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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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erschreckte ihn so? Da spürte sie es auch: Grauenvolle Hitze griff nach ihr. Hitze, die sie zurückschleuderte zu jenem Tag, als die Hütte ihrer Mutter gebrannt hatte. Lauf, Naave, lauf! Vergeblich versuchte sie, ihre Füße zu bewegen. Die Flammen packten sie, wollten sie einhüllen. Ein Schlag gegen ihren Rücken – sie sackte bäuchlings auf den Lehmboden. Staub drang ihr in die Kehle. Wer versuchte da, sie an der Flucht aus der Flammenhölle zu hindern? Jemand schlug ihr auf den Rücken, so dass sie vor Schmerz kaum atmen konnte.
    »Halt still, halt doch still, du dummes Ding! So, jetzt ist es gut, ja. Bei den Göttern, das hätte anders ausgehen können.«
    Es war Tzozic, begriff sie. Er drehte sie auf die Seite.
    »Alles in Ordnung mit dir, Mädchen?«
    »Was … was ist passiert?«
    Er hielt einen Stoffknäuel hoch. »Dein Kleid hat Feuer gefangen, und da habe ich draufgeschlagen.«
    Sie hob sich auf Hände und Knie. Gütiger Tique – sie war nackt!
    Tzozic zerrte sich den Kittel über den Kopf und warf ihn ihr zu. Rasch schlüpfte Naave hinein. Mit seinem fleckigen Lendentuch, über das sich sein Bauch wölbte, wirkte er deutlich weniger beeindruckend. Sein Kittel, der ihm nur bis zu den Knien gereicht hatte, flatterte ihr um die Waden, und sie musste an einer Schulter den Stoff festhalten.
    Brandgeruch hing in der Luft. Der Dämon lag bäuchlings auf dem Steinboden. Das Almara sprang davon, wild mit den Hinterbeinen ausschlagend. Nicht einmal Tzozic dachte daran, sein Lasttier einzufangen; alle starrten auf den Dämon: die Wächter, die Priester und auch die Stadtleute, die sich staunenden Blickes genähert hatten. Sein Körper qualmte, als brenne ein Feuer in seinem Innern. Sein Schurz stand tatsächlich in Flammen und fiel schließlich in verkohlten Fetzen herab. Die Haut auf dem nackten Hintern des Dämons war nicht verbrannt. Nicht einmal gerötet.
    Neben ihm lag sein Insekt. Zumindest dieses Tier, so furchterregend es war, hatte der Tod ereilt, wie man es von einem verbrannten Wesen erwarten konnte. Es war verkrümmt und schien geschrumpft zu sein. Die zuvor schillernden Flügel fielen ab, als Quza es anstupste.
    Vorsichtig schob er die Schlinge über den Kopf des Dämons und drehte die Stange, so dass sich der Draht eng um den Hals legte. Der Oberkörper richtete sich auf, als Quza die Stange in die Höhe drückte. Schlaff hingen die Arme herunter.
    Während sich Naave noch fragte, ob der Dämon an seinem eigenen Feuer zwar nicht verbrannt, so doch erstickt war, sah sie, wie sich sein Brustkorb einmal heftig hob und senkte. Doch er blieb bewusstlos. Quza ließ ihn wieder sinken.
    Die Wächter entrollten Bronzedraht, kreuzten seine Hände auf dem Rücken und wanden den Draht um die Gelenke. Auch die Füße fesselten sie. Offenbar hatte man diesen Draht und auch die Stange im Tempel gelagert, eigens für diesen lange ersehnten Augenblick. Dann nahmen sie an seinen Seiten Aufstellung und hoben ihn hoch. So trugen sie ihn die Treppe hinauf, Quza an der Seite, der nach wie vor die Stange hielt, als führe er den Dämon am Zügel.
    »Ihr habt ihn gebracht?«, fragte ein junger Priester mit großen Augen. »Seid ihr Vater und Tochter?«
    »Tique steh mir bei – ganz bestimmt nicht«, platzte Naave heraus.
    »Das fehlte mir noch, dass die da von meinem Fleisch wär«, brummte Tzozic.
    »Nun … das macht ja nichts«, der Priester lächelte verlegen. »Folgt mir bitte; man wird sich um euch kümmern.«
    • • •
    War ihr der Tempel von außen groß und mächtig erschienen, so war er von innen gewaltig. Naave legte den Kopf in den Nacken und drehte sich, im vergeblichen Bemühen, all diese in Stein gehauenen Muster zu begreifen und die vielen Wandmalereien zu bewundern. Überall fand sich der Bogen der vierzehn aneinandergereihten Monde. Vier besaßen ein mattes Blau, vier waren rötlich, die restlichen weiß und grau. Auch waren sie in unterschiedlichen Größen abgebildet – ganz wie die Monde am Firmament.
    Tique hatte sie hierhergeleitet. Tique würde ihre Treue belohnen.
    Auch die vierzehn Götter zeigten sich häufig auf den Wänden: prächtige Gestalten, überhäuft mit Schmuck aus roten, grünen und weißen Federn und grünen Steinen, die wohl Schmucksteine aus Malachit und Jade darstellen sollten. Gelb, das für goldenen Schmuck stand, fand sich überreichlich. Über Mondmosaike hinweg schritt der Priester, durch breite Gänge und hohe Kammern. In allen Ecken und Nischen standen Podeste

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