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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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vierzehn Priester der vierzehn Götter und des Toxina Ica, des Gott-Einen.«
    Auf ihrem hübschen verquollenen Gesicht breitete sich Fassungslosigkeit aus. »Was hast du da gesagt?«
    »Ich sagte, die vierzehn …«
    »Nein, seinen Namen! Du hast seinen Namen gesagt!«
    Er hob die Schultern.
    »Niemand kennt seinen Namen«, beharrte sie.
    Das war auch in seinem Stamm, den Chacu, so. In allen Stämmen. Man nannte ihn den Gott-Einen, den Einen, die Sonne oder – sehr ehrfürchtig – den Alten. Wie er hieß, hatte ihm erst Xocehe verraten. »Ich bin selbst ein Gott; natürlich kenne ich den Namen des Herrschers.«
    Sie hob die nassen Wimpern und sah ihn an. »Ach ja, ein Gott; ich hörte dich das auf der Insel sagen. Ich dachte, du hättest einen Schlag auf den Kopf bekommen. Aber du hältst dich für fürchterlich wichtig, nicht wahr?«
    Er rieb sich die Schläfe. Ja, er war ein Gott, aber noch vollständig Mensch. Und da Toxina Ica ihn vom Menschlichen nicht mehr befreien würde … Es ist nicht einfach, alles abzulegen, womit man groß wurde, dachte er. »Wie kommt es eigentlich, dass du mir nicht glaubst, dass ich ein Gott bin, aber gleichzeitig erwartest, dass ich dir glaube, du seist die Tochter des Hohen Priesters?«
    »Das ist ja wohl ein Unterschied. Aber du musst mir genauso wenig glauben. Ich tu es ja selbst kaum. Eigentlich bin ich Bogenfischerin und …« Sie brach ab.
    »Und?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Was ist eigentlich ein Hoher Priester? Herrscht er über die Priesterschaft?«
    »Du willst ein Gott sein und weißt das nicht? Ja, das tut er.«
    Noch ein Beweis, dass die Toxinacen nichts mit den Stadtpriestern zu tun hatten; unter ihnen gab es keinen, der sich über die anderen erhob. Aber was nützte ihm das? Die Stadtpriester würden ihm nicht helfen, denn sie wollten ihn ja ebenfalls tot sehen. Und diese Frau mochte eine Tochter des obersten Priesters sein, doch so unwissend wie jene Ratatoq dort, die ihre Halskrause wieder eng an den Körper gelegt hatte und auf einem niedrigen Ast lauerte. Die Schlange bewegte sich nicht. In ihren Augen stand nach wie vor die Mordlust.
    Wie auch immer – die Priester der Stadt hatten nichts mit den Toxinacen zu tun. Kein Toxinac würde freiwillig einen Fuß in diesen erdrückenden Steinbau tun.
    »Ich tue dir den Gefallen und sehe nach, in welcher Richtung die Stadt liegt«, sagte er und erhob sich. »Dazu werde ich dich kurz allein lassen. Bleib auf dem Blatt, dann geschieht dir nichts.« Ganz sicher war er sich nicht, denn so viel wusste er nicht über die Ratatoqs des Unterwaldes. Aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.
    »Wie willst du das machen?«
    Royia deutete hinauf. »Ich sehe mir die Sache von oben an.« Er rannte den nächsten Baum hinauf.

II. Durch den Wald
    5.
    N aave stand der Mund offen. Der Dämon kletterte nicht einfach. Er rannte am Stamm entlang. Lediglich mit den Fingerspitzen suchte er hier und da Halt in der unregelmäßigen Rinde oder an Ästen. Aber seine Füße, vielmehr seine Zehen, glitten auch dort nicht ab, wo der Baum glatt war. Und er bewegte sich so schnell, als liefe er über ebenen Boden.
    Deshalb also sagt man, Feuerdämonen könnten fliegen.
    Kaum war er im Blattwerk verschwunden, wurde ihr bewusst, dass sie neben einem Feuerdämon gesessen hatte. Und sich mit ihm unterhalten, als sei er irgendein Mensch! Was war da nur über sie gekommen? Nach dem, was sie an diesem Tag erlebt hatte, war das wohl verständlich. Aber bleiben und auf seine Rückkehr warten? Nein. Vielleicht würde er sie ja anzünden, sobald er die eigene Verwirrung abgelegt hatte.
    Naave meinte in den rotglänzenden Schlangenaugen Schadenfreude zu lesen, dass ihr Opfer nun allein war. Sie nahm den Dolch und begann den Blattstiel durchzuschneiden. Milchige Flüssigkeit ergoss sich über ihre Hand. Naave sprang von dem Blatt und hob es auf, um es wie einen Schild vor sich zu halten. Das war schwieriger als gedacht, denn es war schwer und glatt. Sie schaffte es, einen Arm darumzulegen und es an sich zu drücken.
    Wohin jetzt? Irgendwohin. Weit konnte der Fluss nicht sein; wenn sie ihn nach ein paar Schritten nicht fand, würde sie in eine andere Richtung gehen.
    Sie musste das Blatt hochhalten, um nicht darüber zu stolpern, und umbiegen, damit es ihr nicht die Sicht nahm. Ihr kam ein unziemlicher Fluch über die Lippen.
    Dicht hinter ihr ein Zischen.
    Naave drehte sich, den Dolch vor sich haltend.
    Die Ratatoq war ihr dicht auf den Fersen. Das

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