royia an. »Niemand war so nahe daran, es zu beenden, wie du. Du hättest der Erwählte sein können. Der eine wahre Erwählte. Aber leider hast du es nicht geschafft. Ich bedaure das.«
    Sie wandte sich ab. »Mein Vater«, rief Naave ihr nach. »War er wirklich hier?«
    Xocehe umschritt langsam das Podest. »Ja, das war er. Es ist lange her – in menschlichen Maßstäben. Er war einer der wenigen Hohen Priester, die ihr Recht nutzten, hierherauf zukommen, um dem Gott-Einen ins Angesicht zu schauen. Einen traf auf der Stelle der Schlag, und er stürzte die Treppe hinunter. Dein Vater ist wieder augenblicklich geflohen, noch bevor er begriffen hatte, dass es nicht Toxina Ica war, der auf dem Thron saß. Du bist auch dem Wahnsinn nahe, nicht wahr? Was hält dich hier, Mädchen? Etwa Royia?«
    So war es. Naave hielt den Arm um Royia geschlungen, dessen Zittern immer schwächer wurde. Sie würde es ertragen, hier zu sein. Bis er tot war.
    Nein, ich will es nicht hinnehmen. Ich will nicht, ich will nicht …
    Sie wollte Xocehe noch einmal anflehen, ihn zu retten. Wenigstens diese Entscheidung zu treffen. Doch sie begriff, dass es in den Wind gesagt wäre. Die Göttin der Welt war innerlich erkaltet. Nur deshalb ertrug sie dieses unfassliche Dasein.
    Der Schattenhauch kehrte zurück. Er schwebte über Royia. Naave schlug wild um sich, um ihn zu vertreiben, und ließ doch Royia nicht los. Royia, den sie liebte. Jetzt, da es zu Ende ging mit ihm, wusste sie es bis ins Innerste: Er gehörte ihr, sie gehörte ihm. Sie schrie ihren Zorn hinaus, dass Iq-Iq, wenn das alte Wesen hinter dem Himmelsbogen denn die Wahrheit war, ihr diese Lust an der Liebe gegeben hatte und sie ihr sofort wieder wegnehmen wollte. Sie schrie den Tod an. Sie schrie Royia an, dass er nicht aufgeben dürfe. Aber er hörte sie nicht mehr. Der schwarze Schatten breitete sich über ihm aus, fuhr unter seinen flatternden Lidern hindurch und grub sich in die brechenden Augen …
    »Nein«, heulte Naave. Sie schrie wie ein Tier. »Stirb nicht, Royia!«
    Ihre fliegenden Finger tasteten über den erhitzten Hals, suchten nach Leben. Aber was sie spürte, war nur ihr eigenes Zittern.
    Seine Augen, sein herausfließendes Lichtblut leuchteten schwächer. Wie eine Flammen, die in zu viel Wachs ertrank … Sein Feuer begann zu erlöschen.
    Sein Feuer … Sein Feuer! Er war Feuer!
    Und deshalb konnte er leben.
    »Royia«, rief sie, seinen Kopf mit beiden Händen umfassend. »Royia, wach auf. Bitte wach mir zuliebe noch einmal auf. Ich flehe dich an!«
    Sie hielt den Atem an, um nicht zu überhören, wenn er noch einmal ein Lebenszeichen von sich gab. Das Plätschern des Wassers, das Atmen und Stöhnen der Gequälten, all das war viel zu laut. Ganz dicht beugte sie sich über ihn.
    »Naave …«
    »Ja, ich bin hier.«
    Hatte er wirklich gesprochen? Ihre Fingerspitzen schwebten über seinen Lippen, damit sie es spürte, wenn er sie bewegte.
    »Naave …«
    »Ja, ja! Ich bin hier!« Ihre Tränen tropften auf sein Gesicht. Irrte sie sich, oder glühte das Weiß in seinen Augen wieder ein wenig auf? »Hörst du mich?«
    »Ich … höre dich.«
    »Entsinnst du dich, wie du in Tzozics Käfig gefangen warst? Und plötzlich lagst du draußen? Ich dachte, mich springt Hitze an …«, sie musste sich zwingen, ihre Gedanken zu ordnen. Viel zu überstürzt wollten sie hinaus, aber dann würde er sie vielleicht nicht verstehen. »Ich dachte, du wärst durch die Käfigöffnung herausgekommen. Aber jetzt fällt mir ein, dass es nicht so war. Du bist durch das Bronzegeflecht gekommen, weil du dich ganz in Feuer aufgelöst hattest, für einen Augenblick nur. War es so? Sag, war es so?«
    »Ich … kann mich … nicht … erinnern.«
    Er drohte ihr wieder zu entgleiten. Sie wagte es, ihn an den Schultern zu schütteln. Längst war sie überall an den Händen verbrannt, aber das störte sie nicht.
    »Auf die gleiche Weise kannst du dich von dem Speer befreien.«
    »Wenn er vollständig in Flammen aufgeht, wird alles hier verbrennen.« Die Göttin hatte mittlerweile wieder auf dem Thron Platz genommen und die Hände auf die Lehnen gelegt. »Auch die Götter. Ob ihr beide das überlebt, ist

Weitere Kostenlose Bücher