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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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Männer, die nicht weniger heruntergekommen aussahen. Ihre schulterlangen, glatten Haare waren ebenso schwarz wie die des Dämons, ihre Haut ebenso hell. Sie trugen Schurze aus Bast, bunt bemalte Holzkettchen und hatten schlechte Zähne. Ein alter Mann, dessen breites Grinsen nur noch einen Zahn zeigte, erhob sich mit ausgebreiteten Armen.
    »Gäste! Das passiert selten. Und was für welche …« Staunend wanderte sein Blick vom Schmuck des Dämons zu Naaves kostbarem Kleid und zurück. Solch gieriges Glitzern in den Augen war ihr von den Märkten wohlvertraut. »Kommt nur her. Sitq, bring mehr vom Rauschtrank!«
    Tatsächlich, die Leute zeigten sich freundlich. Und in der Nacht werden sie uns ausrauben. Alle rückten auf ihren kurzen, umgelegten Baumstämmen zur Seite, um Platz zu schaffen. Der Dämon setzte sich, und da Naave zögerte, zog er sie an seine Seite. Eine Frau trat aus einer der Hütten, mit einem Kind auf der Hüfte und einer Kürbiskalebasse in der Hand, die sie dem Einzahnigen gab. Dass die Männer Familien hatten, beruhigte Naave keineswegs. Diese Frau würde womöglich unbeeindruckt zuschauen, während ihr Mann den Gästen in der Nacht die Kehlen durchschnitt.
    »Hier, trinkt«, der Alte reichte die Kalebasse dem Dämon. »Wer seid ihr?«
    »Mein Name ist Royia.«
    »Und deine hübsche Begleiterin?«
    »Ich …«, begann sie verwirrt. Er hat einen Namen? Irgendwie hatte ich geglaubt, so ein Feuerscheusal könne keinen Namen haben.
    »Sie heißt Naave«, half er ihr aus.
    »Und sie ist dein Weib?«, fragte der Alte neugierig.
    Sie schnappte nach Luft. »Bestimmt nicht!«, stieß Royia hervor – es waren genau die Worte, die ihr auf der Zunge gelegen hatten.
    In gespieltem Erschrecken riss der Düstere die Hände hoch. »Verzeiht mir, dass ich das annahm.« Sein Lachen war so hässlich wie er selbst. »Es ist nur – du trägst so feingewebten Stoff, Mädchen, und er so kostbaren Schmuck …«
    Eine unwirsche Handbewegung des Dämons schnitt ihm das Wort ab. »Ich geriet eher unfreiwillig an sie.«
    Ihr blieb noch einmal der Atem stehen. Er hatte sie entführt! Ohne ihn wäre sie noch in der Stadt, im Tempel sogar! Das stimmt nicht ganz, ohne ihn wäre ich noch auf meinem Inselchen und würde Fische und Tepehuanos jagen  …
    »Es wäre mir recht, wenn ihr aufhören würdet, über mich zu reden«, sagte sie erbost. Erneut hob der Alte in einer übertriebenen Geste die Hände, als fürchte er, sie werde ihm auf den Kopf schlagen. Royias Mundwinkel zuckte. Er schien seinen Spaß an ihrer Empörung zu haben. Wie konnte ein Dämon so … menschlich wirken?
    »Tun wir deiner Freundin den Gefallen«, sagte der Alte leutselig und klopfte auf seine Brust. »Ich bin Canca. Und ihr – ihr seid anscheinend auch welche, die sich die Stadt anschauen wollen, hm? Aber ihr wisst schon, dass man euch die Düsteren nennen wird? Haha, die Düsteren! Nirgends ist es dunkler als im Wald!«
    Naave sah sich von der Frau gemustert. »Die ist doch aus der Stadt«, sagte Sitq. »Wer trägt denn im Wald solch ein Kleid, du Dummkopf? Ihre Haare sind braun wie Anguaholz, und ihre Haut ist von der Sonne gebräunt.«
    Die Männer neigten sich vor, um Naave genauer anzustarren. »Jetzt seh ich’s auch, der Eine soll mich verfluchen!«, rief Canca. »Eine Stadtfrau! Wie kommst du auf die andere Seite?«
    »Das geht dich …«
    Der Dämon legte eine Hand auf ihren Schenkel. Sie zuckte zusammen. »Eine lange Geschichte, die sich beim Essen besser erzählen ließe. Sie hat Hunger, und ich bräuchte Dornengrün – habt ihr welches?«
    Wie kam er darauf, zu behaupten, sie hätte Hunger? Aber angesichts des Fleisches, das da in der löchrigen Pfanne auf dem Feuer brutzelte, fühlte sich ihr Magen mit einem Mal tatsächlich sehr flau an.
    »Wozu brauchst du Dornengrün?«, wollte der Alte wissen. »Hat dich ein Menschentöter erwischt?«
    »So ist es«, antwortete Royia. »Im Rücken.«
    Naave entging nicht, dass der Dämon bei diesen Worten jedem in die Augen sah. Als erhoffe er, dass einer aufsprang und sich der Tat brüstete.
    »Zeig her.« Canca stemmte sich stöhnend hoch und wankte breitbeinig hinter ihn. Nur zögerlich neigte der Dämon den Kopf und zog den Haarstrang nach vorne. »Ah«, murmelte der Alte und wiegte den Kopf. »Dornengrün ist immer gut, wenn einen der Dorn eines Menschentöters erwischt. Aber es gibt ja verschiedene Töter, manche verletzen nur, andere pumpen Gift in den Körper. Dich hat da ein

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