Feuer der Götter: Roman (German Edition)
nicht falsch«, fuhr sie auf. »Ein Dämon weniger auf der Welt, der Häuser anzündet!«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich habe keine Häuser angezündet, und ich bin auch kein Dämon. Hör zu, ich …«
Er stockte, starrte auf den Wächter, der von der letzten Stufe einen langen Schritt machte und sich vor Tzozic aufbaute. Der Mann überragte den Gastwirt noch um einen halben Kopf, doch seine Gestalt war nicht massig, sondern von tödlicher Geschmeidigkeit. Seine Schultern zierte ein Halskragen aus roten und grünen Perlen, ein eigenartiger Gegensatz zu seiner muskulösen, geölten Brust und den Waffen an seinem Gürtel aus Almaraleder. Eine Hand, die an Größe Tzozics Pranke noch übertraf, spielte drohend mit dem Griff seines Lavasteinschwertes.
»Was wollt ihr?«
Sogar Tzozic schaffte es nicht, sofort zu antworten. Mehrmals klappte er den Kiefer auf und zu, bis es Naave zu viel wurde.
»Ich bringe den Feuerdämon«, sagte sie. Tzozic knurrte leise.
Die Augen des Wächters verengten sich. Sein Blick wanderte von ihr zu Tzozic, dann zu dem Dämon im Käfig. Er brauchte reichlich lange, bis er begriff. Plötzlich riss er das Schwert hoch; die Lavaspitze deutete auf Royias Brust. »Quza!«, brüllte er nach einem Kameraden. »Hol einen Priester, schnell!«
Stattdessen kam Quza die Treppe herabgestürmt. Auch er zog sein grässliches Schwert. »Was ist?«
»Der da drin soll ein Feuerdämon sein.«
»Wie kommst du darauf?«
»Das Mal, bei der Macht des Gott-Einen, das Feuerzeichen, Quza! Siehst du es nicht?«
Naave zuckte zusammen. Der Dämon hatte die Finger durchs Geflecht gesteckt und ihren Arm berührt. Ihr wurde übel vor Schreck. Sie wich zurück und rieb über die Stelle. Doch ihre Haut war nicht verbrannt, nicht einmal warm.
»Öffne den Käfig«, drängte er. »Noch ist es nicht zu spät.«
»Nein«, beharrte sie.
Einer der Wächter winkte die Treppe hinauf. Dort oben, am Pfeilerportal des Tempels, hatten sich einige weißgekleidete Priester versammelt. Einer kam herunter, schlug entsetzt die Hand vor den Mund und hastete wieder hinauf. Immer mehr kamen heraus, junge wie alte, auch Frauen, und tuschelten aufgeregt. Die harten Schritte weiterer Wächter dröhnten auf der Treppe. Der Vorderste hielt eine bronzene Stange mit einer dicken Drahtschlinge.
Der Mann namens Quza sagte: »Tretet zurück.«
Naave tat es zögernd. Es passte ihr nicht, dass von der Belohnung noch nicht die Rede gewesen war; allerdings war jetzt nicht der rechte Moment, davon anzufangen. Im Kreis stellten sich die sechs Männer um den Käfig auf. Das Almara warf nervös den zottigen Kopf hin und her, blieb jedoch stehen. Jeder hatte sein Lavaschwert erhoben, bis auf Quza, der den Draht löste, mit dem der Käfig verschlossen war, und jenen, der sich anschickte, den Dämon herauszuholen.
Breitbeinig stellte sich der Wächter vor die Öffnung, hob die Stange und schob die Schlinge hinein. »Ganz ruhig, ganz ruhig«, redete er auf den Dämon ein, als sei der ein verstörtes Tier. Und tatsächlich entblößte der Dämon die Zähne, presste sich an die rückwärtige Käfigseite und hob den Arm, auf dem sein furchterregendes Insekt hockte.
Naave glaubte etwas zwischen den Mandibeln des Käfers herausschießen zu sehen. Klein, schwarz und tödlich. Der Wächter ließ die Stange fallen und griff sich an die Kehle. Röchelnd taumelte er nach hinten, stolperte über die eigenen Füße und fiel auf das Pflaster, dass es um ihn herum staubte.
»Kümmert euch um ihn!«, brüllte Quza in Richtung jener Zuschauer, die sich am dichtesten herangewagt hatten. Ein junger Priester eilte zu dem Verletzten, der sich in Schmerzen wand, wusste jedoch nichts zu tun. Quza hob die Stange auf und nahm den Platz des anderen ein. Naave wartete, dass auch er durch diese seltsame Waffe fiel, doch der Dämon hob den Arm kein zweites Mal.
Naave beschloss, dem Geschehen den Rücken zuzukehren. Sie hatte immer geglaubt, jeder Feuerdämon sei von hässlicher Gestalt, ein brüllender Unhold, kaum mehr als ein wildes Tier, und nun hatte sie feststellen müssen, dass dieser hier redete und aussah wie ein Mensch. Sie wollte nicht sehen, wie er fortgeschleppt wurde, wenngleich er verdiente, was ihm widerfuhr. Sie wollte nicht zusehen, wie der verletzte Wächter immer stärker zuckte und plötzlich still dalag. Der Priester richtete sich wieder auf, blass wie der Tod, der den Mann ereilt hatte.
Er drehte sich um – und riss Augen und Mund auf. Was
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