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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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regelmäßigen Abständen hatte man an ihren Kanten schattige Bäume gepflanzt. Der hell gleißende Stein war an den Türmen glatt behauen und an den Bauwerken darunter mit Mustern und Bildfolgen versehen. Solche Bilder schnitzte man im Wald in Äste und in die wenigen Möbel in den Baumhütten. Royia fragte sich, wie man Derartiges in solcher Zahl und Kunstfertigkeit in Stein hauen konnte.
    »Das Haus der Götter«, hauchte die junge Frau ehrfürchtig. »Ob man uns da überhaupt hineinlässt?«
    »Wohl kaum«, brummte Tzozic. »Es sei denn, man gewährt uns vorher ein Bad. Allerdings wüsste ich nicht, wozu die Priester solchen Aufwand mit uns treiben sollten.«
    »Da hast du recht«, stichelte sie genüsslich. »So lange kannst du nämlich gar nicht baden, dass du den Fischgestank loswürdest.«
    »Wenn hier jemand nach Fisch stinkt, dann du, meine Liebe.«
    »Aber nicht nach gebratenem!«
    »Gebraten oder roh – den Geruch des Grabens behält man sein Leben lang.«
    Zu Royias Erstaunen wusste sie darauf nichts zu erwidern. Ihr Gesicht verdüsterte sich, und sie presste die Lippen zusammen.
    »Wie heißt du?«, fragte er sie.
    Ihr Kopf flog zu ihm herum. »Wozu fragst du das?«
    »Ich möchte gerne wissen, wem ich es verdanke, meine Freiheit zu verlieren.«
    Doch sie schwieg und starrte weiter geradeaus. Fast hatten sie den Fuß einer der Treppen erreicht. Oben standen Männer mit Speeren und flachen Keulen in den Händen. An den Kanten der hölzernen Keulen glänzten Lavasteinsplitter wie die Zähne gefährlicher Raubtiere.
    »Du irrst dich, wenn du glaubst, es sei richtig, mich an sie auszuliefern«, sagte er.
    Das Lasttier hielt an der Treppe. Die Wächter steckten die Köpfe zusammen, während sie auf das seltsame Grüppchen herabblickten.
    Das Mädchen wollte an Tzozic vorbeilaufen. »Ich bringe den Feuerdämon!«, schrie sie hinauf.
    » Wir bringen ihn«, er schob sie wieder hinter sich. »Wir!«
    Eine kalte Hand griff nach Royias Herz. Bis eben hatte er nicht so recht glauben wollen, tatsächlich in dieser misslichen Lage zu stecken. Unverhofft vor den Toxinacen fliehen zu müssen, war eines. Aber ihnen an jenem Ort, an dem er sie am wenigsten vermutete, sogleich wieder in die Hände zu fallen – es erschien ihm unfasslich.
    Heftig fuhr er mit der Hand über das Bronzegeflecht. Die Haut riss auf. »Lasst mich frei«, sagte er, an das Mädchen gewandt. »Ich werde sonst …«
    »Was wirst du?« Sie funkelte ihn an, offenbar zornig darüber, dass man dort oben nicht schnell genug reagierte. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. Er wusste, weshalb.

    »Ich werde sonst da drinnen sterben«, vollendete er seinen Satz.
    Naave wusste, warum seine Hand aufleuchtete – er war ein Feuerdämon. Doch wie mochte diese Kraft entfesselt werden? Sie hätte ihn fragen können, statt sich mit Tzozic herumzustreiten. Ist doch egal, dachte sie trotzig. In meinem ganzen Leben werde ich keinem mehr begegnen.
    Sollte sich jemals wieder ein Feuerdämon hierher verirren, würde er in den Straßen am Fluss sein Unwesen treiben, nicht jedoch in den besseren Vierteln am anderen Ende der Stadt. Dort, wo sie morgen schon leben würde. Nun, vielleicht nicht gleich morgen; es kostete ja Zeit, ein geeignetes Haus zu finden. Und vorher musste sie ihre Belohnung irgendwo vergraben, am besten auf ihrer kleinen Insel. Dorthin musste sie ohnehin zurück, um Tique seinen Anteil zu geben. Oder sollte sie dem Gott des zehnten Mondes eine größere, schönere Statue hauen lassen und im Garten ihres Anwesens aufstellen? Das würde ihn gewiss freuen.
    »Ich sagte, ich werde sterben!«, knurrte der Feuerdämon. »Willst du das wirklich?«
    Von diesem Wesen angesprochen zu werden, war ihr nach wie vor nicht geheuer. »Ich dachte an mein neues Leben, das ich mir von der Belohnung kaufen werde, dich hierhergebracht zu haben. Sterben, ach was, du wirst schon nicht sterben.«
    Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Lächeln. Er besaß einen Mund, der einen zum Hinsehen zwang. So ganz und gar menschlich … Seine rötlichbraunen Augen mit den Glutpunkten darin ließen an flüssige Lava denken.
    »Was du tust, ist entsetzlich falsch«, sagte er mit einer Eindringlichkeit, die ihr unter die Haut ging. Sein Blick zuckte in Richtung der Wächter, von denen einer jetzt die Treppe herunterkam. Seine Hände umklammerten das Geflecht. Naave glaubte zwischen den Fingern einen rötlichen Schein zu sehen.
    »Solltest du wirklich sterben, wäre das überhaupt

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